Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank hat ausgewertet, wie sich die ökonomische Situation in Arztpraxen und Apotheken seit dem Ausbruch der Pandemie verändert hat.
Deutlich ist: Der Gesundheitsbereich bekommt die Folgen der Pandemie auch wirtschaftlich zu spüren. So wurden vielfach Präventionsmaßnahmen und elektive Eingriffe abgesagt, zahlreiche Behandlungs- und Beratungstermine fielen aus.
Das Bankhaus sieht die niedergelassene Ärzteschaft aber dennoch nicht ernsthaft bedroht: Aufgrund konstanter Abschlagszahlungen aus staatlichen Schutzschirmen und der Erstattung pandemiebedingter Zusatzkosten blieben in den Arztpraxen die Auswirkungen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung aber bislang moderat. Die Krankenkassen haben die Budgets trotz verminderter Leistungsmengen im üblichen Umfang ausgezahlt.
Für die extrabudgetären Leistungen – etwa Vorsorgeuntersuchungen oder ambulante Operationen – wurden die Verluste bis zum Ende des vierten Quartals 2020 durch Ausgleichzahlungen begrenzt, sofern sich das Gesamthonorar um mehr als 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal verringerte. Die Apobank warnt jedoch: „Perspektivisch könnten sich aber hier Umsatz- und Ertragseinbußen ergeben. Denn der Gesetzgeber hat zwar eine Verlängerung des Rettungsschirms für Ärzte beschlossen, ob und in welchem Umfang die einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen Ausgleichszahlungen für extrabudgetäre Leistungen aus eigenen Mitteln zahlen können, ist allerdings derzeit noch unklar.“
Einbruch bei privatärztlichen Leistungen
Sofort spürbar war der Ausfall bei Umsätzen aus privaten Krankenversicherungen und aus Leistungen für Selbstzahler, der durch Patientenrückgänge in Arztpraxen während des ersten Lockdowns verursacht wurde. Die Honorare für privatärztliche Leistungen sanken im April 2020 um durchschnittlich rund 30 Prozent. Bei einigen Facharztgruppen waren die Umsatzeinbußen sogar deutlich höher. Deutliche Abstriche müssen insbesondere technik-intensiven Fachdisziplinen machen, etwa Radiologen und Augenärzte. Aber auch Hautärzte, Orthopäden, Urologen und HNO-Ärzte haben in der Regel einen hohen Anteil an Einnahmen durch Privatpatienten und Selbstzahlerleistungen. Zum Teil brachen hier die erbrachten Leistungen um 35 und 50 Prozent ein.
Zahnärzte fahren Versorgung zurück
Die Einnahmen von Zahnärzten und Kieferorthopäden aus Privat- und Selbstzahlerleistungen liegen mit mehr als 50 Prozent noch über den Werten der Facharztgruppen. Als Folge rückläufiger Patientenzahlen mussten die Zahnärzte vor allem zu Beginn der Pandemie deutliche Umsatzeinbußen verzeichnen, im April 2020 sind die Einnahmen bei privatärztlichen Leistungen um rund 50 Prozent zurückgegangen. Erst mit sinkenden Infektionszahlen und Lockerung der Kontaktbeschränkungen ab Mai 2020 nahm der Umfang der Leistungen wieder zu und lag im Sommer 2020 nur leicht unter dem Vorjahresniveau.
Die Bundesregierung hat zwar sowohl für 2020 als auch für 2021 Liquiditätshilfen für Zahnärzte beschlossen – allerdings handelt es sich hier um reine Darlehen. Die beteiligten Kassenzahnärztlichen Vereinigungen erhalten zur Ausschüttung an ihre Praxen 90 Prozent der Gesamtvergütung aus 2019; Leistungseinbrüche aus 2020 schlagen sich bei Zahnärzten damit 2021 noch nicht durch. Doch mögliche Überzahlungen der Krankenkassen für nicht erbrachte Leistungen müssen in 2022 und 2023 vollständig ausgeglichen werden. Die Leistungsmenge ist dabei nicht gedeckelt, so dass Nachholeffekte ermöglicht werden. Sollten kürzlich gegründete oder übernommene Praxen durch den pandemiebedingten Leistungsrückgang in wirtschaftliche Schieflage geraten, können sie durch die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen gefördert werden.
Apotheken kämpfen sich durch die Krise
Gleich am Anfang der Corona-Krise im März 2020 haben viele Apotheken noch Umsatzsteigerungen verzeichnet, doch kurze Zeit später sank die Nachfrage deutlich, und bereits im Mai 2020 lag der Arzneimittelabsatz – sowohl der verschreibungspflichtigen als auch der rezeptfreien Medikamente – zwischen 20 und 30 Prozent unter Vorjahresniveau.
Je nach Standort und Leistungsangebot waren die Apotheken unterschiedlich von der Krise betroffen. Vor allem Apotheken in Zentrumslagen, aber auch Apotheken in Einkaufsstraßen litten unter dem gedrosselten Nachfrageverhalten. Positiv wirkten sich die bürokratischen Erleichterungen für Apotheken aus, um den Betrieb sicherzustellen, sei es bei der Herstellung von Desinfektionsmitteln oder bei der finanziellen Förderung des Botendienstes.
Gleichzeitig hat die Pandemie die Bedeutung der Apotheken als Gesundheitsmanager gestärkt. So werden die Apotheker intensiv in die Pandemie-Bewältigungspolitik eingebunden, zum Beispiel bei der Verteilung von Schutzmasken oder bei der Durchführung von Schnelltests.
ApoBank verzeichnet wenige Liquiditätsengpässe
Die ApoBank verzeichnete vor allem in der ersten Lockdownphase einen verstärkten Beratungsbedarf zu den möglichen zur Verfügung stehenden Hilfen. Der explizit auf die Pandemie zurückzuführende Liquiditätsbedarf bei Ärzten und Apotheken war bislang unterschiedlich, belief sich in der Summe auf einen dreistelligen Millionenbetrag und betraf insgesamt etwa 2.200 Kunden. „Die Auswirkungen waren vor allem zu Beginn der Pandemie deutlich zu spüren, die Praxen und Apotheken haben sich aber insgesamt aufgrund ihrer schnellen Reaktionsfähigkeit sehr gut geschlagen. Die Einnahmen werden etwas unter Vorjahresniveau liegen. Tatsächliche Liquiditätsengpässe erwarten wir aber nur in seltenen Ausnahmen,“ sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der ApoBank. Insgesamt hätten staatliche Schutzmaßnahmen größere Verwerfungen in der ambulanten Versorgung verhindert, resümiert Zehnich.