Um für aktuelle Corona-Studien die medizinischen Bilddaten von bundesweit 11.000 Probanden auszuwerten, setzt das zuständige Deutsche Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK) auf ein von der Deutschen Telekom entwickeltes, klinische Datenmanagementsystem.
Viele Studien zeigen: Bis zu 20 Prozent aller Covid-19-Patienten leiden nach einer Corona-Infektion unter Langzeitfolgen. Immer mehr Mediziner erforschen die Folgen der Erkrankung. Das „Nationale Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin zu Covid-19“ (NUM) hat das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK) beauftragt, bei drei Corona-Studien medizinische Bilddaten auszuwerten. Für Studien mit bundesweit 11.000 Proband*innen nutzt das DZHK das von der Telekom entwickelte, klinische Datenmanagementsystem Trial Complete. Es ermöglicht den Beteiligten einen zentralen Zugriff auf medizinische Studiendaten.
„Mit Trial Complete können Forscher*innen im räumlich verteilten Forschungsnetzwerk medienbruchfrei arbeiten. Sie müssen keine Daten mehr auf Speichermedien transportieren“, erklärt Telekom Healthcare Solutions Geschäftsführer Michael Waldbrenner. „Zudem sind die (Bild-)Daten von Anfang an studiengerecht strukturiert. Sie sind deutlich einfacher zu finden. Und Nutzer*innen können noch leichter auf Studienergebnisse zugreifen.“
Julia Hoffmann, Leiterin Forschungsplattform beim DZHK, ergänzt: „Schon vor der Pandemie haben wir mit unserer klinischen Forschungsplattform Studien aus ganz Deutschland durchgeführt. Die Plattform kommt nun auch für die Covid-19-Forschung zum Einsatz. Hier laufen neben medizinischen Bilddaten auch Bioproben und klinische Daten von Covid-19-Patient*innen zentral zusammen. Die Daten können für Fragestellungen genutzt werden, die über das Ziel einzelner Studien weit hinausgehen.“
Das DZHK unterstützt damit auch das Nationale Pandemie Kohorten Netz (NAPKON). Das Netzwerk ermöglicht grundlegende Analysen für das Verständnis und die Bekämpfung von Pandemien.
Bilddaten sicher in der Cloud
Trial Complete speichert medizinische Studiendaten in der Telekom Healthcare Cloud. Die Cloud erfüllt die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Unabhängig vom Standort greifen Forscher auf die Daten zu. Diese sind im DICOM-Format abgelegt, das die meisten klinischen Software-Systeme lesen können.
„Aktuell speichern die meisten Forschungskliniken medizinische Daten meist isoliert in ihren IT-Systemen. Das macht den Austausch – zum Beispiel auf Datenträgern – extrem aufwändig. Mit Trial Complete wird der Prozess deutlich vereinfacht“, unterstreicht Michael Waldbrenner. „Das System verknüpft Daten von Studien miteinander. Zudem lassen sich die pseudonymisierten Bilddaten mit dazu passenden medizinischen Daten von Proband*innen datenschutzkonform verbinden.“
Zentrale Lösung für Forschungsdaten
Trial Complete setzt sich zunehmend als zentrale Cloud-Lösung für Forschungsdaten durch. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) leitet eine europaweite Studie mit acht Kinderherzzentren und nutzt die Plattform ebenfalls. Auch das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) setzt im Rahmen der europaweiten Studie Cardioproof auf die Lösung. Forscher in mehreren Ländern verarbeiten die Bilddaten der Probanden ohne Medienbrüche.
„Wir haben vor Kurzem im Rahmen von OCRE – Open Clouds for Research Environments – einen Rahmenvertrag zusammen mit dem Europäischen Wissenschaftsnetz GÉANT und 29 nationalen Wissenschaftennetzen, zu dem auch das deutsche Forschungsnetz gehört, unterschrieben“, ergänzt Michael Waldbrenner. „Dieser sieht vor, dass wir zukünftig Cloud-Services wie Trial Complete rund 7.000 wissenschaftlichen Einrichtungen in Europa auf Basis der Open Telekom Cloud zur Verfügung stellen können.“ Das System der Telekom ist somit europaweit in rund hundert Einrichtungen im Einsatz.