Interoperabilität braucht offenen Austausch

Interoperabilitätstag-Veranstalter
Interoperabilitätstag-Veranstalter (v.l.n.r.).: Thomas Dehne, IHE Deutschland e. V., Christian Suelmann, ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH, Melanie Wendling, Bundesverband Gesundheits-IT - bvitg e. V., Kim Becker, HL7 Deutschland e. V. und Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG e. V.). (Foto: ZTG GmbH)

Der 7. Deutsche Interoperabilitätstag fand unter dem Motto „Interop: Und nu‘?“ in Berlin statt. 140 Teilnehmer diskutierten mit den Veranstaltern über die Interop-Roadmap, wichtige Standards wie HL7, FHIR und IHE, Terminologien und der European Health Data Space (EHDS).

Veranstaltet wurde der Interoperabilitätstag in Kooperation der Organisationen Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V., HL7 Deutschland e. V., IHE-Deutschland e. V., Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG e. V.) und ZTG – Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH. Nach Tutorials und Diskussionen in einem Open-Space Format am ersten Tag folgten am zweiten Tag Fachvorträge und Diskussionen.

Fragen wir doch das Bundesgesundheitsministerium: Wie lautet die bundesweite Strategie für Digitalisierung, Innovation und Interoperabilität?“, eröffnete Melanie Wendling, bvitg-Geschäftsführerin, den Kongress am zweiten Tag. Sie moderierte den ersten und vierten Themenblock und wandte sich mit ihrer Frage direkt an Sebastian Zilch, Leiter der Unterabteilung „Gematik, Telematikinfrastruktur, E-Health“ im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), der in seinem Vortrag die neue Digitalisierungsstrategie des BMG vorstellte.

Alle Akteure zusammenbringen

„Allein der Koalitionsvertrag atmet das Thema Digitalisierung und Interoperabilität. Wir haben den Auftrag die ePA und das E-Rezept zu verbreiten. TI-Anwendungen sollen ein echtes Nutzenerlebnis haben“, antwortete Zilch. Interoperabilität lebe vom Austausch und das sei auch ein Ziel der neuen Digitalisierungsstrategie des BMG. „Gerade bei Interoperabilität geht es darum gemeinsam Lösungen zu finden. Wir wollen alle Akteurinnen und Akteure zusammenbringen und miteinbeziehen.“

Da war sich das Forum einig: Seit der Einführung der Gesundheits-IT-Interoperabilitäts-Governance-Verordnung (GIGV) im vergangenen Jahr sei viel passiert. Doch aus der zarten Pflanze müsse jetzt ein kräftiger Baum werden. „Wir müssen machen! Alle müssen zusammenarbeiten. Der öffentliche Gesundheitsdienst, die Wissenschaft und die Versorgung. Es ist wichtig, dass KIS- und PVS-Hersteller mitmachen“, betonte Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Vorsitzende des SITiG e. V. und Leiterin des Interop Councils in ihrem Vortrag. Darin verwies sie auf Ergebnisse des Digitalradars über den digitalen Reifegrad deutscher Krankenhäuser und resümierte: „Die Strukturen und Systeme sind da, allerdings nicht ausreichend miteinander verbunden. Wir brauchen interoperable Standards, um den Informationsfluss zu optimieren.“

Patientenversorgung nicht aus dem Blick verlieren

Die Versorgung stehe aktuell noch vor vielen Herausforderungen, so Thomas Dehne, User-Cochair IHE Deutschland e. V. und Leiter des Geschäftsbereichs IT in der Universitätsmedizin Rostock. „Interoperabilität umfasst unglaublich viele Themen: TI mit ePA, KIM, KHZG, Meldeportale wie DEMIS, Standardisierungen (ISiK, ISiP), Signaturverfahren und weitere gesetzliche Anforderungen sowie Forschungsprojekte“, erklärte er. Die Interoperabilität müsse bei dieser Themenvielfalt stärker in den Fokus rücken. Es gelte, alle Anwender miteinzubeziehen und Verständnis für Prozesse untereinander zu schaffen. Unter dem Strich gehe es um die Verbesserung der Patientenversorgung.

Sektorale Verantwortlichkeiten vereinen

Raus aus der großen Abstraktion, rein in konkrete Fragestellungen. Bundesweit Interoperabilität umsetzen. Sektorale Verantwortlichkeiten der ambulanten und stationären Versorgung miteinander vereinen – perspektivisch auch die Pflege. Da müsse es hingehen. Das zeigten die Diskussionsrunden an beiden Tagen. Sehr positiv kam bei vielen Teilnehmenden das offene Open-Space Format am ersten Tag an, bei dem in kleinen Gruppensessions u. a. Themen wie ePA, EHDS und ISIK diskutiert wurden. Interaktion, fachlich offener Austausch – ein Format, das viel Inspiration bot und nicht nur räumlich Bewegung in die Veranstaltung brachte.

 „Der diesjährige DIT macht klar: Gesetzlich Geregeltes wird durch die Community mit Leben und Lösungen gefüllt. Und jeder kann sich einbringen und mitmachen“, freute sich Kim Becker von HL7 Deutschland e. V. und Christian Suelmann von der ZTG GmbH ergänzte: „Der DIT zeigt: Die Community setzt ihren Weg fort, dass Systeme und Menschen besser zusammenwirken. Langfristig optimiert ein solch offener Austausch die Versorgung und auch die Forschung kann davon nur profitieren.“ Beide hatten selbst beim Open-Space Format teilgenommen und zeigten sich begeistert.

Das Fazit der Veranstaltung: Mit neuen Formaten, die zum Austausch und zur Inspiration anregen, lässt sich noch viel mehr erreichen. Genau deshalb sei der jährliche Interoperabilitätstag so wichtig.