„Digital Radar“ bewertet deutsche Kliniken

Hauptgebäude Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Mithilfe des Digital Radars werden die Reifegrade der Krankenhäuser ausgewertet (Foto: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf /UKE)

Das Bundesgesundheitsministerium hat im Rahmen einer Ausschreibung das Konsortium „Digital Radar“ damit beauftragt, den Stand der Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern zu analysieren und zu bewerten.

Da Bund und Länder im Zuge des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) bis zu 4,3 Milliarden Euro in die digitale Infrastruktur der Krankenhäuser investieren, sieht das Gesetz begleitend eine genaue Beurteilung zur Digitalisierung vor. Die „Analyse und Bewertung des grundsätzlichen Standes der Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern und der Effekte des Zukunftsfonds auf den Digitalisierungsgrad, die Versorgungen von Patientinnen und Patienten und die regionalen Versorgungsstrukturen“ lautet die exakte Formulierung. Im Rahmen einer Ausschreibung beauftragte das Gesundheitsministerium jetzt das Konsortium „Digital Radar“ mit dieser Aufgabe. Es besteht aus den Konsortialpartnern HIMSS Europe GmbH, dem inav – privates Institut angewandte für Versorgungsforschung, der Lohfert & Lohfert AG, sowie den Projektpartnern RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Universität St. Gallen.

Entwicklung eines Reifegradmodells

Das Projekt wird geleitet von Professorin Dr. med. Sylvia Thun, Direktorin für E-Health und Interoperabilität am Berlin Institute of Health der Charité Universitätsmedizin Berlin sowie Professorin für Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen an der Hochschule Niederrhein. Mit der Leitung betraut ist außerdem Professor Dr. Alexander Geissler, Akademischer Direktor an der School of Medicine der Universität St. Gallen. Digital Radar wird darüber hinaus von Vertretern von Krankenhäusern sowie von Krankenkassen, Anwendern, Wissenschaft und Industrie unterstützt.

Das Projekt erstreckt sich über den Zeitraum Juni 2021 bis April 2024 und sieht die Entwicklung und Implementierung eines deutschen Reifegradmodells hinsichtlich der Digitalisierung für Krankenhäuser vor. Dieses soll sowohl auf nationalen wie auch internationalen Erfahrungen beruhen sowie Best Practices und eine internationale Vergleichbarkeit berücksichtigen. Gleichzeitig werden die nationalen Anforderungen der deutschen Krankenhauslandschaft einbezogen.

Drei wesentliche Teile

Im ersten Teilprojekt wird von dem Konsortium ein Reifegradmodell entwickelt, welches als Mess- und Bewertungsinstrument dient und eine standardisierte und wissenschaftliche Beurteilung des Digitalisierungsgrads von Krankenhäusern ermöglicht. Dieses basiert auf national und international etablierten Reifegradmodellen und wird auf das deutsche Krankenhaussystem zugeschnitten. So fließen beispielsweise in das Modell auch die Fördertatbestände des Krankenhauszukunftsfonds mit ein.

Mithilfe des Digital Radars werden im zweiten Schritt die Reifegrade der Krankenhäuser erhoben und ausgewertet. Dafür ist eine strukturierte Selbsteinschätzung der Krankenhäuser in den Jahren 2021 und 2023 vorgesehen. Abschließend erfolgt die Gesamtanalyse des longitudinalen Verlaufes und der Trends sowie eine wissenschaftliche Evaluierung der Effekte des KHZG-Investitionsprogramms.

In Deutschland gibt es aktuell rund 2.000 Krankenhäuser. Das Digital Radar-Konsortium wird die teilnehmenden Krankenhäuser mit Informationen zum Status-Quo ihres Digitalisierungsgrads versorgen und sie dadurch auf ihrem Weg zur Digitalisierung unterstützen. Dazu fließen auch die Erfahrungen aus über 65.000 Reifegradevaluierungen weltweit ein. Die Krankenhäuser sollen somit unter dem Strich fundierte Einblicke und ganz konkrete Gestaltungsempfehlungen für ihre digitale Zukunft erhalten.