Jeder dritte Deutsche nutzt bereits Fitnesstracker. Informatiker des Zentrums für Bioinformatik an der Universität des Saarlandes arbeiten nun daran, dass zusätzlich persönliche Biomarker ausgewertet werden und dadurch ein individuelles, exakt passendes Fitnessprogramm erstellt werden kann.
Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom nutzt fast jeder dritte Deutsche sogenannte Fitnesstracker, um Daten wie zurückgelegte Schritte und Schlafdauer aufzuzeichnen. Diese Informationen können dabei helfen, die eigene Fitness zu verbessern. Informatiker des Zentrums für Bioinformatik an der Universität des Saarlandes gehen jetzt einen Schritt weiter, indem sie für jedermann Biomarker analysieren.
„Für viele Volkskrankheiten ist Sport eine hilfreiche Therapie. Bei kardiovaskulären Erkrankungen kann Sport darüber hinaus eine präventive Wirkung haben“, erklärt Andreas Keller, Professor für Klinische Bioinformatik an der Universität des Saarlandes. Messungen der heute gängigen Fitnesstracker will Keller um eine neuartige Kategorie erweitern: molekulare Biomarker.
Das sind biologische Merkmale, die Ärzten zum Beispiel Hinweise auf den Gesundheitszustand oder die bisherigen Erkrankungen eines Patienten geben können. Keller setzt dabei auf einen bestimmten Typ von Biomarkern, nämlich kurze, nichtcodierende Ribonukleinsäuren, kurz microRNA genannt.
Die microRNA-Stücke, die nachweislich auch Auskunft über die eigene Fitness geben, soll künftig jeder Sportler überprüfen können. Das ist Kellers Vision. Deswegen will er das Start-up „InFit“ gründen, dessen Name sich aus „Information“ und „Fitness“ zusammensetzt.
Bluttest berücksichtigt Datenschutz
InFit bietet einen Bluttest an, der zu Hause gemacht werden kann. Die Teilnehmer piksen sich mit Hilfe eines zur Verfügung gestellten Kits viermal im Jahr in den Finger, ziehen einen Tropfen auf ein spezielles Speichermedium und schicken die Blutprobe per Post an ein molekulardiagnostisches Analyse-Labor. „Der Dienstleister hält sich bei der Analyse an die gleichen Maßstäbe, die auch für die medizinische Diagnostik gelten. Das beinhaltet auch datenschutzrechtliche Auflagen”, erklärt Professor Andreas Keller.
Die Analyse-Ergebnisse von InFit werden dem jeweiligen Teilnehmer über die InFit-App zugänglich gemacht, die Keller gerade mit Hilfe des IT-Inkubators an der Saar-Uni fertigstellt. Die noch dieses Jahr erscheinende App soll zusätzlich die molekularen Ergebnisse mit den Daten des am Körper getragenen Fitnesstrackers verbinden.
Individuelle Trainingspläne statt Schrittzählung
Mittelfristig werden so maßgeschneiderte Trainingspläne ausgearbeitet, die auch Rahmenbedingungen wie Möglichkeiten vor Ort, vorhandene Zeit und gewünschte Intensität mit einbeziehen. „Denn genau wie bei der Behandlung von Erkrankungen ist auch beim Fitnesstraining ein individueller Zuschnitt hilfreich. Zusätzlich soll die App es ermöglichen, sich mit Freunden zu einem virtuellen Fitnessnetzwerk zu verknüpfen. Die Suche nach Teilnehmern für den ersten kostenlosen Beta-Test war bereits erfolgreich. Fast 350 Saarländerinnen und Saarländer haben sich angemeldet, der jüngste Teilnehmer ist 12, der älteste ist 72 Jahre alt. Ebenso variiert das Teilnehmerfeld in punkto Gewicht und Größe. „Nicht nur Privatpersonen, auch Firmen waren begeistert und wollen InFit nun in den unternehmensinternen Fitnessprogrammen einsetzen“, berichtet Professor Keller.
Wer Interesse hat, kann sich noch bis 20. Juli 2017 auf der Website http://my-infit.com/ informieren und registrieren.