Das Hamburger MedTech-Unternehmen Vitabook löscht aus Protest gegen den Facebook-Datenskandal seinen Account und ist im weltweit größten, sozialen Netzwerk künftig nicht mehr vertreten.
Vitabook will Facebook nicht mehr unterstützen: „Es reicht“, betont CEO Markus Bönig. „Der Schutz persönlicher Daten ist für uns ein unumstößliches Gebot. Darum haben wir uns zum Boykott von Facebook entschieden.“ Auch andere Unternehmen kritisieren das Verhalten von Facebook und ziehen Konsequenzen: Das Unternehmen Mozilla, Entwickler des Web-Browsers Firefox, will solange keine Werbung mehr auf Facebook platzieren, bis das Unternehmen seine Datenschutz-Einstellungen verbessert hat. Der Lautsprecher-Anbieter Sonos stoppt für eine Woche die Online-Werbung.
Vitabook kehrt Facebook endgültig den Rücken. „Der aktuelle Skandal ist ja nur einer von vielen. Ich teile die Meinung von EU-Justizkommissarin Vera Jourová, dass der Skandal ein Weckruf für uns alle sein sollte. Letztlich geht es um die Grundfeste unserer Demokratie“, begründet Unternehmenschef Markus Bönig die Entscheidung.
Unberechtigter Zugriff auf Nutzer-Daten
Die jüngste Enthüllung über Facebook brachte ans Licht, dass sich das Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica über eine App unberechtigt Zugang zu Informationen von rund 50 Millionen Facebook-Nutzern verschaffte. Anhand der Datenauswertung soll Cambridge Analytica zum Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 wesentlich beigetragen und ebenfalls eine entscheidende Rolle in der Kampagne zum Brexit-Referendum gespielt haben. Facebook waren diese Fakten seit 2015 bekannt. Das Unternehmen gab sich aber mit der Zusicherung zufrieden, die Daten seien gelöscht worden. Die Nutzer wurden über diese Vorgänge nicht informiert.
Oberste Datenschützerin zweifelt
Facebook-Gründer und Chef Mark Zuckerberg behauptet zwar, die Software-Schnittstellen, die einer Umfrage-App einen so breiten Zugriff auf Nutzerdaten ermöglichen, seien dichtgemacht worden. Doch beispielsweise die Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff bezweifelt das. Das Geschäftsprinzip von Facebook sei es ja gerade, Daten zu generieren und sie gewinnbringend zu vermarkten. „Wir möchten diese Machenschaften von Facebook in keiner Weise unterstützen. Deshalb sind wir diesen deutlichen Schritt gegangen“, resümiert Bönig.