Nur wenige Ärzte verschreiben Gesundheits-Apps

Eine Toolbox des Fraunhofer FIT soll die DiGa-Entwicklung beschleunigen. (Foto: antonioguillem /123rf.com)
Eine Toolbox des Fraunhofer FIT soll die DiGa-Entwicklung beschleunigen. (Foto: antonioguillem /123rf.com)

Seit Oktober können Ärzte Gesundheits-Apps verordnen. 24 Prozent der Mediziner wollen die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) verschreiben. In die Tat umgesetzt haben das allerdings bislang nur wenige.

Seit Oktober können sich Versicherte Gesundheits-App für Tablet oder Smartphone auf Rezept verschreiben lassen. Jeder vierte Arzt will digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) verordnen. Allerdings haben das erst zwei Prozent der Mediziner bereits getan. Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage, die der Bitkom zusammen mit dem Ärzteverband Hartmannbund im November 2020 durchgeführt hat. Demnach finden 68 Prozent der Ärzte, die bereits eine Gesundheits-App verschrieben haben oder das tun wollen, dass diese eine sinnvolle Ergänzung zum medizinischen Standardangebot sind. 29 Prozent sind der Meinung, dass digitale Gesundheits-Apps in bestimmten Fällen sogar konventionelle Therapien ersetzen werden.

Schneller Ausbau der Angebots nötig

29 Prozent der Ärzte fordern, das Angebot an Gesundheits-Apps solle schnell ausgebaut werden. Bei den jüngeren Ärzten zwischen 25 und 44 Jahren, die Gesundheits-Apps verschreiben wollen oder dies bereits getan haben, sagt das mehr als jeder Zweite (53 Prozent) – und damit deutlich mehr als bei den Ärzten ab 45 Jahren (elf Prozent). „Gesundheits-Apps auf Rezept können das medizinische Angebot in Deutschland sehr gut ergänzen und bringen die Digitalisierung des Gesundheitssystems einen großen Schritt voran“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Bislang sind erst sechs digitale Gesundheitsanwendungen zugelassen – die Prüfung weiterer Angebote müsse jetzt schnell fortgeführt und abgeschlossen werden.

Informationsbedarf groß

Was Nutzen und Indikation der Gesundheits-Apps betrifft, gibt es unter den Ärzten in Deutschland noch einen großen Informationsbedarf. Die Mehrheit von 58 Prozent der Ärzte, die digitale Gesundheitsanwendungen jetzt oder künftig verschreiben, wünscht sich eine zentrale Plattform, auf der sich Ärzte und Patienten über die verfügbaren digitalen Gesundheitsanwendungen informieren können. Allerdings weiß jeder zehnte Mediziner (zehn Prozent) generell nicht, was eine digitale Gesundheitsanwendung überhaupt ist. Weitere 15 Prozent antworteten auf die Frage, ob sie eine solche App bereits verschrieben haben oder künftig verschreiben wollen mit „weiß nicht“. „Wir müssen die Ärzte noch besser über die Möglichkeiten digitaler Gesundheitsanwendungen informieren“, so Dr. Klaus Reinhardt, Bundesvorsitzender des Hartmannbundes. „Wichtig ist aber auch, dass die digitalen Gesundheitsanwendungen dem Patienten helfen und für die Ärzte Diagnose und Therapie wirklich vereinfachen. Nur dann werden sie auch in der Breite ankommen und ihren vollen Nutzen entfalten.“

Datenschutzbedenken und mangelndes Vertrauen

28 Prozent der Ärzte wollen ihren Patienten auch in Zukunft keine Gesundheits-App verschreiben. Die Mehrheit aus dieser Gruppe (57 Prozent) nennt Datenschutzbedenken als Grund für diese Ablehnung. Weiteren 41 Prozent mangelt es an Vertrauen in die Technologie. Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) verfügt über zu wenige Informationen über digitale Gesundheitsanwendungen. „Die beste App hilft niemandem, wenn Ärzte sie nicht verschreiben“, so Bitkom-Präsident Achim Berg. Deshalb ist es seiner Ansicht nach wichtig, dass sich jeder Arzt mit den neuen digitalen Möglichkeiten auseinandersetzt und Politik und Krankenkassen umfassend über Nutzen, Anwendung und Verordnungsmöglichkeiten informieren.