Gipfeltreffen für standardisierte Gesundheitsdaten

Interoperabilität ist der entscheidende Dreh- und Angelpunkt für die Vernetzung sowie die system- und sektorenübergreifende Kommunikation der digitalen Gesundheitsversorgung. Der diesjährige Deutsche Interoperabilitätstag in Berlin soll hier Fortschritte erzielen.

Erst wenn Daten standardisiert ausgetauscht und eindeutig weiterverarbeitet werden können, entstehen Mehrwerte für Behandlung und Pflege. Aktuell existieren vielfach proprietäre deutsche Datenformate, die den Austausch zwischen den Akteuren und Institutionen der ambulanten und stationären Versorgung – national und international – erschweren. An dieser Stelle setzt der Deutsche Interoperabilitätstag (DIT) an, der sich am 23. Oktober 2019 in Berlin unter anderem dem Benehmensherstellungsprozess zur Interoperabilität der elektronischen Patientenakte widmet. Das Veranstaltungsmotto „Benehmt Euch!“ ist eine Aufforderung für alle Beteiligten, in den notwendigen Dialog zu treten.

Interoperabilitätsstandards gesetzlich verankern

„Die aktuell vorherrschenden, nicht standardisierten Datenformate führen zu Parallelsystemen und sehr aufwendiger Datenintegration. Das verhindert effiziente Marktstrukturen und die Verbreitung innovativer Lösungen, wie z. B. der Telemedizin“, unterstreicht ZTG-Geschäftsführer Rainer Beckers. „Deshalb müssen einheitliche Interoperabilitätsstandards gesetzlich verankert und Hersteller und Selbstverwaltung zu deren Nutzung verpflichtet werden.“ 

Spätestens mit Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) für alle gesetzlich Versicherten ab 2021 wird der interoperable Austausch unerlässlich. Verantwortlich für die dafür notwendigen Vorgaben sind die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Gematik GmbH. Während die Gematik für die Spezifikationen von Struktur und Datenaustausch zuständig ist, soll die KBV über die medizinischen Inhalte der ePA entscheiden.

Benehmensverfahren ist Kernthema

„Interoperabilität lebt von Austausch und Zusammenarbeit“, gibt Professorin Dr. Sylvia Thun, Vorstandsvorsitzende des SITiG, zu bedenken. „Deshalb können Regelungen und Festlegungen nicht im Alleingang erarbeitet und vorgeben werden. Wenn ein spürbarer Mehrwert erzielt werden soll, ist die Zusammenarbeit mit medizinischen Fachgesellschaften, Industrievertretern, Patientenorganisationen und den Standardisierungsexperten unerlässlich.“ Das sieht auch der Gesetzgeber so und hat deshalb die KBV verpflichtet, die notwendigen Festlegungen im Benehmen mit den übrigen Spitzenorganisationen des Gesundheitswesens nach §291a Absatz 7 Satz 1 zu treffen. Dieses Benehmensverfahren ist eines der Kernthemen beim diesjährigen DIT. 

Darüber hinaus fokussiert das Veranstaltungsprogramm folgende Fragestellungen:

  • Wie gelangen wir von der elektronischen Vernetzung hin zu semantischer Interoperabilität?
  • Ein digitales Gesundheitswesen braucht internationale Standards und Profile: Wo stehen wir (HL7 FHIR, IHE, SNOMED)?
  • Von der Theorie in die Anwendung: Welche Use Cases zur standardisierten Kommunikation im Gesundheitswesen gibt es schon?
  • ePA, eGA, EFA: Wohin geht die Reise?

Im Kontext des zweiten Themenblocks (Vortrag ab 13:15 Uhr) erwartet die Teilnehmer ein besonderes Highlight. Die Gematik und das Interoperabilitätsverzeichnis Vesta stellen ihr neues Konzept vor. Gematik-Geschäftsführer Dr. Markus Leyck Dieken wird auf der Abendveranstaltung in seiner Keynote ebenfalls näher auf das neue Selbstverständnis der Gematik abheben.

Veranstalter des DIT sind der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e.V., HL7 Deutschland e.V, IHE-Deutschland e.V., der Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG e. V.) und das ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin. Auch in diesem Jahr findet der DIT in Kombination mit der HL7/IHE-Jahrestagung und begleitenden Tutorials (24. und 25. Oktober 2019) statt.