Mehr „proaktives Denken“ für Telemedizin gefordert

Auf dem von der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin e. V. (DGTelemed) und der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH organisierten „8. Nationalen Fachkongress Telemedizin“ im Berliner Ellington Hotel betonte Staatssekretär Lutz Stroppe (Bundesministerium für Gesundheit) in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung telemedizinischer Neuerungen für das digitale Gesundheitswesen.

Der Staatssekretär forderte die Akteure aus der Selbstverwaltung zur Umsetzung des E-Health-Gesetzes auf und verlangte verstärkt proaktives Denken, um eine zügigere flächendeckende Etablierung telemedizinischer Anwendungen zu erreichen. Damit nahm Stroppe Bezug auf die Problematik, dass zahlreiche Telemedizinprojekte auf ihrem Weg in die Regelversorgung aufgrund unüberschaubarer Verfahrensregelungen und Gesetze sowie Hürden bei technischen Schnittstellen ausgebremst werden.

Professor Dr. med. Gernot Marx und Günter van Aalst, Vorstandsvorsitzende der DGTelemed, stimmten Stroppes Forderung zu: „Evaluation und Methodik sind entscheidende Stellschrauben für die Überführung in die Regelversorgung“, so Marx. Außerdem brauche es für eine sektorübergreifende Versorgung auch eine sektorübergreifende Finanzierung, ergänzte van Aalst. Im Zuge dessen forderte er mehr Unterstützung und größeres Engagement durch die Politik als Triebkraft.

Potenziale telemedizinischer Anwendungen erkannt

In einer Gesprächsrunde mit Professor Dr. Britta Böckmann, Vorstandsmitglied der DGTelemed und Martin Strunden, Vertreter der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Telematik im Gesundheitswesen (BLAG), forderte Strunden die Abrechenbarkeit von Leistungen, die im Kontext eGK erbracht werden, etwa das Führen einer elektronischen Patientenakte. Auch in der nachfolgenden Diskussionsrunde, bestehend aus Ulrike Elsner (vdek), Dr. Franz Bartmann (Bundesärztekammer) und Georg Baum (Deutsche Krankenhausgesellschaft) waren sich die Diskutanten einig: Um eine Digitalisierungsoffensive zu erreichen, müsse sich die Politik engagieren und finanzielle Unterstützung leisten. „Wer Infrastruktur will, muss Infrastruktur bauen und auch finanzieren“, bekräftigte Dr. Bartmann von der Bundesärztekammer. Am Umsetzungswillen der Ärzte solle es generell nicht scheitern. Dass Ärzte mittlerweile die Potenziale telemedizinischer Anwendungen für den Praxisalltag erkannt haben und nicht mehr die mögliche Mehrarbeit in den Fokus stellen, sei klar zu beobachten, meint Bartmann.

E-Health muss auf das politische Tableau

In der abschließenden Diskussionsrunde mit Dr. Ekkehard von Pritzbuer (KBV), Oliver Schenk (BMG), Günter van Aalst (DGTelemed) und Sebastian Zilch (bvitg e. V.) forderte Oliver Schenk, dass das Thema E-Health dringend Teil der Koalitionsverhandlungen sein müsse. Sebastian Zilch sprach sich für eine vermehrte Förderung von fachlicher Weiterbildung und aufklärender Information bei Ärzten aus. Denn im Praxisalltag finden nur solche Verfahren Anwendung, deren Potenziale klar erkannt wurden.

Preisverleihung

Der erste Kongress-Tag schloss mit der Übergabe des Telemedizinpreises, der in diesem Jahr an das Projekt „PsychOnline Care“ des Neuropsychiatrischen Zentrums Hamburg Altona ging.