Auf der Berliner Fachmesse DMEA 2022 (26.-28. April) setzen die größten Aussteller auf verschiedene Schwerpunkte. Kernthemen sind das E-Rezept, die einheitliche Bedienbarkeit von IT-Anwendungen und die digitale Vernetzung verschiedener Versorgungssektoren.
Nach der Einschätzung von Telekom Healthcare Solutions hat nicht zuletzt die Corona Warn App die BürgerInnen als zentrale Akteure in der digitalen medizinischen Versorgung etabliert. Eine Rückentwicklung dieses Fortschritts dürfe es nicht geben, betont Michael Waldbrenner, Geschäftsführer Deutsche Telekom Clinical Solutions GmbH. Abgesehen von der Einbindung der PatientInnen sieht Waldbrenner im deutschen Gesundheitswesen Nachholbedarf beim Thema Cloud, bei der IT-Sicherheit und bei der digitalen Vernetzung der unterschiedlichen Versorgungssektoren: „Alle Anwendungen müssen stärker miteinander vernetzt werden. Als sehr breit aufgestellter Anbieter haben wir – und damit unsere KundInnen – es da leichter als andere“, so Waldbrenner, dessen Unternehmen zur DMEA ein breites Lösungsspektrum von Patientenportal über das Klinikinformationssystem iMedOne bis hin zu Infrastruktur im Gepäck hat.
Interoperabilitätsplattform einfach gemacht
Wer eine ganzheitliche und gleichzeitig nutzerfreundliche Digitalisierung im Krankenhaus anstrebt, muss dafür sorgen, dass IT-Applikationen nicht nur technisch und semantisch interoperabel sind. Sie sollten auch einheitlich bedienbar sein. Wie das geht, zeigt das Unternehmen Nexus mit seinem Klinikinformationssystem KISNG, seinem IHE-Repository VNA und seiner einheitlichen Bedienoberfläche, der NG UX-Plattform. Das VNA nimmt dabei in der Architektur eine ganz zentrale Rolle ein, betont Vertriebsleiter Daniel Heine: „Es ist unsere zentrale Interoperabilitätsschicht, die als IHE-Repository mit angehängtem FHIR-Store fungiert. Wir nutzen es nicht nur intern, sondern auch für die Kommunikation nach außen. Wenn eine Klinik mit den Medizinischen Diensten kommunizieren will, oder wenn es künftig darum geht, die elektronische Patientenakte (ePA) anzubinden, dann werden diese Anwendungen über das VNA angesteuert.“
Krankenhausdigitalisierung mit Perspektive
Als mittelständischer Healthcare-IT-Spezialist für Krankenhäuser feiert die Meierhofer AG in diesem Jahr ihren 35. Geburtstag. Bei der DMEA 2022 will der Vorstandsvorsitzende Matthias Meierhofer ein deutlich erweitertes Managed Services-Portfolio vorstellen: „Wir bieten schon lange punktuell Managed Services an, aber das bekommt jetzt eine neue Dimension. Ganz aktuell hat das erste Haus die Applikationsbetreuung des Krankenhausinformationssystems (KIS) M-KIS an uns übertragen. Da werden wir bei der DMEA mehr zu sagen können.“ Andere wichtige Themen sind für das Unternehmen die Meierhofer Akademie, die im Bereich Schulungen das Online-Lernen mit Präsenzveranstaltungen verknüpft und digitale Angebote über die eigene Lernplattform oder über Kundenplattformen zur Verfügung stellt. Auch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und seine Fördertatbestände bilden einen Schwerpunkt des DMEA-Auftritts der Meierhofer AG.
Digitalisierung des ambulanten Sektors
Als Spezialist für Softwarelösungen in Arztpraxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) stellt das Unternehmen Medatixx auf der DMEA Anwendungen der Telematikinfrastruktur in den Vordergrund, darunter eine Umsetzung des elektronischen Rezepts. Insgesamt sieht Geschäftsführer Jens Naumann enorme Fortschritte bei der Digitalisierung der Arztpraxen in Deutschland, etwa die bald nahezu flächendeckende Anbindung der Ärzte an den sicheren E-Mail-Dienst KIM. Dass es prinzipiell eine große Digitalisierungsbereitschaft gibt, zeige sich am Interesse, das zahlreiche freiwillige Zusatzlösungen rund um die Praxis-IT weckten, so Naumann.
Freitext scannen mit Terminologie und FHIR
Dass die softwaregestützte Ableitung von medizinischen Klassifikationen wie ICD oder OPS aus einer strukturierten medizinischen Dokumentation kein Hexenwerk ist, beweist das Unternehmen ID, Spezialist für medizinische Dokumentation und Codierung. Herausfordernd bleibt aber die Analyse von Freitext, sagt Dr. André Sander, Leiter technische Entwicklung bei ID: „Wir zeigen bei der DMEA, wie wir das ganze Konvolut einer Patientenakte analysieren und die Inhalte zur weiteren Auswertung bereitstellen. Dabei wollen wir nicht einfach aus Freitext zweckgebunden Klassifikationen ableiten, sondern freie Auswertungen ermöglichen.“
Volle KIS-Integration der Dosing-Engine
Der KIS-Platzhirsch Dedalus HealthCare baut sein Portfolio aus und fokussiert weiter wissensbasierte Lösungen für Kliniker und Krankenhausmanagement. Das Unternehmen ist mit drei Ständen auf der DMEA vertreten, ein Resultat mehrerer Übernahmen in den letzten Monaten, in den Bereichen Labor und Medikation. Dort hat Dedalus den Spezialisten Dosing übernommen, dessen Medikationslösung in vielen Krankenhäusern genutzt wird. Die Medikation sieht Dedalus HealthCare DACH Geschäftsführer Winfried Post auch als eines der DMEA-Highlights: „Wir zeigen die aktuelle Version unseres Medikationsmanagements ORBIS Medication. Ziel ist die volle Integration der Dosing-Engine in unser Klinikinformationssystem ORBIS. So können wir unseren Kunden Kontraindikations- und Wechselwirkungs-Checks, Informationen zu Medikamenten und Dosierungsfunktionen so komfortabel wie möglich anbieten.“
Krankenhauszukunftsgesetz als eine Art Startschuss
Der Chief Executive Officer der CompuGroup Medical, Dr. Dirk Wössner, will den digitalen Schwung der Pandemie mit in die erste Präsenz-DMEA seit 2019 nehmen. Für Wössner ist das Krankenhauszukunftsgesetz eine Art Startschuss für ein neues, digitales Zeitalter im deutschen Gesundheitswesen: „Besonders wichtig sind mir dabei unsere Fortschritte beim Ausbau unseres neuen Produktes CGM Clinical. Wir haben dieses KIS der nächsten Generation funktional vorangetrieben und damit viele neue Kunden gewonnen – allen voran natürlich das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.“ Bei der DMEA wird die CGM zahlreiche neue KIS-Features vorstellen, außerdem zeigen, wie die Übernahmen von Visus und KMS dazu beitragen, das CGM-Portfolio zu ergänzen.