Smartphone-Apps für Ersthelfende sind praktisch und versprechen schnelle Hilfe für Betroffene im Notfall. Trotzdem werden sie nur von 80 Prozent der sich freiwillig als Ersthelferin oder Ersthelfer engagierenden Menschen in Deutschland genutzt.
Eine solche App informiert bei Notfällen, so dass Ersthelfende Betroffene reanimieren können, bis Rettungskräfte eintreffen. Die Gründe für die Nichtnutzung der Apps: 61 Prozent der Ersthelferinnen und Ersthelfer kennen sie nicht. 19 Prozent möchten die Apps generell nicht installieren. Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage im Auftrag von Sopra Steria, für die das Marktforschungsunternehmen Civey 5.000 Personen befragt hat.
Überlebenswichtige Hilfe von Laien
70.000 Menschen erleiden pro Jahr einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Laut dem Jahresbericht des Deutschen Reanimationsregisters überlebt nur jeder zehnte Mensch. Etwa bei einem Drittel der in Frage kommenden Einsätze helfen Laien in Form von Reanimation, bis Rettungskräfte eintreffen. Städte und Regionen versuchen diese Laienreanimationsquote sukzessive zu verbessern. In Dänemark beispielsweise lag sie 2010 bereits bei 45 Prozent.
Ein Ansatz ist es, die freiwilligen Ersthelfenden in Deutschland zu informieren, wenn sich Notfälle in ihrer unmittelbaren Umgebung ereignen. Mithilfe von Smartphone-Apps verschiedener Anbieter, beispielsweise „Katretter“ und „Meine Stadt rettet“, werden Ersthelferinnen und Ersthelfer zusätzlich zum Rettungsdienst per App alarmiert. Befinden sie sich in der Nähe, dann können sie früher als SanitäterInnen oder ÄrztInnen erste Hilfe leisten. Dadurch haben die Betroffenen eine bessere Chance, den Herzstillstand zu überleben.
Bekanntheit steigern
Damit das funktioniert, müssen genügend Ersthelfende diese Apps kennen, installieren und eingeschaltet lassen. Das ist allerdings bislang nicht der Fall. Viele Menschen trauen es den öffentlichen Verwaltungen in ihrer Gemeinde offenbar nicht zu, dass derart moderne Technologie bereits genutzt wird. Noch intensivere und zeitgemäße Aufklärungskampagnen könnten dabei helfen, die Apps bekannter zu machen. „So modern die eingesetzte Technologie bereits ist, die Marketingmaßnahmen sind es häufig noch nicht“, sagt Rolf Berzau, Spezialist für den Einsatz neuer Technologien im Public Sector bei Sopra Steria. „Die Aufklärung sollte sich dorthin verlagern, wo sich Bürgerinnen und Bürger aufhalten, sowie an das heutige Konsumverhalten angepasste Formate wie Erklärvideos und Grafiken nutzen”, so Berzau. Mehr Transparenz möchte unter anderem die Björn Steiger Stiftung herstellen: Sie bietet online eine Übersicht über die verschiedenen Apps in Deutschland und vereinzelt in anderen Ländern.
Sicherheitsbedenken ausräumen
Viele Ersthelferinnen und Ersthelfer kennen die Apps zwar, nutzen sie aber nicht. Das liegt aus Sicht von Berzau nicht zwingend an den Funktionen der Apps, sondern beispielsweise an der mangelnden Benutzerfreundlichkeit, der Zuverlässigkeit der Ortung oder Sicherheitsbedenken. „Zwei große Hebel für mehr Akzeptanz sind Beratung und Zusammenarbeit der unterschiedlichen Anbieter“, ist Berzau überzeugt. So seien viele Menschen beispielsweise nicht gewillt, sich mehrere Apps auf ihr Smartphone zu laden, um in jedem Bundesland und jedem Landkreis Alarmmeldungen der Leitstelle zu erhalten.