Stresstest für Krankenhäuser

Beraterin Nina Vrielink
Beraterin Vrielink: „Warum gibt es keine Stresstests für Krankenhäuser?“ (Foto: Cetus)

Eine von einem Essener Beratungsunternehmen entwickelte Software soll das Krankenhaus-Management durch simulierte Veränderungen wichtiger Rahmenbedingungen vereinfachen. Datenmodelle geben konkret Aufschluss über die wirtschaftlichen Auswirkungen von Management-Entscheidungen.

Über den sogenannten „Bankenstresstest“ wird in der Wirtschaftspresse regelmäßig berichtet. Keine Frage: Eine kontinuierliche Überprüfung der Solidität von Banken hat ihre Berechtigung. Denn der Zusammenbruch eines Bankhauses kann – wie die Geschichte zeigt – eine ganze Volkswirtschaft in die Krise reißen.

Doch wie sieht es mit Krankenhäusern aus? Immerhin gehören zumindest die großen Kliniken im Lande zu den sogenannten „Kritischen Infrastrukturen“. Sie sind somit qua Definition ebenfalls von wesentlicher Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen – insbesondere der Gesundheit – und für das soziale Wohlergehen der Bevölkerung. Ist ein Klinikum lahmgelegt oder muss es einen Insolvenzantrag stellen, hat das erhebliche Auswirkungen – wenn auch meist kommunal oder regional beschränkt.

„Dem Strukturwandel ins Auge zu blicken“

Mit moderner Softwaretechnologie will das Essener Beratungsunternehmen Cetus Health IT Leadership GmbH dieser Problematik zu Leibe rücken. „Es ist Zeit, dem Strukturwandel im Deutschen Gesundheitssystem ins Auge zu blicken“, meint Cetus-Beraterin Nina Vrielink. Sie plädiert dafür, dass Krankenhäuser oder Krankenhausträger ihr Schicksal verstärkt selbst in die Hand nehmen müssen und nicht jegliches interne Versagen allgemein dem Gesundheitssystem anlasten können.

Eigene Stresstestszenarien simulieren

„Gerät ein Krankenhaus in finanzielle Schieflage, ist die schlechte Finanzierung des Gesundheitssektors schuld. Beeinträchtigt ein Cyberangriff ein Krankenhaus dergestalt, dass die Versorgung gestört ist, ist immer der Investitionsstau schuld. Die Liste der Situationen, auf die mit ‚Ich war’s nicht, wir haben zu wenig Finanzierung‘ reagiert wird, ist lang“, moniert Vrielink aktuelle Tendenzen in der Gesundheitswirtschaft. „Die Reaktion ‚Schicksal‘ verbunden mit Gejammer ist nicht mehr berechtigt! Moderne Verfahren ermöglichen es auch Krankenhausträgern und dem Krankenhausmanagement, eigene Stresstestszenarien zu simulieren“, unterstreicht die Betriebswirtin.

Eines dieser Verfahren ist die von Cetus entwickelte Software „Esamit“. Esamit ermöglicht es, Management-Entscheidungen, Veränderungen an den Rahmenbedingungen wie Bevölkerungsentwicklung, politische Entscheidungen, Inzidenzwerte der Erkrankungen im Einzugsgebiet und weitere Faktoren in verschiedenen Ausprägungen zu simulieren. Daraus lassen sich anhand von verschiedenen Datenmodellen die wirtschaftlichen Auswirkungen für das Krankenhaus ableiten. So wird schnell deutlich, auf welche Ausnahmesituation der Träger ein Krankenhaus mit zielgerichteten Investitionen vorbereiten muss.

Professionelle Managemententscheidungen treffen

Die Cetus-Software bietet auch die Möglichkeit, nicht nur individuelle Modelle zu rechnen, sondern auch Naturkatastrophen, Pandemieentwicklungen, Vertrauensverlust, Cyber-Angriffe oder andere Standardszenarien zu beleuchten. Bereits erprobte Vorbeugeinvestitionen werden direkt genannt. „Wir schaffen somit die Möglichkeit, dass die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser kein Schicksal der Politik mehr ist, sondern Ergebnis professionellen Managements. Dies alles auch noch unabhängig von den Trägerstrukturen“, führt Vrielink aus. Das Krankenhausmanagement erhalte somit die Entscheidungshoheit über das wirtschaftliche Überleben des Krankenhauses. Die Wirksamkeit möglicher Entscheidungen könne vor ihrem Eintreten plausibel simuliert werden. Damit biete sich die Möglichkeit „optimale Faktoren“ zu schaffen.