Zwölf Gründe für digitalen Stress

Was verursacht digitalen Stress? Dieser Frage geht das seit November 2017 laufende BMBF-Projekt „PräDiTec“ auf den Grund. Nun liegen erste Erkenntnisse vor. Vor allem zwölf Faktoren am Arbeitsplatz befeuern demnach den digitalen Stress.

Im Rahmen des Projekts untersuchten Forscher unter anderem vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), wie der Einsatz neuer Technologien das Belastungs- und Beanspruchungsprofil im Berufsleben verändert. Mehr als 5.000 Erwerbstätige wurden repräsentativ für Deutschland befragt.

Dabei fanden die Wissenschaftler zwölf Belastungsfaktoren bei der Arbeit mit digitalen Technologien und Medien. Neben der Leistungsüberwachung sind das die Eigenwahrnehmung als gläserne Person, der Faktor Unterbrechung und die Faktoren Unzuverlässigkeit von Technologien und Medien sowie Überflutung und Unsicherheit. Auch die Nicht-Verfügbarkeit von digitalen Medien kann Stress verursachen. Weitere Faktoren sind die Komplexität, die Unklarheit der Rollen, die Omnipräsenz digitaler Technologien sowie ein mangelndes Erfolgserlebnis und die Unsicherheit hinsichtlich der eigenen Arbeitsstelle.

Privatsphäre verletzt

Beim digitalen Stressfaktor Omnipräsenz beispielsweise steht das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit und einer kürzeren Reaktionszeit durch das Auflösen der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben im Vordergrund. Der Belastungsfaktor Überflutung beschreibt das Gefühl, aufgrund der höheren Menge an bereitgestellten Informationen mehr und schneller arbeiten zu müssen. Die am häufigsten von Beschäftigten genannten Belastungsfaktoren sind die Leistungsüberwachung und die Verletzung der Privatsphäre. Jeder dritte Studienteilnehmer ist mindestens einem dieser Belastungsfaktoren sehr stark ausgesetzt. Jeder fünfte Befragte gibt an, deshalb sehr starken digitalen Stress wahrzunehmen.

Große Unterschiede

Das individuelle Stressempfinden der Beschäftigten steht im Zusammenhang zur Nutzungsintensität und der Anzahl verwendeter Technologien. Doch nicht jeder mit digitalen Technologien ausgestattete Arbeitsplatz verursacht im gleichen Maß digitalen Stress. Wie hoch die Belastung der tatsächlich ist, wird laut Studie durch die Kombination aus der Anzahl genutzter digitaler Technologien und Medien beeinflusst. Am höchsten ist die Belastung, wenn es am Arbeitsplatz eine hohe Anzahl an verschiedenen Technologien gibt. Der Grund: Bei geringerer Nutzungsintensität können die Mitarbeiter ihre die Fähigkeiten und Kenntnisse zur Nutzung schwieriger erhalten. Das führt zur Verunsicherung.

Auswirkungen auf die Gesundheit

Digitaler Stress kann zu Erschöpfung, Gereiztheit sowie psychischen Beeinträchtigungen bis hin zu Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems führen. Auch Unzufriedenheit mit der Arbeitsstelle und eine schlechtere Leistung sind mögliche Folgen. 

Organisationale und soziale Faktoren können digitalem Stress am Arbeitsplatz jedoch entgegenwirken. Dazu zählen beispielsweise ein erweiterter Handlungsspielraum in Bezug auf arbeitsrelevante Entscheidungen und eine gute Beziehung zum Vorgesetztem.

Auf der Projektwebseite steht die Studie zum Download zur Verfügung.