Im Rahmen eines Treffens von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit Health-Startups in Berlin fordert der IT-Branchenverband Bitkom die Einrichtung eines Digital Health Fonds zur finanziellen Unterstützung von Startups bei der Zertifizierung. Der digitale Stillstand im deutschen Gesundheitswesen müsse überwunden werden.
„Wir begrüßen sehr, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die große Innovationskraft von Startups im Gesundheitswesen erkannt hat und nutzen will. Der digitale Stillstand im deutschen Gesundheitswesen muss überwunden werden. Dazu braucht es geeignete Fördermaßnahmen. Wichtig ist für Health-Startups, dass sie mit ihren digitalen Angeboten Zugang zu geeigneten Vergütungsstrukturen haben. Zurzeit erreichen nur einige wenige Startups eine Vergütung durch Selektivverträge mit einzelnen Krankenkassen. Damit Digital-Health-Lösungen bei Patienten in der Breite ankommen, braucht es aber definierte Wege in die Regelversorgung“, erläuterte Verbandspräsident Achim Berg.
Berg verdeutlichte außerdem, dass die meisten Health-Startups vor der finanziellen Herausforderung stünden, durch Studien den Nachweis über den Nutzen ihrer digitalen Anwendungen bringen zu müssen. „Dass Gesundheitslösungen ihren Nutzen durch Studien unter Beweis stellen müssen, ist wichtig. Damit wir aber mehr digitale Lösungen in die Versorgung bekommen und sich somit der Nutzen auch bei den Patienten entfalten kann, sollten Erprobungsmöglichkeiten weiterentwickelt werden, die auch für Startups funktionieren. So müssten etwa Umfang und Formalitäten von Anträgen angepasst werden. Denkbar wären hier beispielsweise Stufenverfahren, die mehr Flexibilität ermöglichen und von einer räumlich und zeitlich begrenzten Erprobung schrittweise ausgeweitet werden“, erklärte Berg.
Mehr Offenheit für Startups
Startups seien oft die Treiber innovativer Entwicklungen, und die Organisationen im Gesundheitswesen sollten sich gegenüber innovativen Ansätzen stärker öffnen. Startups haben oft Schwierigkeiten, die richtigen Ansprechpartner zu finden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte macht vor, wie es funktionieren kann und hat ein Innovationsbüro eingerichtet.“
Benachteiligung abbauen
Die europäische Medizinprodukteverordnung bringt für digitale Versorgungsangebote grundlegende Änderungen mit sich, weil die große Mehrheit digitaler Produkte in Zukunft höheren Risikoklassen zugeordnet wird. Der Bitkom warnt in diesem Zusammenhang vor einer Überforderung und Benachteiligung junger Unternehmen: „Dadurch ergeben sich höhere Anforderungen an digitale Versorgungsangebote. Es entstehen vor allem längere Prozesse und höhere Kosten, was insbesondere innovative Health Startups stark belasten wird. Hier besteht das Risiko, dass Innovationen junger Unternehmen aus dem Markt gehalten werden. Um das zu vermeiden, sollten sich die höheren Anforderungen an Qualität positiv auf den Marktzugang auswirken“.
Förderung in der Zertifizierungsphase
Um Startups dabei zu unterstützen, sich im hoch regulierten Gesundheitsmarkt zu behaupten, sollten Unterstützungsangebote für die Zertifizierung weiter ausgebaut werden. Aufgrund der Schwierigkeit, Kapital bei langen Zertifizierungsprozessen zu finden (Investoren können kaum abschätzen, wann sich ihre Unterstützung bezahlt macht), sollte ein Digital Health Fonds eingerichtet werden, der innovative Startups bei der Zertifizierung finanziell unterstützt. „Auf diese Weise kann Deutschland als Standort für Digital Health gestärkt und die Entwicklung qualitativ hochwertiger digitaler Versorgungsangebote weiter gefördert werden“, unterstreicht der Bitkom in einem Forderungspapier.
Am 20. September 2018 bringt der Bitkom auf der zweiten Digital Health Conference in Berlin wieder mehr als 300 Entscheider aus dem Gesundheitswesen, Politik sowie Wissenschaft zusammen, um über den Einsatz digitaler Technologien in der Gesundheitsversorgung zu diskutieren. Weitere Infos hierzu in der Termine-Rubrik auf mednic.de