Wirkstoff zerstört multiresistente Keime

Das Regensburger Biotech-Unternehmen Lisando hat einen antibakteriellen Wirkstoff entwickelt, der multiresistente Keime zerstört. Damit könnte ein großer Schritt im Kampf gegen bakterielle Infektionen gelungen sein.

Multiresistente Bakterien, gegen die gängige Antibiotika unwirksam sind, gelten zunehmend als Problem, insbesondere in der stationären Krankenversorgung. Infektionen gehören zu den häufigsten Komplikationen eines Krankenhausaufenthaltes. Am häufigsten treten Harnwegsinfekte, beatmungsassoziierte Lungenentzündungen und Wundinfektionen nach Operationen auf. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) schätzt die Zahl der dadurch verursachten jährlichen Todesfälle auf bis zu 30.000. Als letzte Therapiemöglichkeit bei multiresistenten, gram-negativen Bakterien wird in Kliniken immer häufiger das Reserve-Antibiotikum Colistin eingesetzt. Bakterienstämme mit dem mcr-1 Gen sind jedoch auch gegen Colistin resistent und gelten daher als besonders gefährlich. Die WHO spricht in diesem Zusammenhang bereits vor der post-antibiotischen Ära.

Wirkstoff-Spezialist

Das im BioPark Regensburg ansässige Biotechnologie-Unternehmen Lisando GmbH entwickelt antibakterielle Wirkstoffe. Dabei fokussiert es die Entwicklung lytisch wirkender Proteine. Die „Artilysine“ genannten Wirkstoffe könnten nun einen Durchbruch im Kampf gegen multiresistente Bakterien darstellen, darunter auch den erst kürzlich entdeckten sogenannten „Superkeim“ mit dem Resistenzgen mcr-1. Die nach ISO 13485 entwickelten, maßgeschneiderten Proteine, zerstören die Bakterien durch einen mechanisch-physikalischen Mechanismus.

Die Wirkstoffe lagern sich unspezifisch an die Zellwand der Ziel-Bakterien an und destabilisieren diese. Aufgrund des hohen osmotischen Innendrucks platzen die Zielbakterien in Bruchteilen von Sekunden. Der Wirkmechanismus funktioniert sowohl bei pathogenen gram-negativen wie auch gram-positiven – antibiotikaresistenter – Bakterien. Neueste Forschungsergebnisse des Unternehmens zeigen, dass die Technologie auch bei mcr-1 positiven Keimen wirksam ist und diese zuverlässig eliminiert.

Plattformtechnologie

Neben der hohen Effizienz zeigen die Daten auch, dass selbst durch intensiven Selektionsdruck keine Resistenz gegen den Wirkstoff provoziert werden kann. Dr. Manfred Biebl, Prokurist und Direktor Entwicklung von Lisando ist zuversichtlich, damit eine wirksame Plattformtechnologie im Kampf gegen multiresistente Erreger zur Verfügung stellen zu können.

Info
Die Regensburger Lisando GmbH ist mit ihren 16 Mitarbeitern Teil der Lysando AG mit Sitz in Triesenberg, Liechtenstein. Zur Unternehmensgruppe zählt auch die Lisando Thailand Ltd. mit fünf Mitarbeitern, die Forschungsprojekte in Asien koordiniert.