Virtual Reality zur Rauchentwöhnung

Eine Virtual Reality-Anwendung soll schon bald bei der Rauchentwöhnung helfen. Im Rahmen des Forschungsprojekts ANTARES entwickeln Wissenschaftler am Forschungskolleg der Universität Siegen (FoKoS) eine solche Anwendung. Damit sollen Raucher trainieren können, dem Drang zur Zigarette zu widerstehen.

Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland raucht. Damit ist Tabak hierzulande verbreiteter als jede andere Droge. Schätzungen zufolge sterben pro Jahr über fünf Millionen Raucher an den Folgen ihrer Nikotinsucht. Nun soll Virtual Reality (VR) Betroffenen bei der Entwöhnung helfen.

Mithilfe einer Virtual Reality-Brille sollen die Teilnehmenden bei der Therapie in eine virtuelle, künstliche Welt eintauchen. Dort werden ihnen unterschiedlich Objekte vorgeführt. Dazu zählen solche, die mit dem Rauchen verbunden sind, wie etwa ein Feuerzeug, ein Aschenbecher oder auch eine Zigarette. Die Teilnehmer sehen aber auch Objekte, die nichts mit dem Rauchen zu tun haben, beispielsweise eine Blume oder eine Zahnbürste. Mit einem Joystick müssen die Raucher nun ähnlich wie bei einem Computerspiel die nikotinbezogenen Objekte von sich wegschieben. Dadurch werden diese Objekte optisch verkleinert. Die übrigen Objekte sollen die Teilnehmer hingegen zu sich heranziehen und so vergrößern.

„Aus früheren Studien wissen wir bereits, dass ein solches Training – auch bekannt als ,Approach-Avoidance-Training‘ – am Computer einen kleinen Effekt auf das Rauchen haben kann“, sagt Psychologie-Professor Dr. Tim Klucken aus dem Projektteam. Im Rahmen des Projektes ANTARES wollen die Forscher nun herausfinden, ob die Wirkung des Trainings durch die virtuelle Realität gesteigert werden kann. „Man taucht mit Hilfe der Virtual Reality-Brille komplett in eine andere Welt ein. Die emotionale Ebene wird daher viel stärker angesprochen, als wenn man vor dem klassischen Desktop-Computer sitzt“, erläutert FoKoS-Direktor Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves, der mit seinem Forschungsteam ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist. Viele Potenziale zur Stärkung von Therapieeffekten durch virtuelle Realität seien jedoch noch nicht ausreichend erforscht.

Impulsives System nutzen

Anders als viele herkömmliche Therapien zur Rauchentwöhnung zielt die neue Therapieform nicht nur auf das sogenannte reflexive System im Menschen ab. Auch das impulsive, emotionale System wird berücksichtigt. Es geht also nicht allein darum, sich anhand rationaler Argumente bewusst zu machen, warum es besser wäre, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Teilnehmenden sollen darüber hinaus auch lernen, den Impuls, zu rauchen, besser zu kontrollieren. „Bei Sucht ist das impulsive System viel wichtiger, als das reflexive“, so Klucken. So greifen Menschen beispielsweise bei einem Streit oder bei Stress plötzlich und ganz impulsiv zur Zigarette.

Kombination zur Rauchentwöhnung

Nach Ansicht der Forscher wäre eine Kombination aus „herkömmlichen“ Therapieverfahren und der Virtual Reality-Therapie ideal. „Unsere Anwendung ist allein sicherlich keine Wunderwaffe. Aber in Kombination mit bekannten Raucherprogrammen könnte sie Raucherinnen und Rauchern besser helfen, ihre Sucht zu therapieren“, hofft Klucken. Ergänzend zu der Virtual Reality-Anwendung die Wissenschaftler auch eine Smartphone-App zur Rauchentwöhnung, die auf dem „Approach-Avoidance-Training“ basiert. Damit können die Nutzer die Therapie jederzeit und ortsunabhängig anwenden.

Zurzeit programmieren die Wissenschaftler verschiedene Varianten des Virtual Reality-Trainings. Diesen Part übernimmt im Rahmen des Projektes der Lehrstuhl für Medizinische Informatik und Mikrosystementwurf unter Leitung von Prof. Dr. Rainer Brück. Im nächsten Schritt sollen Prof. Niehaves und sein Team untersuchen, welche Version von den Anwendern am besten akzeptiert wird. Diese Version soll anschließend dazu genutzt werden, das Training zur Rauchentwöhnung zu testen und zu evaluieren.