Mobile Ultraschallgeräte für alle Notarzteinsatzfahrzeuge

Mobile Ultraschallgeräte können Leben retten. Davon ist die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) überzeugt und fordert, dass alle Notarzteinsatzfahrzeuge mit diesen Geräten ausgestattet werden.

Ein Ultraschallgerät im Einsatzfahrzeug kann maßgeblich dazu beitragen, zeitnah die richtige Diagnose zu stellen und damit die richtige Therapie einzuleiten. „Zwar werden mehr und mehr Notarzteinsatzfahrzeuge mit sogenannten Point of Care-Geräten ausgestattet, dies ist aber noch längst kein Standard“, sagt Dr. med. Armin Seibel von der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Für ihn besteht dringender Nachholbedarf. Ein Vorbild dafür sei die Luftrettung: Seit Anfang 2019 verfügen alle Rettungshubschrauber des ADAC und der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF) über mobile Ultraschallgeräte. In diesem Zusammenhang weist die DEGUM darauf hin, dass Notfallmediziner für den Umgang mit diesen Geräten besonders ausgebildet werden müssen.

Präklinische Diagnosemöglichkeiten erweitern

Ein Notfall-Ultraschallgerät ist robust, handlich und lässt sich überall einsetzen. Mobile Hightech-Ultraschallsonden lassen sich an Smartphone-große Bildschirme anschließen. Notärzte können sich darüber einen schnellen Überblick über den Zustand des Patienten verschaffen. So kann eine Bauchsonografie nach einem Verkehrsunfall beispielsweise zeigen, ob bei dem Patienten eine innere Blutung vorliegt. Bei akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen können Ärzte die Grundfunktionen des Herzens und der Herzklappen prüfen und die Lunge untersuchen.

Hilfreich bei unklaren Befunden

„Gerade bei unklaren Befunden, bei denen man anfangs an eine Vielzahl von möglichen Erkrankungen denken muss, kann eine sonografische Untersuchung sehr hilfreich sein“, sagt Dr. med. Wolfgang Heinz, Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Notfallsonografie. Es gehe nicht nur darum, durch die Sonografie Befunde zu erkennen, sondern oft auch bestimmte Diagnosen auszuschließen. „Letztlich erweitern sich die präklinischen Diagnosemöglichkeiten und dadurch steigt die Chance für die Patienten, dass von Anfang an die richtigen therapeutischen Maßnahmen ergriffen werden.“

Ausbildung Notfallsonografie

Seit 2019 haben alle Hubschrauber der DRF sowie des ADAC die Ultraschallgeräte an Bord. Das sind rund 90 Prozent der gesamten Luftrettung in Deutschland. Um die neue Technik möglichst optimal einzusetzen, benötigen die Notfallmediziner eine entsprechende Ausbildung. „Aus diesem Grund haben wir vor einigen Jahren das Curriculum Notfallsonografie entwickelt“, so Ultraschall-Experte und Ausbilder Dr. Seibel. Es besteht aus einem Basis- und Aufbaukurs. Behandelt werden alle relevanten Techniken, die im Notfall benötigt werden.

Im Gegensatz zum Spezialisten in der Klinik muss der Arzt im Rettungswagen das gesamte Spektrum relevanter sonografischer Untersuchungstechniken und Befundungsinterpretationen für die Notfallsituation beherrschen – von Anästhesie und Chirurgie über Kardiologie, Gynäkologie bis hin zu Unfallchirurgie und Orthopädie. Der Basis- und Aufbaukurs soll das erreichen. In den Kursen erlernen die Ärzte algorithmusorientierte Untersuchungsvorgänge. Das soll sie in die Lage versetzen, innerhalb von wenigen Minuten eine Diagnose zu stellen.

Nachweis erforderlich

„Das Besondere an unseren Kursen ist zudem die Nachhaltigkeit“, so Dr. Seibel. Der Teilnehmer erhalte das Zertifikat erst mit Nachweis einer entsprechenden Anzahl an Untersuchungen. Besonderen Wert legen die Ausbilder auf die Praxis, in Form einer symptom- und patientenorientierten, fokussierten Untersuchung. Trainiert wird an tragbaren Ultraschallgeräten. Die Teilnehmer üben unter Anleitung von Experten an realitätsnah gestalteten Praxisstationen mit echten Patienten, Probanden und Simulatoren.

Patientenversorgung verbessern

Eine Ausstattung mit mobilen Ultraschallgeräten und Ausbildung der Notärzte in Ultraschalldiagnostik sollte nach Ansicht des Verbandes auch für Noteinsatzfahrzeuge am Boden gelten. „Mit Sonografie an Bord verbessern wir natürlich auch hier die Qualität der präklinischen Patientenversorgung“, ist Dr. Heinz überzeugt. Diejenigen, die in den verschiedenen Rettungsorganisationen an den jeweiligen Notarztstandorten über die medizinisch-technische Ausrüstung der Noteinsatzfahrzeuge entscheiden, öffnen sich mehr und mehr der präklinischen Ultraschalldiagnostik. „Es ist aber noch ein weiter Weg, bis wir flächendeckend mobile Ultraschallgeräte an Bord von Einsatzfahrzeuge haben“, glaubt Dr. Heinz. Er plädiert dafür, die Geräte zeitnah einzuführen: „Die Ultraschalldiagnostik kann im Ernstfall den entscheidenden Impuls für die erfolgreiche Behandlung von lebensgefährlich erkrankten Patienten liefern, diese Möglichkeit sollte nicht ungenutzt bleiben.“