Change-Award geht an Lukaskrankenhaus Neuss

Auf dem 13. Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg wurde die Idee eines flexiblen Mitarbeiterpools nach niederländischem Vorbild vom BQS Institut für Qualität & Patientensicherheit mit dem ersten, deutschen Change-Award ausgezeichnet.

Der Schlüssel zu einer besseren Patientenversorgung liegt häufig in der Qualifikation und Motivation der Klinikmitarbeiter. Doch was soll man tun, wenn die Fachkräfte beispielsweise in der Pflege immer schwerer zu finden sind, die Rahmenbedingungen von Arbeitsvertrag bis Dienstplangestaltung nicht auf die aktuellen Lebensphasen der Mitarbeiter angepasst sind? Unzufriedenheit, Ausfälle und Rationierung hochaufwendiger Pflegemaßnahmen sind die Folge. Die Qualität sinkt und die Führungskräfte sind mehr mit der Verwaltung des Missstandes beschäftigt, als mit der Weiterentwicklung des Klinikunternehmens. Ein Teufelskreis, den jedes betroffene Krankenhaus durchbrechen möchte. Doch nur wenige finden einen raschen Weg aus dieser Misere.

Niederlande als Vorbild

Das Lukaskrankenhaus aus Neuss entschied sich zur Lösung dieses Problems für einen Ansatz, der eher bei unseren niederländischen Nachbarn Anwendung findet; den „Flexpool“. Einem variablen Mitarbeiterpool, der die Steuerung von Unter- und Überkapazitäten auf den Stationen regelt. Unternehmensführung, Betriebsrat sowie Mitarbeiter selbst gestalteten den Ansatz gemeinsam und veränderten damit nachhaltig die Unternehmenskultur. Ein Arbeitszeitmodell, das Mitarbeitern mit Familie mehr Stabilität in der persönlichen Zeitplanung gibt. Ob für die Öffnungszeiten von Kita oder der Urlaubsplanung in den Ferienzeiten. Und auch Wiederkehrern nach Erziehungszeiten konnte damit ein Weg zurück in die Pflege eröffnet werden.

Die Jury bestehend aus Vertretern des Bundesministeriums für Gesundheit, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, dem Aktionsbündnis Patientensicherheit sowie der Unternehmensberatung Oberender & Partner durch Dr. med. Jochen Baierlein, Dr. Martina Oldhafer aus dem UKSH (Leiterin für Changemanagement und Jury-Leitung), Prof. Dr. med. Alena Buyx aus dem Institut für experimentelle Medizin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie die Psychologin Eva Lampmann des BQS Instituts entschieden sich unter einer Vielzahl an Einreichungen aus Patientenkommunikation, medizinischen Versorgungskonzepten sowie Personalmanagementansätzen für das Change-Projekt des Lukaskrankenhauses.

Maßnahme gegen Fachkräftemangel

„Ein tolles Thema. Ein sehr mutiger Change und ein Leuchtturmprojekt zugleich, das bis hinein in die Leitsätze des Klinikunternehmens Eingang findet. Darüber hinaus wertschätzend unter Berücksichtigung aller im Prozess beteiligter Mitarbeiter von der Unternehmensführung bis hinunter in die Pflege“ lobte Felix Dorn, Leiter Marketing und Vertrieb des BQS Instituts und Verantwortlicher für den Deutschen Change Award. „Die Jury hatte eine wirklich schwierige Aufgabe zu lösen. Alle Einreichungen waren vorbildlich und trugen einen klaren Patientennutzen in sich. Letztlich machte nun aber ein Thema das Rennen, dass wohl eines der größten derzeitigen Probleme in der Versorgung darstellt; der Fachkräftemangel. Ein Kernproblem, welches wir in den Ergebnissen der Picker-Befragungen für unsere Kunden immer wieder identifizieren. Gerade mit dem Deutschen Change Award wollen wir aufzeigen, dass die Herausforderung größer ist. Umfassende Veränderungsprozesse müssen angestrebt werden, um den Herausforderungen in der patientenzentrierten Versorgung gerecht zu werden.“

Jährliche Auszeichnung

Der Deutsche Change Award wird ab 2017 jährlich vom BQS Institut verliehen und soll zur Umsetzung ambitionierter Veränderungsprojekte in deutschen Kliniken motivieren. Und auch in Zukunft soll eine hochrangige Jury aus Politik, Wissenschaft, Interessenvertretung und operativer Umsetzungskompetenz über den besten Antrag entscheiden.

Das in Düsseldorf und Hamburg ansässige BQS-Institut veröffentlicht wissenschaftliche Gutachten zur medizinischen und pflegerischen Qualität in Krankenhäusern. Weitere Schwerpunkte sind wissenschaftliche und statistische Methoden, Informationstechnik zum Management großer Datenmengen (Big Data) sowie der Darstellung und Bewertung von Ergebnissen.