Der Chaos Computer Club (CCC) kritisiert den aktuell laufenden, kostspieligen Konnektorentausch für die Telematik-Infrastruktur und zeigte Alternativen auf. Die zuständige Gematik nutzt die Kritik für eine Klarstellung.
Der CCC kritisierte kürzlich, dass nach nur fünf Jahren Laufzeit ein Gerätetausch für den fortgesetzten Betrieb der Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen alternativlos sein soll. Der Tausch belaste das Gesundheitssystem mit Mehrkosten von rund 400 Millionen Euro, bemängelt der CCC. Zudem zeigte der Verein einen Weg auf, wie der teure Hardware-Tausch vermieden werden kann.
Hierzu nahm jetzt wiederum die zuständige und vom CCC kritisierte Gematik Stellung: Ihrer Meinung nach seien die vom CCC veröffentlichten Auswertungen und Vorschläge nicht grundsätzlich neu: Die Möglichkeit der Zertifikatsverlängerung für einen Konnektor habe die Gematik ihren Gesellschaftern mehrfach vorgeschlagen. Doch die Gematik-Gesellschafter hätten sich gemeinsam mehrheitlich für den Konnektortausch entschieden.
Hintergrund ist, dass die Zertifikate in den Konnektoren mit Ablaufdaten versehen sind. Seit September 2022 laufen die fünfjährigen Zertifikate der ersten Konnektoren ab. Zur Gewährleistung eines kontinuierlichen Betriebs der TI wurden verschiedene Optionen in den Gremien der Gematik diskutiert – zuletzt auf der Gesellschafterversammlung am 29. August 2022.
Schwarzer Peter bei den Gesellschaftern
Die Gematik hebt hervor, dass sie den Gesellschaftern mehrfach alle Optionen zum Konnektor für den Übergang zur TI 2.0 vorgestellt habe. In diesem Zusammenhang wurden als Lösungsmöglichkeiten sowohl die Laufzeitverlängerung als auch der Gerätetausch mit den Vor- und Nachteilen beschrieben und zur Entscheidungsfindung dargelegt.
Die Gesellschafterversammlung vom am 29. August habe sich dann jedoch für den Konnektortausch als kurzfristig beste Lösung entschieden. Bei allen Konnektoren mit Zertifikaten, deren Gültigkeit bis August 2023 abläuft, ist demnach wegen veralteter Technik ein Austausch des Gerätes die einzig sinnvolle Alternative. Der Hardwaretausch wurde als insgesamt sicherste und wirtschaftlichste Lösung identifiziert.
Alternativen zu neuen Konnektoren
Für Zertifikate, deren Gültigkeit ab August 2023 endet, sollen Alternativen angeboten werden. Die Alternativen zum Konnektortausch sind eine Laufzeitverlängerung der Zertifikate durch ein Firmware-Update des Konnektors bis Ende 2025 oder ein Anschluss an einen Konnektor, der in einem Rechenzentrum betrieben wird.
Der Beschluss der Gesellschafterversammlung ermögliche es, dass längst nicht alle Konnektoren getauscht werden müssen und die dadurch entstehenden Kosten deutlich niedriger sind, als vom CCC berichtet.
Voraussetzung hierfür sei ein neues Finanzierungsmodell. Die Gesellschafter haben bei der besagten Versammlung Ende August empfohlen, das Finanzierungsmodell für die sichere Anbindung an die Telematikinfrastruktur anzupassen, um neben dem Konnektortausch weitere Varianten bei der TI-Anbindung zu ermöglichen. Die Gematik weiter: „Hierzu müssen entsprechende gesetzliche Grundlagen geschaffen und die Finanzierung zwischen den Bundesmantelvertrags-Partnern geklärt werden.“
Die Gematik GmbH wurde 2005 von den Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens gegründet, um gemäß gesetzlichem Auftrag die Einführung, Pflege und Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und ihrer Infrastruktur in Deutschland voranzutreiben.
Die Gesellschafter der Gematik sind das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die Bundesärztekammer (BÄK), die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Deutsche Apothekerverband (DAV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV-SV), der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV).