Prüfung bestanden: Smartes T-Shirt misst die Herzfrequenz

Dr. Katja Orlowski (links) und ihre studentische Hilfe Jessica Grahlmann überprüfen die Funktion des intelligenten T-Shirts mit Hilfe eines EKG-Generators, der die Aktivität des menschlichen Herzes simuliert. (Foto: THB©Bianca Kahl)

In einem wissenschaftlichen Prüfverfahren hat die Technische Hochschule Brandenburg jetzt die Funktionsweise eines smarten T-Shirts bestätigt. Demnach sind Messdaten des Shirts vergleichbar mit denen eines klassischen EKGs. 

Das T-Shirt des Unternehmens Ambiotex ist mit Sensoren zur Messung des Herzschlags ausgestattet. Es soll Anwendern eine neue Möglichkeit bieten, unkompliziert ihre Herzfrequenz auszuwerten. „Wir haben die Messdaten der intelligenten ambiotex-Technologie mit denen aus einem standardisierten EKG verglichen und kommen zu dem Ergebnis, dass das untersuchte Wearable nahezu identische Ergebnisse liefert“, sagt Dr. Katja Orlowski aus dem Forschungsteam um Prof. Dr. Thomas Schrader. Beim klassischen EKG könnten Störsignale auftreten, beispielsweise wenn die Kabel berührt werde. „Hier bietet die Ambiotex-Lösung sogar messbare Vorteile“, so die Wissenschaftlerin.

App zur Datenauswertung

Die Sensoren des Shirts liegen mittels integriertem Brustgurt eng am Herz und erfassen dort die Vitaldaten. Diese Daten werden anschließend in eine App übertragen und mithilfe eines auf künstlicher Intelligenz basierendem Algorithmus ausgewertet. „Die wissenschaftliche Prüfung konzentrierte sich auf die Messgenauigkeit der sogenannten R-Zacken, also die höchsten Ausschläge in der Darstellung der Herzaktion, sowie auf die dazwischenliegenden Abstände. Sie bilden einen Ausschnitt aus einem standardisierten EKG ab und lassen unter anderem Rückschlüsse auf die Regelmäßigkeit des Herzschlages und auf das Stresslevel einer Person zu“, sagt Ambiotex-Geschäftsführer Christian Seidl.

„Unser Ziel ist es, zukünftig mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz Herzrhythmusstörungen zu erkennen und damit unsere akkuraten EKG-Daten für eine individualisierte Medizin nutzbar zu machen“, so Seidl weiter. Heute könne die Vitaldatenanalyse in Echtzeit bereits vorbeugend wichtige Belastungsanzeichen erkennen. 

Sinnvoll auch im Arbeitsschutz

Das soll nicht nur Menschen interessant sein, die intensiv Sport treiben und dabei ihren Herzschlag im Blick behalten möchten. Die App kann auch bei großer körperlicher Anstrengung oder psychischem Stress hilfreich sein. „Im Bereich des Arbeitsschutzes und in Berufen mit hohem Stresslevel könnte ein mobiler EKG-Ersatz Leben retten“, ist Seidl überzeugt. Er sieht einen möglichen zentralen Bestandteil von zukünftigen Infrastrukturlösungen in der Telemedizin. Erste Pilotstudien und Gespräche bezüglich klinischer Tests laufen bereits.

Fraunhofer-Entwicklung

Ursprünglich wurde das Shirt vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS entwickelt. Nun wird es von dem ausgegründeten Unternehmen Ambiotex vermarktet. Es konzentriert sich aktuell darauf, die Hardware weiterzuentwickeln und ein noch breiteres Spektrum der Herzaktivität zu erfassen. Aus diesem Grund stehen voraussichtlich weitere Untersuchung durch die Forschenden der Hochschule an, um die korrekte Funktionsweise abzusichern. Hierzu wollen die Wissenschaftler wissenschaftlich belastbare Tests entwickeln, die die Messungen während der Bewegungsabläufe überprüfen.