Echtzeit-Daten aus dem OP

Das Marien-Hospital im niederrheinischen Wesel plant eine Ausweitung der OP-Kapazitäten. Um hier mit möglichst genauen Kennzahlen arbeiten zu können, werden Aufgabenschritte im OP jetzt in Echtzeit digital erfasst.

Eine Ausweitung der OP-Kapazitäten ist für jedes Krankenhaus ein geschäftskritischer Schritt, der muss gut vorbereitet sein und auf soliden Kennzahlen basieren muss. Wird die zur Verfügung stehende OP-Kapazität zu knapp eingeschätzt, entstehen Wartezeiten bei geplanten Eingriffen – Patienten entscheiden sich dann oft für eine andere Klinik. Sind die Operationssäle indes nicht ausgelastet, drohen finanzielle Verluste. Nur mit genauem Zahlenmaterial lassen sich Arbeitsprozesse und das OP-Management weiter optimieren.

Bislang erfolgte die Erfassung der einzelnen OP-Module erst in der Nachbereitung der OP indem sie diktiert, erfasst und anschließend in das Krankenhaus-Informationssystems (KIS) übertragen wurde. Dieser Ablauf war aufwändig und passierte aufgrund der asynchronen Verarbeitung zeitversetzt. Die Klinik setzte sich deshalb das Ziel, die einzelnen Aufgabenschritte während des laufenden Betriebes in Echtzeit exakt zu dokumentieren – auch, um die Ursachen für die bisherigen Abweichungen vom OP-Plan besser klären zu können. „Wir wollten die Zahlen möglichst simpel, aber real erfassen“, erläutert Christian Friedhoff, Leiter Medizintechnik und Informationstechnologie (MIT) der pro homine gGmbH.

App ermöglicht Echtzeiterfassung

Die Umsetzung dieses Vorhabens lag sprichwörtlich auf der Hand: Mit einem für den OP-Bereich geeigneten Tablet-PC sollte die einfache, verlässliche und verbindliche Dokumentation gelingen. Auf der Suche nach einem Anbieter, der Hard- und passende Software aus einer Hand liefern kann, entschied sich pro homine für das Essener Unternehmen DextraData. Die von DextraData entwickelte Dex7 Timetable-App dient der Echtzeiterfassung der 13 wichtigsten Zeit-KPIs einer OP und ermöglicht eine Dateneingabe per Fingertipp. So bleibt das Hauptaugenmerk während des Eingriffs voll und ganz auf den Patienten gerichtet. 

Agile Softwareentwicklung für beschleunigten Betrieb

Dieses Projekt wurde komplett nach Scrum umgesetzt, dem Framework für agile Softwareentwicklung. Spezielle Kundenanforderungen werden dabei gemeinsam mit dem Klienten abgesprochen und in kurzer Zeit realisiert, was die Dauer bis zu einem voll zufriedenstellenden Live-Betrieb massiv verkürzt. Das Vorhaben gelang: Die Änderungsvorschläge der Nutzer wurden nach Rücksprache mit der OP-Leitung über Nacht (!) umgesetzt und konnten bereits am nächsten Schulungstag produktiv gehen. Die Akzeptanz bei den Anwendern stieg dadurch enorm.

Von der Beauftragung, bei der die Parameter festgelegt wurden, bis zur Fertigstellung benötigte das DextraData-Team lediglich zehn Werktage. Der Schulungsaufwand erwies sich als gering: Die OP-Teams erlernten die Verwendung der neuen Lösung nach einer kurzen Einführung größtenteils im laufenden Betrieb. Nach rund drei Wochen waren alle Mitarbeiter mit der Dex7 Timetable-App vertraut. „Die Simplizität und der geringe Kostenaufwand sind herausragende Merkmale dieses Produktes“, unterstreicht IT-Leiter Friedhoff.

Anpassungen on-the-fly

„Diese Lösung überzeugt uns technisch und vom Handling her vollkommen. Fraglos braucht es aber seine Zeit, bis wirklich alle Fachkräfte die Lösung einsetzen“, unterstreicht IT-Leiter Christian Friedhoff. Auch die ärztliche Direktion arbeitet mit der IT-Leitung Hand in Hand daran, wirklich alle Nutzer vollumfänglich zu überzeugen. Im Weseler Marien-Hospital ist man somit zuversichtlich, dass auch bei diesem Digitalisierungsprojekt bald alle Nutzer rundum informiert sind und ihre Abläufe den aktuellen Anforderungen anpassen. Während Anpassungen bei anderen Softwarelösungen für den Klinikbereich oft Monate oder gar Jahre dauerten, sei hier jede gewünschte Änderung innerhalb von Stunden realisiert worden.

Marien-Hospital Wesel
Das Marien-Hospital im niederrheinischen Wesel ist ein Krankenhaus mit rund 1.000 Mitarbeitern. Das Haus verfügt über 424 Betten und 16 Fachabteilungen. Jährlich werden etwa 20.000 Patienten stationär und fast 50.000 ambulant behandelt. Das Klinikum gehört zum pro homine-Verbund, der am Niederrhein Krankenhäuser und Senioreneinrichtungen betreibt. (Foto: pro homine gGmbH)

Auf einen Blick

IT-Umgebung/Lösung

  • vorhandenes Krankenhaus-Informationssystem Agfa Orbis
  • Implementierung einer Echtzeiterfassung der wichtigsten Zeit-KPIs rund um eine Operation
  • Einsatz von Tablet-PC und App im OP-Bereich

Vorteile: 

  • exakte, intuitive und effiziente Datenerfassung ohne Nachbearbeitung
  • solide Kennzahlen für strategische Entscheidungen (Modernisierung/Ausbau des OP-Bereichs)