Telekom und SAP entwickeln Corona-App

Die Corona-App soll Menschen nach Kontakt mit einem Corona-Infizierten schnellstmöglich über diesen Kontakt informieren. Foto: © Oleksandr Hrytsiv/123rf.com)

Die Corona-App soll von der Deutsche Telekom und SAP entwickelt und zur Marktreife gebracht werden, wie die Ministerien für Gesundheit und Inneres und das Kanzleramt jetzt mitgeteilt haben. Auch die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Zentrum CISPA sind an der Entwicklung beteiligt. 

Nach langem Hin- und Her hat sich die Regierung für einen dezentralen Ansatz entschieden. Eine entsprechende Anwendung wird derzeit federführend von der Fraunhofer Gesellschaft auf Grundlage des Softwaregerüsts DP3T (Decentralized Privacy Preserving Proximity Tracing) entwickelt. Zwar soll bei der Entwicklung der App auf die Interoperabilität mit anderen europäischen Ländern geachtet werden. Die eigene Lösung soll jedoch ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleisten. Um notwendigen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten, sollen BSI und BfDI von Beginn an in die Entwicklung eingebunden werden. 

App soll Infektionsketten durchbrechen

Die Corona-App soll Menschen, die Kontakt mit einem Corona-Infizierten hatten, schnellstmöglich über diesen Kontakt informieren. Hierfür soll die App unter Nutzung von Bluetooth-Low-Energy den Abstand zwischen Personen messen. Dadurch sollen sich die die Mobilgeräte die Kontakte “merken”, die die vom RKI festgelegten Kriterien (Nähe und Zeit) erfüllt haben. Hierbei tauschen sie untereinander temporäre verschlüsselte Identitäten aus. Wenn Nutzer der Corona-App positiv auf das Corona-Virus getestet, sollen sie ihre Kontakte auf freiwilliger Basis durch die App über die Infektion informieren lassen. Dazu sollen die IDs des Infizierten allen Mobiltelefonen der App-Nutzer zur Verfügung gestellt werden. Sie können dann, ob sie mit den übermittelten IDs in Kontakt waren. Im Falle einer Übereinstimmung wird der Nutzer über den kritischen Kontakt gewarnt. Dadurch soll eine zeitnahe Isolation der Betroffenen ermöglicht werden, um so Infektionsketten zu unterbrechen.

Positives Signal

Der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) hat sich in einem ersten Schritt positiv zu der Entscheidung geäußert. Gleichzeitig appelliert der Verband jedoch an alle Akteure, den Dialog über Gesundheitsdaten und ethisch vertretbare Nutzungen weiterzuführen.  „Es ist ein positives Signal, dass die Bundesregierung das Potenzial digitaler Tools in der Bekämpfung der Corona-Pandemie erkannt hat und die Entwicklung aktiv vorantreibt“, kommentiert Sebastian Zilch. 

Nach Ansicht des Verbandes sind die Diskussionen um eine zentrale oder dezentrale Speicherung der Tracing-Daten als Teil eines zivilgesellschaftlichen Dialoges absolut notwendig. Allerdings hätte diese Diskussion früher und strukturierter geführt werden müssen. „Im Krisenfall über Dogmen zu streiten fördert die Verunsicherung der Menschen und kostet wertvolle Zeit. Es braucht endlich einen Konsens darüber, was eine vertrauensvolle Umgebung für den sicheren und nutzenstiftenden Umgang mit Gesundheitsdaten, deren Erhebung und auch deren Spende ist.“, betont Zilch.

Klarheit für die Nutzung von Gesundheitsdaten

Der Verband betont, dass es langfristig mehr Klarheit bei der Verwendung von Gesundheitsdaten geben muss. „Derzeit zeigt sich, dass wir es uns nicht länger leisten können, das enorme Potenzial dieser Daten brach liegen zu lassen.“, so Zilch. Seiner Ansicht nach wäre es wünschenswert, wenn sich der Deutsche Ethikrat noch intensiver mit der Nutzung von Gesundheitsdaten zum Wohle der Allgemeinheit beschäftigen würde und nicht nur im Kontext von Epidemien.