Mehr Vertrauen in digitale Gesundheit

Das Vertrauen in digitale Gesundheitslösungen ist gestiegen. (Grafik: kyryloff/123rf.com)
Das Vertrauen in digitale Gesundheitslösungen ist gestiegen. (Grafik: kyryloff/123rf.com)

Das Vertrauen der Menschen in Deutschland in die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist offenbar gestiegen. Wie die Ergebnisse aktuellen Trendstudie des Beratungsunternehmens BearingPoint zeigen, hat nur noch eine Minderheit Sicherheitsbedenken.

Alle zwei Jahre untersucht BearingPoint die Veränderungen bei Akzeptanz und Nutzung digitaler Gesundheitsdienste in der deutschen Bevölkerung. Die diesjährigen Ergebnisse lassen vermuten, dass die Hürde für die Digitalisierung der Gesundheitsbranche gefallen ist. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) hat keine Bedenken mehr, dass Gesundheitsdaten unzureichend vor Zugriffen Dritter geschützt sein könnten. Vor vier Jahren waren noch fast zwei von drei Menschen deshalb besorgt. Mehr als jede und jeder Vierte sieht keinerlei Risiko bei der Überwachung von Gesundheitsdaten (2017: 16 Prozent).

Mehr Erfahrung mit digitaler Gesundheit

Immer mehr Menschen haben schon Erfahrungen digitalen Gesundheitslösungen gesammelt. So nutzen 37 Prozent Smartphones oder Tablets für die Überwachung und Optimierung ihrer Gesundheit, etwa über Ernährungs- und Fitnesstracker. Im Jahr 2017 waren es erst 18 Prozent. Der Einsatz von Fitnessarmbändern und Smart Accessoires hat sich seit 2017 von acht auf 30 Prozent fast vervierfacht. Weitere Innovationen in diesem Bereich wünschen sich vMenschen bei der Herz-Kreislauf-Überwachung (43 Prozent), für eine bessere Früherkennung von Krankheiten (40 Prozent) und als Unterstützung für einen gesunden Lebensstil (38 Prozent).

Smarte Gesundheitsdienste beliebter

Die meisten der Befragten können sich gut vorstellen, wie Daten bei Prävention, Diagnose und Therapie unterstützen. Einer Übertragung aller relevanten Gesundheitsdaten an ihre Hausarztpraxis würden 71 Prozent zustimmen, an ein Krankenhaus 61 Prozent und an ihre Krankenkasse 50 Prozent. Auch die Bereitschaft, medizinische Gespräche über Videotelefonie zu führen, ist gestiegen. Elf Prozent der Befragten nutzen ihr Smartphone oder Tablet auch für diese Zwecke.

Medizinische Betreuung komplett an KI oder Robotik abzugeben, hat sich noch nicht durchgesetzt. Doch das Vertrauen in technische Innovationen ist auch in diesem Bereich deutlich gestiegen. 27 Prozent der Befragten würden einer Diagnose vertrauen, die allein durch eine KI getroffen wurde. 2017 waren es erst zwölf Prozent. 32 Prozent hätten keine Bedenken, sich von einem Roboter operieren zu lassen (2017: 19 Prozent). Ein Organ aus dem 3D-Drucker würden sich 30 Prozent transplantieren lassen (2017: 27 Prozent) und 28 Prozent Smart Pills einnehmen, die mittels Sensorik die Einnahme registrieren und die Wirkung optimieren (2017: 23 Prozent).

Die Befragung zeigt aber auch: Es gibt nach wie eine technologieferne gesellschaftliche Gruppe, die selbst von grundlegenden digitalen Standards wie der elektronischen Patientenakte (ePA) noch nie gehört hat. Ihr Anteil liegt bei immerhin 34 Prozent. Zum Vergleich: Sechs Prozent der Befragten nutzen die in diesem Jahr eingeführte ePA bereits und 41 Prozent haben das fest vor.

Einmalige Chance für ein digitales Gesundheitssystem

„Im zweiten Jahr der Pandemie zeichnet sich eine historische Chance ab, die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranzubringen“, sagt Ralf Dillmann, Partner bei BearingPoint. „Wir alle haben gesehen, welchen Unterschied es macht, ob Gesundheitsämter Daten faxen müssen oder Kontakte digital nachverfolgen können“, so Dillmann weiter. Die Gesellschaft habe in allen Bereichen des Alltags Digitalisierung erlebt und Vertrauen gefasst. Dieser neuen Offenheit müsse man einerseits konkrete Angebote gegenüberstellen. Andererseits müsse es noch besser gelingen, die gesamte Gesellschaft für digitale Innovationen zu gewinnen.