Internetsucht: Neues Hilfsportal für Abhängige

Internetsucht – gibt es das? In Deutschland gelten aktuell mehr als 500.000 Menschen als internetabhängig. Anzeichen einer Computerspielsucht weisen einer Forsa-Umfrage zufolge knapp sechs Prozent der 12- bis 25-Jährigen hierzulande auf. Nach Erkenntnissen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat sich die Zahl der internetabhängigen 12-17-jährigen Jugendlichen zwischen 2011 und 2015 nahezu verdoppelt.

Onlinespiele, Soziale Netzwerke, Chat – all das macht vielen Nutzern von Notebook, Smartphone & Co. viel Spaß. Verliert jemand dabei die zeitliche Kontrolle, so dass die Person die schulischen, beruflichen oder sozialen Verpflichtungen nicht mehr oder nur noch ungenügend erfüllen kann, kann eine „Internetsucht“ vorliegen.

Hilfsangebot dringend erforderlich

Das ist längst keine Ausnahmeerscheinung mehr, sagt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler: „Internetabhängigkeit ist unter jungen Menschen ein Massenphänomen. Für viele ist es zu einer echten Herausforderung geworden, die Grenze zwischen realem und virtuellem Leben zu ziehen. Umso wichtiger sind gute und flächendeckende Beratungs- und Behandlungsangebote vor Ort. Über die Website „erstehilfe-internetsucht.de“ wird in Zukunft jeder Betroffene geeignete Hilfsangebote in seiner Region finden können. Das ist dringend erforderlich, denn nur mit einer wirkungsvollen Medienerziehung, einer engagierten Früherkennung und einer entschlossenen und niedrigschwelligen Behandlung wird es gelingen, die Herausforderung Internetsucht zu bewältigen.“

Tübinger Forschungsprojekt

Grundlage der Website „www.erstehilfe-internetsucht.de“ ist das vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Forschungsprojekt „Angebote bei internetbasiertem Suchtverhalten – eine Bestandsaufnahme und Bedarfsermittlung an Beratungsstellen und Kliniken (AbiS)“ der Universität Tübingen, welches die Versorgungsituation für internetabhängige Menschen in Deutschland untersucht hat. Das neue Internet-Angebot bietet Betroffenen ab sofort die Möglichkeit, über Suchmasken die nächste Beratungs- und Behandlungsmöglichkeit zu finden sowie kurze Informationen zu typischen Angebotsstrukturen und –inhalten zu erhalten.

„Eine so umfangreiche Onlinedatenbank für Beratungs- und Behandlungsstellen bei Internetsucht gab es in Deutschland bisher noch nicht“, erklärt Prof. Dr. Anil Batra, Leiter der Sektion für Suchtmedizin und Suchtforschung an der Universität Tübingen. „Durch anschauliche Onlinebeiträge erleichtern wir zusätzlich Betroffenen den Zugang zur Thematik. Wir möchten Betroffenen langfristig eine Orientierung bieten.“ Um eine konstante Qualitätssicherung zu gewährleisten, soll eine jährliche Überprüfung und Recherche der vorhandenen Angebote stattfinden.