Zahl der Praxisärztinnen wächst

Unter den ärztlichen Existenzgründern gibt es immer mehr Frauen: Innerhalb der letzten fünf Jahre ist der Anteil der Praxisärztinnen von 50,4 Prozent auf 55,2 Prozent gestiegen. Dies zeigt die aktuelle „Existenzgründungsanalyse Ärzte“, die jetzt die Deutsche Apotheker- und Ärztebank gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) vorgestellt hat.

Während der Anteil der Ärztinnen, die sich mit einer eigenen Praxis selbständig machen, überwiegt und weiter zunimmt, liegt die ambulante ärztliche Versorgung insgesamt noch vorwiegend in männlichen Händen: Bei den bereits niedergelassenen Ärzten sind Frauen mit 39 Prozent nach wie vor in der Unterzahl. Doch ein Blick in die Universitäten macht deutlich, dass die Frauen bereits auf der Überholspur sind.

„Dass die künftige Gesundheitsversorgung, sei es durch Ärzte, Zahnärzte oder Apotheker, zunehmend weiblich wird, zeichnet sich bereits heute ab. Frauen sind bei den Studierenden in allen Heilberufsfächern deutlich stärker vertreten als Männer“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik der Apo Bank. „Doch Ärztinnen entscheiden sich im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen seltener für eine Niederlassung und das wird vermutlich so bleiben: So zeigt unsere Studie ‚Zukunftsbild Heilberufler 2030‘, dass Frauen auch in Zukunft eher die Anstellung als eine eigene Praxis wählen. Das hängt eng mit dem Wunsch, in Teilzeit arbeiten zu können, zusammen. Allerdings gibt es auch flexible Möglichkeiten der Berufsausübung als eigene Chefin, gerade Teilzulassung oder kooperative Praxisformen ermöglichen es, die individuellen Vorstellungen vom eigenen Arbeitspensum zu realisieren.“

Frauen kooperieren weniger

Die Apo Bank-Analysen zeigen immer wieder grundlegende Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Existenzgründern: So lassen sich Frauen im Vergleich zu Männern deutlich häufiger in einer Einzelpraxis nieder. 2016 gründeten 63,5 Prozent der Ärztinnen allein (bei Männern waren es 52,2 Prozent), entsprechend sind mehr Ärzte als Ärztinnen eine Kooperation eingegangen.

Für diese auf den ersten Blick verblüffenden Unterschied haben die Studienautoren eine einleuchtende Erklärung: Männliche Existenzgründer dominieren die Fachgebiete Chirurgie (mit 91,3 Prozent) und Orthopädie (mit 92,4 Prozent). Die Ausstattung solcher Praxen ist geräteintensiv und mit höheren Investitionen verbunden, die in einer Kooperation auf mehrere Schultern aufgeteilt werden können. Frauen dagegen favorisieren die Bereiche Gynäkologie (mit 83,3 Prozent) und Psychotherapie/Psychiatrie (mit 77,6 Prozent), die in der Regel als Einzelpraxen geführt werden.

Frauen sind schneller

Betrachtet man die Existenzgründungen nach Alter, so fällt auf, dass Frauen sich im Vergleich zu Männern häufiger niederlassen, wenn sie unter 36 beziehungsweise wenn sie über 40 Jahre alt sind. Es liegt nahe, dass diese Entwicklung eng mit der Familienplanung zusammenhängt, und Ärztinnen mit Kinderwunsch sich entweder davor oder danach für eine eigene Praxis entscheiden. Das Durchschnittsalter von Frauen bei der Existenzgründung betrug laut der jüngsten Analyse 41,8 Jahre. Damit waren die Ärztinnen im Schnitt zum ersten Mal seit Beginn der Auswertung im Jahr 2011 etwas jünger als ihre männlichen Kollegen mit 42,3 Jahren.