Digital Health: Deutschland hinter China und Indien

Eine im Auftrag des Unternehmens Philips durchgeführte, internationale Befragung zeigt: Vielerorts ist der Informationsfluss digitaler Gesundheitsdaten zwischen Arzt und Patient noch ausbaufähig. Ein Land hinkt besonders häufig hinterher.

Wie gut sind Gesundheitssysteme für die Zukunft aufgestellt? Was ist nötig, um die Gesundheitsversorgung werteorientiert auszurichten? Antworten hierauf will der von Philips zum vierten Mal in jährlicher Folge beauftragte Future Health Index (FHI) geben. Die aktuelle Befragung in 15 Ländern weltweit fragte nach der Bedeutung von digitalen Gesundheitstechnologien für medizinische Fachkräfte und (potenzielle) Patienten. 

Die Ergebnisse zeigen: Die Vorteile, die die Digitalisierung für den Austausch von Gesundheitsdaten zwischen den einzelnen Akteuren bietet, werden noch nicht optimal genutzt. Die Gründe reichen von fehlender Infrastruktur bis hin zu mangelndem Vertrauen in eine digitalisierte Gesundheitsversorgung. Fest steht jedoch: „Ein gegenseitiger Austausch der Gesundheitsdaten ist unerlässlich, um den Patienten mit der richtigen Therapie zum richtigen Zeitpunkt zu versorgen“, erklärt Jan Kimpen, Chief Medical Officer bei Philips. „Darüber hinaus hat dieser Austausch auch einen positiven Einfluss auf das Erleben von Gesundheitsversorgung“, so Kimpen weiter. „Wir wissen, dass ein interessierter, informierter und sich befähigt fühlender Patient mehr auf seine Gesundheit achtet und so dazu beitragen kann, die Versorgungskosten zu senken.“

Fachkräfte arbeiten zunehmend digital

Sofern medizinische Fachkräfte nicht schon bereits in einer digitalen Arbeitsumgebung arbeiten, stellt sich die Mehrheit von ihnen laut Future Health Index 2019 zumindest auf neue, digitale Arbeitsweisen ein. So geben länderübergreifend 76 Prozent der in Krankenhäusern und Arztpraxen Tätigen an, mit einer digitalen Patientenakte zu arbeiten und Patienteninformationen zu 80 Prozent innerhalb ihrer Einrichtung elektronisch auszutauschen. 

Besonders digital sind die Niederländer: 98 Prozent der medizinischen Fachkräfte nutzen die digitale Patientenakte und 93 Prozent teilen Patienteninformationen mit Kollegen innerhalb der jeweiligen Einrichtung elektronisch. Länderübergreifend waren die am häufigsten genannten positiven Effekte eine bessere Versorgungsqualität (69 Prozent) und eine höhere Zufriedenheit von medizinischen Fachkräften mit ihrer Arbeit (64 Prozent).

Ausbaufähig ist und bleibt der Austausch gesundheitsbezogener Informationen, die vom Einzelnen selbst mittels digitaler Technologien oder Gesundheits-Apps erhoben werden. Hierauf hat der Untersuchende kaum Zugriff. Nur neun Prozent der medizinischen Fachkräfte geben an, dass die meisten oder alle Patienten gesundheitsbezogene Informationen mit ihnen kontinuierlich teilen. In Deutschland liegt die Zahl mit gerade einmal vier Prozent noch niedriger.

Zugang zu medizinischen Daten erwünscht

Viele Bürger sind bereit, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Die digitale Gesundheitsakte kann hierbei unterstützen, da sie Patienten und medizinischen Fachkräften einen guten Überblick über alle gesammelten gesundheitsbezogenen Daten geben kann. Wäre diese Akte verfügbar, würden sich daher auch länderübergreifend 63 Prozent der Befragten Zugriff auf ihre medizinischen Daten wünschen. Dies gilt auch für Deutschland: 62 Prozent der Befragten hätten gern Einsicht in ihre digitale Gesundheitsakte, 14 Prozent sind unschlüssig und 24 Prozent möchten dies nicht.

Länderübergreifend bewerten 80 Prozent derjenigen, die bereits eine digitale Gesundheitsakte mit Zugriffsmöglichkeit haben, die Qualität der Gesundheitsversorgung eher als gut, sehr gut oder ausgezeichnet. Diejenigen ohne Zugang sagen dies nur zu 64 Prozent. Das legt den Schluss nahe, dass eine digitale Akte mit den eigenen medizinischen Daten die gefühlte Qualität von Gesundheitsversorgung positiv beeinflusst.

Digitalisierungsgrad im Ländervergleich

Der Anteil derjenigen, die mit Hilfe digitaler Gesundheitstechnologien oder Gesundheits-Apps mindestens ein Gesundheitsparameter (Aktivität, Gewicht, Herzfrequenz etc.) messen, beträgt in Saudi-Arabien 93 Prozent, in China 90 Prozent und in Singapur 83 Prozent. In Deutschland liegt deren Anteil bei 57 Prozent. Fragt man die medizinische Fachwelt danach, ob sie digitale Gesundheitstechnologien oder medizinische Apps beispielsweise für die Diagnostik, den Informationsaustausch oder die Effizienzsteigerung nutzt, ergibt sich ein etwas anderes Bild: China (94 Prozent) und Indien (88 Prozent) liegen hier vorn. Aber auch Europa schneidet gut ab: Italien (88 Prozent) und die Niederlande (86 Prozent) führen das Feld an. Etwas anders sieht es im Nachbarland Deutschland aus. Hier wird nur zu 64 Prozent mit digitalen Gesundheitstechnologien oder Apps gearbeitet.

Future Health Index
Die von Philips seit 2016 jährlich in Auftrag gegebene länderübergreifende Studie untersucht, inwieweit Länder bereit dafür sind, langfristige globale Herausforderungen im Gesundheitsmarkt zu bewältigen. Die Umfragen wurden im Frühjahr 2019 in 15 Ländern in der jeweiligen Landessprache durchgeführt (Australien, Brasilien, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Niederlande, Russland, Saudi-Arabien, Singapur, Südafrika, Polen, Großbritannien und Nordirland sowie USA). Die Gesamtstichprobe der Umfrage umfasst 3.194 medizinische Fachkräfte und 15.114 Einzelpersonen, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung repräsentieren.