App lotst Sehbehinderte an Ampeln

Die meisten Fußgängerampeln sind heute mit akustischen oder taktilen Signalgebern ausgestattet, die Rot- und Grünphasen auch für Sehbehinderte erkennbar machen. Dort, wo diese Signalgeber fehlen oder durch hohen Umgebungslärm nur schwierig zu erfassen sind, hilft jetzt eine App für Android-Smartphones.

Nicht überall sind akustische oder taktile Signalgeber an Fußgängerampeln verfügbar oder vernünftig nutzbar. Dieser Problematik hat sich eine Arbeitsgruppe des Forschungsinstituts für Augenheilkunde (FIA) am Universitätsklinikum Tübingen in Kooperation mit der Fakultät für Informatik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Augsburg gewidmet. Informatikstudenten am FIA entwickelten den „Ampel-Pilot“, eine App für Smartphones zur Erkennung von Rot- und Grünphasen an Fußgängerampeln.

Die App erkennt mit Hilfe der Smartphone-Kamera und weiterer Sensoren wie etwa GPS, Lagesensor oder Kompass die Rot- und Grünphasen einer Fußgängerampel und gibt dem Nutzer entsprechende akustische oder taktile Signale. Dies soll es Menschen mit einer Sehbehinderung erlauben, unabhängig von den örtlichen Gegebenheiten sicher eine Straße an einer Fußgängerampel zu queren.

Tausende Ampeln erfasst

In der ersten Projektphase wurde die Erkennung der Fußgängerampeln und der Ampelphase mit Hilfe maschinellen Lernens realisiert. Dazu wurden zunächst die notwendigen Beispieldaten gesammelt und klassifiziert. Freiwillige haben über 3.000 Fotos von Fußgängerampeln vor allem in Süddeutschland, aber auch in manchen Städten Europas erfasst. Nach einer manuellen Überprüfung wurden rund 1.000 Bilder ausgewählt und für das spätere „Training“ der App verwendet. Zum jetzigen Zeitpunkt kann der „Ampel-Pilot“ im Google Play-Store herunter geladen werden. Die App funktioniert bei den meisten Fußgängerampeln zuverlässig.

Unterstützer gesucht

Der „Ampel-Pilot“ soll ständig weiter entwickelt werden. Wer dazu beitragen möchte, kann mithelfen und mit der eigens dafür entwickelten App „LightsCatcher“ auch bei schlechten Lichtverhältnissen oder bei Dunkelheit aufgenommene Fotos von Fußgängerampeln einreichen.