Zu wenig Finanztransparenz bei Krankenkassen

Symbolfoto: Finanztransparenz bei Krankenkassen
Umfrage zu Finanztransparenz bei Krankenkassen: „Es ist ihr gutes Recht, Bescheid zu wissen.“ (Foto: janews094/123rf.com)

Eine repräsentative Umfrage der Siemens-Betriebskrankenkasse zeigt: Ein Großteil der gesetzlich Krankenversicherten wünscht sich mehr Informationen über die finanzielle Situation der Krankenkassen. Bei etlichen Kassen herrscht jedoch Schweigen.

Insgesamt stellt sich für einen Großteil der gesetzlich Versicherten in Deutschland die Finanzierung ihrer Krankenkasse wie ein Buch mit sieben Siegeln dar. Besonders schwach: Verglichen mit den Zahlen, die sich in der gleichen Befragung im Jahr 2014 ergaben, hat sich nahezu nichts geändert. Der mangelhafte Durchblick der Versicherten resultiert dabei nicht aus Desinteresse, sondern primär daraus, dass die Kassen über ihre finanzielle Situation kaum Auskunft geben müssen.

Mehr über das Wissen zur Finanzsituation ihrer Krankenkasse wollte die Siemens-Betriebskrankenkasse herausfinden. Bei Online-Umfragen durchgeführt von YouGov Deutschland wurden für die Umfrage im Jahr 2014 rund 1.000 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt, die gesetzlich krankenversichert sind. 2021 haben insgesamt 2.093 Teilnehmer (davon 1.815 gesetzlich krankenversicherte Personen) an der Umfrage teilgenommen. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Die Ergebnisse lassen einmal mehr aufhorchen: Viele der Befragten haben keine Vorstellung davon, wie die von ihnen eingezahlten Krankenkassenbeiträge verwaltet werden. So gaben in der aktuellen Umfrage 23 Prozent der Befragten an, dass die Krankenkassenbeiträge zentral verwaltet werden, 34 Prozent denken, dass ihre Kassen die Einnahmen selbst verwalten. 41 Prozent geben an, es nicht zu wissen. Diese Zahlen haben sich gegenüber 2014 nur marginal verändert.

Verbreitetes Unwissen

29 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass es einen einheitlichen Beitragssatz für alle gesetzlichen Krankenkassen gibt. Ein Drittel der Befragten weiß nicht, dass sich der Krankenkassenbeitrag aus einem einheitlichen Satz und einem kassenindividuellen Zusatzbeitrag zusammensetzt.

51 Prozent gaben in der aktuellen Umfrage an, dass sie sich wünschen, dass der Prozess der Geldverteilung für die Krankenkassen nachvollziehbar und kontrollierbar ist. Über die Hälfte der Befragten (58 Prozent) fordert auch, dass der Prozess für die interessierte Öffentlichkeit transparenter ist. Auch Verbraucherzentralen (47 Prozent) und der Bund der Steuerzahler (45 Prozent) sollten laut den Befragten einen transparenteren Einblick in den Prozess bekommen. Nur acht Prozent (2014: 10 Prozent) haben vollstes Vertrauen in die Gesundheitsexperten, die gegenwärtig tatsächlich für eine fehlerfreie und gerechte Verteilung der Beiträge an die Krankenkassen sorgen.

Versicherte fordern Einblick in die Geschäftsbücher

Unverändert hoch ist auch der Wunsch der Bürger, dass die Krankenkassen gesetzlich verpflichtet werden sollten, einen uneingeschränkten Einblick in ihre Geschäftsbücher zu gewähren und einen Finanzbericht vorzulegen. Im Jahr 2014 sprachen sich 86 Prozent der Befragten dafür aus, in diesem Jahr waren es 87 Prozent. Einzig: Im Bundesgesundheitsministerium scheint dieses deutliche Signal nicht anzukommen, denn es passiert diesbezüglich nichts.

Verlässliche Finanzplanung nicht immer möglich

Die Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) veröffentlicht seit Jahren regelmäßig ihre Geschäfts- und Quartalsberichte und sieht sich damit als Vorreiter in Sachen Finanztransparenz. Das wünscht sich die Krankenkasse auch von anderen Anbietern: „Wir können den Wunsch nach mehr Information nur unterstützen“, unterstreicht SBK-Finanzexperte Christian Keutel. „Die Versicherten vertrauen uns ihr Geld an. Wir fungieren als Treuhänder für die Versichertengelder und garantieren dafür, dass diese nachhaltig eingesetzt werden. Da ist es ihr gutes Recht, Bescheid zu wissen. Hinzu kommt: Eine verlässliche und zukunftsfähige Finanzplanung lässt sich nur realisieren, wenn wir wissen, wie viel Geld zur Verfügung steht. Und das ist im Moment leider nicht immer der Fall.”