Kann der Einsatz von Kupferlegierungen tatsächlich dabei helfen, nosokomialer Infektionen in Krankenhäusern zu vermeiden? Jetzt wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes die antimikrobielle Wirksamkeit von Kupfer unter dem Einfluss von ausgewählten Desinfektionsmitteln untersucht.
Zur Vermeidung von nosokomiale Infektionen in Krankenhäusern wird eine sogenannte Bündel („Bundle“)-Strategie empfohlen, bei der mehrere Präventionsmaßnahmen zusammen und zuverlässig durchgeführt werden. Dass die Nutzung antimikrobieller Kupferlegierungen unter dem Einfluss etablierter Desinfektionsmaßnahmen einen nutzbringenden Beitrag im Sinne des Patientenschutzes leisten kann, wurde jetzt erstmals in einem aktuellen Forschungsprojekt des Deutschen Kupferinstitut Berufsverbands e.V. in Kooperation mit der Hochschule Ostwestfalen-Lippe und dem Desinfektionsmittel-Hersteller Schülke & Mayr GmbH untersucht.
In der Studie sollte gezeigt werden, ob die Keimzahl auf kupferhaltigen Prüfkörpern nach Einsatz von Desinfektionsmitteln in definierter Konzentration bei geringer Einwirkzeit (zwei Minuten) im Vergleich zu Edelstahl oder Kachel signifikant unterschiedlich ist. Zum Einsatz kamen zwei dabei die Desinfektionsmittel: mikrozid AF liquid (alkoholische Lösung) und antifect extra (quaternäre Ammoniumverbindungen und Aldehyde). Das Ergebnis: Verschiedene Mikroorganismen (Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus. aureus, Candida albicans) durch werden durch mikrozid AF liquid sowohl auf Messing als auch auf Edelstahl bis zur Nachweisgrenze inaktiviert.
Schnelle Wirkung
Bei Anwendung von des Desinfektionsmittels antifect extra im sublethalen Konzentrationsbereich werden alle Keimsuspensionen nach zwei Minuten Einwirkzeit auf Messing vollständig inaktiviert. Jedoch konnten E. coli und S. aureus auch auf Edelstahl vollständig inaktiviert werden. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass P. aeruginosa wie auch C. albicans durch das Desinfektionsmittel antifect extra nach zwei Minuten Einwirkzeit auf Messing (3-6 log10) deutlich besser als auf Edelstahl (2-3 log10) inaktiviert wird. Die Experimente wurden mit subletalen Konzentrationen des Desinfektionsmittels durchgeführt, um mögliche synergistische Effekte nachweisbar machen zu können.
Die Untersuchungen haben weiterhin gezeigt, dass die antimikrobielle Wirksamkeit der beiden getesteten Desinfektionsmittel (mikrozid AF liquid, antifect extra) nicht negativ durch die untersuchten Messingoberflächen beeinflusst wurde und somit eine Kompatibilität gegeben ist. Aus dem Vergleich von Reaktionskinetik und Wirkmechanismus ist zu schließen, dass sich desinfizierende Wirkstoffe und antimikrobielle Werkstoffe hinsichtlich ihrer jeweiligen antimikrobiellen Kraft nicht negativ beeinträchtigen sondern – wahrscheinlich in Abhängigkeit vom Zielorganismus – mit einer kurzfristigen Verstärkung oder Beschleunigung der Wirkung gerechnet werden kann“, schlussfolgert Dr. Klaus Ockenfeld, Referent für Umwelt und Gesundheit beim Deutschen Kupferinstitut. Um das Phänomen vollständig zu klären, sollen weitere Forschungen durchgeführt werden.