Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Beratungsunternehmens Sopra Steria sollten Kliniken verstärkt digitale Technologien für die Versorgung nutzen. Jeder zweite Patient erwartet, dass sich alle Beteiligten stärker vernetzen.
Für Patienten in Deutschland hat eine funktionierende öffentliche Gesundheitsversorgung in Kliniken höchste Priorität. Für 60 Prozent der Patienten ist es entscheidend, dass Behandlungen schnell verfügbar sind und sie nicht lange Wartezeiten für OP- und Therapietermine in Kauf nehmen müssen. 54 Prozent fordern eine enge Zusammenarbeit der einzelnen Leistungserbringer.
Kliniken, Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und behandelnde Arztpraxen sollen sich stärker mit Reha-Kliniken und Physiotherapeuten vernetzen. Für mehr als jeden dritten Patienten in Deutschland ist es wichtig, dass Diagnosen nicht nur mitgeteilt werden. Sie wünschen sich Zusatzinformationen und eine intensive Beratung zu möglichen Behandlungsmethoden.
Medizinische Informationen auf digitalem Weg
„Den Deutschen ist stark daran gelegen, dass Klinikaufenthalte so unkompliziert wie möglich verlaufen. Neben Qualität und Effizienz geht es darum, medizinische Informationen zu bündeln und digital, sicher und anwenderfreundlich zur Verfügung zu stellen. So lassen sich Mehrfachuntersuchungen reduzieren, die Arzt-Patienten-Kommunikation wird verbessert und es schafft Transparenz. Im Ergebnis werden medizinisches Personal und Patienten entlastet, insbesondere im Anamneseprozess“, erläutert Dr. Tina Wulff, Digital Health-Expertin bei Sopra Steria. „Jede Investition in Verbesserungen, vor allem künftige Digitalisierungsvorhaben, sollte somit auf Kriterien wie Transparenz, Verfügbarkeit, Vernetzung, IT-Sicherheit, Anwenderfreundlichkeit und natürlich Innovation einzahlen“, so Wulff.
Krankenhauszukunftsgesetz beschleunigt Entwicklung
In deutschen Kliniken werden mittlerweile unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt, um die Klinikarbeit zu verbessern. In der Aachener Uniklinik gibt es beispielsweise das Projekt „telnet.nrw“. Über eine gesicherte Datenleitung können sich Ärzte und Gesundheitsfachkräfte per Videokonferenz gemeinsam beraten.
Insgesamt haben Finanzierungsprobleme viele Digitalisierungsvorhaben in Kliniken bislang gebremst oder verhindert. Das Investitionsprogramm der Bundesregierung im Rahmen des KHZG im Umfang von 4,3 Milliarden Euro soll die Digitalisierung in Kliniken deutlich ankurbeln. Für Gesundheitsexpertin Wulff ist es entscheidend, dass Investitionen die Abläufe direkt verbessern: „Patienten wissen digitale Unterstützung im Behandlungsprozess zu schätzen, vor allem bei administrativen Prozessen. Gute Beispiele sind ein so genanntes digitales Entlassmanagement sowie die Möglichkeit, vor einer Reha-Maßnahme oder Behandlung eine Eigenanamnese digital auszufüllen.“
Mehr Hackerangriffe auf Gesundheitsdienstleister
Zu einer reibungslosen Versorgung gehört auch das Thema Sicherheit: 2020 registrierte die Bundesregierung eine beunruhigende Zahl von Hackerangriffen auf Gesundheitsdienstleister. Daten in Notaufnahmen konnten in einem Fall nur noch per USB-Stick weitergeleitet werden, und Röntgenbilder oder Computertomogramme waren wegen eines Hackerangriffs nicht verfügbar. Die Folge: Behandlungen verzögern sich, weil OPs nicht einsatzbereit sind.
Die Berater von Sopra Steria ziehen trotz der Hürden eine eindeutige Schlussfolgerung: Krankenhäuser sollten die Fördermöglichkeiten ausschöpfen, die im Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) verankert sind und mit dem Krankenhauszukunftsfonds (KHZF) bereitgestellt werden.
Repräsentative Umfrage
Das Meinungsforschungsinstitut Civey befragte im September 2020 im Auftrag von Sopra Steria einen repräsentativen Querschnitt der Gesamtbevölkerung mit 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.