ABDA warnt vor neuem Einlöseweg für E-Rezepte

E-Rezept-Nutzer mit Smartphone
Apothekerverband warnt: Das Card Link-Verfahren macht das erst kürzlich ausgerollte E-Rezept-System angreifbarer. (Foto: ABDA Bundesvgg. Dt. Apothekerverbände/Erik Hinz)

Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. warnt vor dem CardLink-Verfahren mit dem Patienten ihre E-Rezepte an Apotheken weiterleiten können, indem sie die Smartphone-Apps von Drittanbietern nutzen.

Aus Sicht des Apothekerverbands schränkt das sogenannte CardLink-Verfahren die Patientensicherheit ein. Das mögliche Risiko wird in Kauf genommen: Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) habe erstmals trotz deutlicher Warnungen aller anderen Gematik-Gesellschafter aufgrund seiner 51-Prozent-Mehrheit in der Gesellschafterversammlung die technischen Vorgaben für dieses Verfahren durchgesetzt. Alle anderen Gesellschafter stimmten dagegen.

Die ABDA warnt explizit davor, die Technik in der Arzneimittelversorgung verfügbar zu machen. Den Patienten sei unmöglich zuzumuten, bewerten zu können, welche Smartphone-Apps sicher sind und welche nicht. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärt dazu: „Das ‘CardLink-Verfahren’ bringt für die Patientinnen und Patienten erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich, wird das erst kürzlich ausgerollte E-Rezept-System angreifbarer machen und verbessert die Arzneimittelversorgung an keiner Stelle! Die in Deutschland sichere Arzneimittelversorgung darf nicht über unsichere Smartphone-Apps gefährdet werden. Dass das BMG in seinem selbst herbeigeführten Beschluss nun auch noch die Verantwortung für den neuen E-Rezept-Einlöseweg auf die Apotheken abwälzt, ist absolut inakzeptabel.” 

BMG vor Konzerninteressen eingeknickt?

Die ABDA-Präsidentin unterstrich, dass die Apothekerschaft – wie auch alle anderen Gesellschafter außer dem BMG mehrfach auf die Unsicherheiten bei ‘CardLink’ hingewiesen hat. “Wenn es der Wunsch des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) ist, einen vierten Einlöseweg für E-Rezepte zu schaffen, dann muss dieser genauso sicher sein, wie das Einlösen mittels eGK, der Ausdruck des E-Rezeptes oder die sicheren Apps der Gematik bzw. der Krankenkassen.“ Dass Ministerium komme hier „den Partikularinteressen vereinzelter Großkonzerne“ nach. Das sei schockierend.

Störungen in der Telematikinfrastruktur

ABDA, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und das nordrheinische Aktionsbündnis Patientenversorgung kritisieren außerdem täglich auftretende Probleme mit der Telematikinfrastruktur (TI). Demnach kommt es weiterhin ständig zu teilweise Stunden andauernden Systemausfällen. Dadurch können E-Rezepte in Arztpraxen nicht ausgestellt werden oder das E-Rezept kann in den Apotheken erst verzögert eingelöst werden. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit  sieht durch die TI-Ausfälle bereits die Versorgungssicherheit der Patienten gefährdet. Bei weiterer politischer Tatenlosigkeit werde man deshalb wieder auf das Papierrezept umstellen. Auch der Deutsche Apothekerverband (DAV) spricht von einem „Versorgungschaos“ und rief das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die Gematik dazu auf, die Ausfälle und Missstände im E-Rezept-System umgehend zu lösen.

Forderung nach Krisenstab

Der DAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann verlangt zudem, dass die Expertise der am System beteiligten Leistungserbringer stärker eingebunden wird: „Um das erst kürzlich flächendeckend ausgerollte System endlich fehlerfrei zu betreiben, muss umgehend nach Auftreten von relevanten Fehlern ein Krisenstab eingesetzt werden, in den unbedingt auch die Expertise der betroffenen Gruppen eingebunden werden muss.“