Mit einer E-Health-Lösung basierend auf dem Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz (KI) und dem Internet der Dinge (IoT) will ein Digitalisierungs-Spezialist aus Karlsruhe bisherige Notrufsysteme ersetzen.
Wie kann man das Wohlbefinden von Senioren so lange wie möglich sicherstellen? Mit „Richi“, einer auf Künstlicher Intelligenz (KI) beruhenden Applikation, sagt das Karlsruher Unternehmen EDI – Engineering Data Intelligence. Dabei handelt es sich um eine Lösung, die Verwandte und Betreuer ständig über den aktuellen Wohlfühl-Status einer betreuten Person informiert. Laut EDI können kritische Situationen damit zuverlässig verhindert werden. Akuter Handlungsbedarf wird von der Anwendung selbständig angezeigt und sogar vorausgesagt. Klassische Hausnotrufsysteme leisten das nicht. Darüber hinaus kann „Richi“ auch einschätzen, wie dringend ein Besuch gerade ist und ob die Seniorenen momentan zu Hause sind.
Für „Richi“ kooperiert die EDI GmbH mit dem Anbieter IoCare GmbH, der mit „Rica“ ein intelligentes Benachrichtigungssystem entwickelt hat, das durch die Verwendung eines IoT-Gateways ermöglicht wird. „Rica“ ist eine Lösung, die den täglichen Ablauf im Zuhause einer betreuten Person mittels Sensortechnologie erlernt. Der Anbieter betont, dass hierbei der Schutz der Privatsphäre unter Berücksichtigung höchster Sicherheitsstandards gewährleistet ist. Für die IoT-und KI-basierte Lösung werden keine persönlichen Daten wie Ton- oder Bildaufnahmen benötigt.
Besser als der „Hausnotruf“?
Bereits bestehende Notrufsysteme, die am Handgelenk oder um den Hals getragen werden, haben nach Einschätzung von EDI das Problem, dass der Notruf damit durch eine aktive Handlung ausgelöst werden muss. Die betreute Person muss folglich selbst jemanden zur Hilfe rufen und das auch in kritischen Situationen. Die Schlussfolgerung von EDI: Mit diesen Lösungen kann man das Wohlergehen der Senioren nicht jederzeit sicherstellen, denn der aktuelle Zustand der zu betreuenden Person bleibt unbekannt. Reagiert wird im besten Fall erst, wenn aktiv um Hilfe gerufen wird.
Wie die KI-Lösung funktioniert
Die auf KI basierende Hardware- und Softwarelösung „Richi“ lernt die Bewegungsgewohnheiten einer betreuten Person in ihrer häuslichen Umgebung in einem Zeitraum von vier Wochen. Wenn der unauffällige Sensor in einem Raum in der Wohnung der Person angebracht ist, kann er die Bewegungen im Raum wahrnehmen und diese Daten mit anderen Informationen, etwa dem Besuch einer Pflegekraft, kombinieren. Dies geschieht mit Hilfe von automatisiertem Machine Learning (autoML). Aus diesen Daten und Informationen wird ein kombinierter Wohlfühl-Status berechnet und angezeigt. Künftig sollen noch weitere Datenquellen mit einbezogen werden, die dann semantisch miteinander verknüpft werden. Dies könnten etwa Wetterdaten oder Informationen aus einem Veranstaltungskalender sein.
Durch den Einsatz von „Richi“ müssen ältere und hilfebedürftige Menschen in kritischen Situation selbst kein Gerät mehr bedienen oder solch ein Gerät am Körper tragen. Die E-Health-Lösung „kennt“ jederzeit den aktuellen Zustand der betreuten Person und kann diesen auch über das Internet oder eine Smartphone-App jederzeit berechtigten Personen anzeigen. Auf diese Weise soll ein zuverlässiger Betreuungsservice auf sehr hohem Niveau möglich werden, der es Seniorenen ermöglicht, ihr Leben weiter selbständig ohne zeitliche oder räumliche Einschränkungen zu führen. Ob und wann ein Besuch notwendig ist, können Verwandte, Freunde oder Pflegedienste mit „Richi“ auf einen Blick erkennen.
Potential im medizinischen Bereich nutzen
Die EDI GmbH will mit ihrer autoML, KI-und cloudbasierten Lösung die Digitalisierung in diesem Bereich weiter vorantreiben. „Richi“ soll noch durch weitere Anwendungen ergänzt werden, um zusätzliche Anforderungen abzudecken und ein noch größeres Leistungsspektrum anzubieten. Das „Richi“-Projekt wird als Teil des KI-Innovationswettbewerbs vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert.