Die ökonomische Situation vieler Krankenhäuser verschlechtert sich. Eine aktuelle Studie zeigt: Jedes zweite Haus (49 %) musste im vergangenen Jahr ein Defizit verbuchen. Trotz steigender IT-Ausgaben fehlen die Ressourcen für eine umfassende Digitalisierung.
Mit einem Umsatzwachstum für das laufende Geschäftsjahr rechnen etwa 27 Prozent der Klinikchefs. Fast zwei von drei Befragten (62%) erwarten allerdings für 2021 ein Minus beim Ergebnis. Zu diesen Erkenntnissen kommen die Autoren der „Krankenhausstudie 2021“, einer Roland Berger-Umfrage unter den 600 größten deutschen Krankenhäusern.
Pessimistische Erwartungen überwiegen
„Krankenhäuser bekommen die Nachwirkungen von einem Jahr Corona bei Umsatz und Ergebnis zu spüren“, sagt Roland Berger-Berater Peter Magunia. „Auffallend in unserer Befragung ist die pessimistische Erwartung auch der privaten Häuser für das Ergebnis des aktuellen Geschäftsjahres. Insgesamt zeigt sich der Ausblick der Krankenhäuser aller Trägerschaften auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Situation in den kommenden Jahren negativer als je zuvor.“ Trotz Krankenhauszukunftsgesetz: „Die Häuser können daher strategische Themen wie den Ausbau von moderner IT-Infrastruktur, digitalen Services sowie einer nachhaltigen Beschaffung nur zaghaft angehen.“
Pandemie drückt Umsatzentwicklung
Im Jahr 2019, vor Corona, erwirtschafteten noch zwei Drittel der Kliniken (67 %) einen Umsatzanstieg. 2020 gelang dies noch 42 Prozent. Für 2021 ist die Stimmung noch pessimistischer, nur noch ein Viertel der Häuser erwartet ein Umsatzwachstum (27 %). Der Anteil der Krankenhäuser mit positivem Jahresergebnis sank stark ab von 48 Prozent im Vorjahr auf 36 Prozent in 2020. Dabei spielt die Trägerschaft eine wichtige Rolle: 63 Prozent der Häuser in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft weisen ein defizitäres Ergebnis aus. Sogar bei den privaten Häusern schreibt nun bereits jedes dritte Haus rote Zahlen (38 %). Die große Mehrheit der Häuser (83 %) rechnet zudem mit einer deutlichen Verschlechterung der Situation in den kommenden fünf Jahren.
Strategische Zukunftsthemen ausgebremst
In der angespannten Situation konzentrieren sich die Häuser darauf, ihre Ergebnisse zu verbessern und nehmen hierbei verstärkt strategische Hebel in den Fokus. So gewinnt der Ausbau des ambulanten Portfolios in den Augen der Studienteilnehmer deutlich an Bedeutung. Weiterhin setzen jedoch viele Kliniken weiter auf die Steigerung stationären Umsätze – eine Hoffnung, welche sich nur für wenige realisieren dürfte.
Wachsende Digitalisierungsausgaben
Im Bereich Digitalisierung steigen die Ausgaben kontinuierlich: Der Anteil der befragten Kliniken, die über zwei Prozent ihres Umsatzes für die IT ausgeben, hat sich gegenüber 2017 (9 %) mehr als verdreifacht (31 %). Das Hauptaugenmerk liegt heute dabei jedoch weiterhin auf Basisaufgaben wie der Sicherstellung des Betriebs und einer ausreichenden IT-Sicherheit. Zukunftsgerichtete Themen, wie die Verbesserung der Versorgungsqualität über neue digitale Geschäftsmodelle, sind dagegen aus dem Fokus gerückt.
„Die weitere Digitalisierung der Krankenhäuser ist für eine moderne Gesundheitsversorgung unumgänglich“, sagt Magunia. „Zukünftig stehen die Kliniken hierzulande jedoch vor der Herausforderung steigender IT-Kosten bei gleichzeitigem Fachkräftemangel und gewaltigen Personalherausforderungen.“
Nachhaltigkeit immer wichtiger
Daneben gewinnt ein weiteres Thema immer größere Bedeutung: Die Nachhaltigkeit. Rund 90 Prozent der Häuser schätzen die Rolle der Nachhaltigkeit beim Beschaffungsprozess als relevant ein. Dennoch wird deutlich: In der aktuellen Situation sind Krankenhäuser nicht in der Lage für einen Ausbau der Nachhaltigkeit auch die notwendigen Mittel aufzubringen.