Vitabook gewinnt gegen Google

Markus Bönig
Vitabook-Chef Markus Bönig (Foto: Vitabook)

Google hatte die App „Patient Plus“ aus dem Play Store entfernt, als diese für Covid-19-Erkrankte erweitert wurde. Der deutsche Anbieter Vitabook wehrte sich gegen diese Maßnahme und bekam jetzt vor dem Landgericht Köln Recht.

Das Unternehmen Vitabook bietet seit rund zwei Jahren die Lösung „Patient Plus“ über die App-Stores an. Patienten können damit Rezepte und Medikamente online ordern und sich von einer lokalen Apotheke beliefern lassen – ohne sich dem Risiko einer unnötigen Infektion beim Arzt und in der Apotheke auszusetzen. Die App wird nach Angaben von Vitabook bei vielen Ärzten und von rund 4.000 Apotheken akzeptiert. Patient Plus wird unter anderem am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, im neurologischen und psychiatrischen Ärztenetzwerk NeuroTransData und von Mitgliedern des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) genutzt. 

Doch die letzte Änderung an der App sorgte bei Google offenbar für Unmut: Während sie im Apple AppStore weiter zu haben ist, entfernte der Suchmaschinen-Anbieter vier Tage nach der Aktualisierung nicht nur die neue, sondern auch gleich die ursprüngliche Version aus seinem Store. Die Begründung: „Wir erlauben keine Anwendungen, denen es an vernünftiger Sensibilität gegenüber […] einem anderen tragischen Ereignis mangelt oder die daraus Kapital schlagen.“

Apps mit Corona-Bezug gesperrt

Google bezog sich hier auf die Corona-Krise. Die Erwiderung des Vitabook-Geschäftsführers Markus Bönig, der Vorwurf sei vollkommen unbegründet zumal die App kostenlos angeboten werde, überzeugte Google nicht. Ebenso wenig akzeptierte der US-Konzern das Schreiben des BdP-Vorsitzenden Dr. Frank J. Heimann, in dem dieser darum bat, die App wieder im Store anzubieten: „Wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie Ihre Entscheidung im Sinne der Covid-19-Patienten kurzfristig rückgängig machen würden.“ Auch andere Apps mit Corona-Bezug wurden von Google gesperrt.

Vitabook-Chef Bönig stellte darauf einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung wegen unlauteren Wettbewerbs beim Landgericht Köln – und bekam Recht. „Natürlich fühlte ich mich ein bisschen wie David, der gegen Golitah vor Gericht zieht“, sagt Bönig.

Etablierte Lösung erweitert

„Angesichts der Corona-Krise haben wir die App mit Fachärzten für Corona-Patienten aktualisiert“, erklärt Markus Bönig. Covid-19-Patienten müssen engmaschig von ihren Ärzten begleitet werden, um bei einer Verschlechterung rechtzeitig reagieren zu können – ein aktuell von den Behandlern kaum zu bewältigender Aufwand. „Deshalb haben wir mit der Patient Plus-App eine digitale Lösung entwickelt“, erklärt Frank Heimann, Vorsitzender des (BdP).

Der Vitabook-Chef, dessen App nun laut Beschluss des Kölner Landgerichts wieder im Google Play Store verfügbar sein muss, wünscht sich für die Zukunft eine europäische Lösung: „Obwohl wir das Recht auf unserer Seite haben, wissen wir nicht, ab wann unsere App für Android-Smartphones wieder im Google Store gelistet sein wird.“