Krankenkassen-Hackathon für neue Ideen

Beim ersten Krankenkassen-Hackathon Deutschlands ging es nicht etwa darum, die IT der teilnehmenden Kassen möglichst schnell auszuhebeln. Vielmehr sollten zehn Teams Lösungen suchen, um die Versorgung der mehr als fünf Millionen Versicherten weiter zu verbessern.

Der vom Forschungsinstitut WIG2 organisierte Health Insurance Hack (HIH) hatte sich Ende Januar in Leipzig zum Ziel gesetzt, innovative Einfälle für zehn aktuelle Herausforderungen der Krankenversicherung auszuarbeiten. Gemeinsam mit externen Teilnehmern aus Unternehmen sowie Startups gingen die Krankenkassenmitarbeiter an den Start. Sie hatten 40 Stunden Bearbeitungszeit. Unterstützung stand in Form von Coachings und Workshops zur Verfügung. Die besten Lösungen wurden im Rahmen eines Abschlussevents von einer Expertenjury in drei Preiskategorien prämiert: „Größter Nutzen für die Versicherten“, „Innovativste Lösung“ und „Bestes gesundheitsökonomisches Konzept“.

Unterstützt wurde die Veranstaltung von den Krankenkassen IKK classic, Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK), BIG direkt gesund, BKK Verkehrsbau Union (BKK VBU) und R+V Betriebskrankenkasse.

Die Ergebnisse des Hackathons wurden am 26. Januar 2019 in der Kuppelhalle der Leipziger Volkszeitung (LVZ) vor mehr als 120 Teilnehmerinnen und Gästen präsentiert. Jeweils fünf Minuten hatten die zehn Teams hierfür zur Verfügung, um sich anschließend zwei weiteren Minuten den kritischen Rückfragen der Jury zu stellen.

Neuartige Kassen-Geschäftsstelle

Den Preis in der Kategorie „Größter Nutzen für die Versicherten“ sicherte sich das Team zur Fragestellung „(G) Die Krankenkassen-Geschäftsstelle der Zukunft“. Um die Bedürfnisse der Patienten und Versicherten weiterzudenken, konzipierte die Hackathon-Gruppe ein neuartiges Gesundheitsportal, das sich durch eine hochgradige Individualisierbarkeit auszeichnet.

Behandlungsprogramme für Chroniker

In der Kategorie „Innovativste Lösung“ setzte sich eine Blockchain-Konzeption gegen die Konkurrenz durch: Das selbsternannte Team „(H) New Kids on the Blockchain” überzeugte die Jury mit einem Ansatz zur Compliance-Stärkung bei chronischen Erkrankungen. Als Ausgangspunkt dienten hierfür so genannte Disease Management Programs (DMP) – spezifische Behandlungsprogramme für Chroniker. Um im Dschungel der verschiedenen Behandlungs-, Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen den Überblick zu wahren und die Datenhoheit der Patienten zu gewährleisten, wurde eine sektorenübergreifende Blockchain-Architektur entworfen und prototypisch umgesetzt.

Der Preis für das „Beste gesundheitsökonomische Konzept“ ging an Team „(J) Der Schatz im Datensee“, das eine datenanalytische Fragestellung bearbeitete: Auf Grundlage eines anonymisierten Datensatzes der BKK VBU wurden zunächst mögliche Auslöser für Diabetes identifiziert und anschließend individuelle Gesundheitsangebote entwickelt. Die Jury überzeugten dabei insbesondere die ökonomische Relevanz und die höchst praxisrelevanten Ansätze, um Lebensstiländerungen zur Gesundheitsförderung und Prävention effektiv einzusetzen.

GKV-Potential freilegen

„Wir sind sehr zufrieden mit der ersten Ausgabe des Health Insurance Hack“, unterstreicht Martin Blaschka, Leiter Kommunikation am WIG2 Institut. „Mit über 70 Hackerinnen und Hackern, mehr als 120 Personen beim großen Abschlussevent und großartigen Ergebnissen konnten wir zeigen, dass in der GKV ein unglaublich großes Innovationspotential schlummert und das Interesse daran, dieses Potential auch freizulegen, riesig ist.“

Fortsetzung folgt 2020

Neben einer kontinuierlichen Begleitung und Umsetzung der Hackathon-Ergebnisse über das laufende Jahr stehen bereits konkrete Pläne für die nächste Veranstaltung fest: Unter dem Namen „Health Insurance Hack & Con“ soll der Hackathon im Januar 2020 nach Leipzig zurückkehren – erweitert um eine parallele Konferenzveranstaltung.