Steigende Akzeptanz für E-Health

Eine Zukunft der Medizin ohne E-Health wird es nicht geben. Davon ist jeder zweite Deutsche überzeugt. Die meisten sehen in dieser Entwicklung vor allem Chancen, zeigt eine jetzt veröffentlichte Studie des Bitkom.

46 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass zumindest Teile der medizinischen Versorgung in Zukunft ausschließlich digital stattfinden werden, um dadurch die steigenden Kosten des deutschen Gesundheitssystems aufzufangen. Für diese Entwicklung sind viele Deutschen offen und nutzen schon digitale Angebote. 

So verwenden zwei von drei Smartphone-Besitzern (65 Prozent) bereits Gesundheits-Apps. Die beliebtesten dieser Apps informieren ihre Nutzer über Gesundheits-, Fitness-, Gewichts- oder Ernährungsthemen informieren. Sie werden schon heute von 25 Prozent genutzt und weitere 25 Prozent können sich vorstellen, dass in Zukunft zu tun. Ähnlich beliebt sind Apps zur Aufzeichnung von Körper- und Fitnessdaten wie zum Beispiel Herzfrequenz, Blutdruck oder gegangenen Schritten a (24 Prozent). Workout-Apps mit entsprechenden Anleitungen für Übungen zu Hause oder unterwegs nutzen 17 Prozent. Fast ebenso beliebt bei den Bundesbürgern sind Apps, die auf Grundlage von aufgezeichneten Vitaldaten Ratschläge geben (15 Prozent).

Hoher Mehrwert

Für die Nutzer bringen die Gesundheits-Apps den Nutzern häufig einen Mehrwert. 53 Prozent konnten damit nach eigenen Angaben ihr Training optimieren. 46 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich Gesundheits-Apps mehr bewegen.  44 Prozent wissen dank App mehr über ihren Körper und ihren Gesundheitszustand Bescheid. Jeder Dritte (34 Prozent) gibt an, sich dadurch gesünder zu ernähren. „Fitness-Armbänder, Smartwatches und Gesundheits-Apps für Smartphones sind in Deutschland bereits ein Millionenphänomen geworden. Erstmals ist es möglich, die eigenen Vitaldaten regelmäßig zu messen und zu nutzen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

Zustimmung für E-Akte und E-Rezept

Auch die elektronische Patientenakte und das elektronische Rezept sind für die Befragten sinnvoll. Rund zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen würden nach eigenen Angaben die E-Akte nutzen und 63 Prozent das E-Rezept. Mit 74 Prozent Anteil besonders hoch ist diese Bereitschaft bei den 16- bis 29-Jährigen. Bei den 30- bis 49-Jährigen liegt der Anteil immerhin noch bei 70 Prozent. Von den über 65-Jährigen würden 60 Prozent auf die Elektronische Patientenakte zugreifen. 

Smarte Funktionen erwünscht

Die Befürworter der elektronischen Patientenakte wollen jedoch mehr Nutzen als Standardfunktionen wie die Speicherung der gesamten Behandlungshistorie (87 Prozent). Sie wünschen sich außerdem smarte Funktionen: 98 Prozent wünschen sich einen integrierten digitalen Impfpass, 91 Prozent haben Interesse an einem digitalen Medikationsplan mit automatischem Wechselwirkungscheck. Auch ein Modul zur Integration der Daten aus Apps oder medizinischen Geräten wie einem Blutdruckmessgerät (80 Prozent) sowie ein Vorsorgeplaner (70 Prozent) sind beliebt.

Nutzer wollen Datenhoheit

61 Prozent der Befragten wollen, dass die Datenhoheit beim Patienten liegt, weitere 59 Prozent verlangen ein Höchstmaß an Datenschutz und Datensicherheit. Für 45 Prozent sind außerdem eine strukturierte Darstellung und für ein Drittel (34 Prozent) ein mobiler Zugang wichtig. „Die Elektronische Patientenakte wird nur dann ein Erfolg, wenn sie dem Patienten einen echten Nutzen stiftet und unkompliziert zu bedienen ist“, so Berg. „Vorhandene Daten sollten viel stärker– auch mobil – genutzt werden. Über eine entsprechend ausgestaltete Elektronische Patientenakte wäre das möglich. Bei gleichzeitiger Wahrung des Datenschutzes könnte die medizinische Versorgung so deutlich verbessert werden.“

Bessere Unterstützung

Die Digitalisierung bietet zudem Möglichkeiten für die Prävention, Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Risikogruppen für Diabetes etwa können mit digitalen Lösungen darin unterstützt werden, die Gefahr, eine Form von Diabetes zu entwickeln, zu reduzieren. Dafür werden Vitaldaten wie tägliche Schritte und Gewicht aufgezeichnet und der Risiko-Kandidat wird mit anderen Betroffenen sowie seinem persönlichen Coach vernetzt. Den Befragten gefällt diese Möglichkeit. Jeder Zweite (50 Prozent) würde ein solches Angebot nutzen, wenn er zu einer Risikogruppe gehören würde.

Auch weiteren Möglichkeiten wie das Tragen einer digitalen Insulinpumpe stehen die Bundesbürger positiv gegenüber. Angenommen sie wären Diabetiker, würden zwei von drei Befragten (68 Prozent) ein solches Angebot nutzen. 64 Prozent würden sich einen Sensor implantieren lassen, um den Blutzuckerspiegel permanent zu messen. 

Telemedizin beliebt

Telemedizinischen Angeboten stehen vor allem bei Jüngeren hoch im Kurs. Jeder Vierte (24 Prozent) würde für einen schnellen ärztlichen Rat per App sogar extra zahlen, bei den 16- bis 29-Jährigen sind es bereits 35 Prozent. Ähnlich viele Befragte (23 Prozent) würden Routinefragen durch ärztliche Online-Services aus dem Ausland abklären lassen, wenn sie dadurch Geld sparen könnten. Bei den Jüngeren sind es 28 Prozent. 

Telemedizin im Abo

15 Prozent der Deutschen wären sogar bereit, für 250 Euro ein Jahres-Abonnement abzuschließen, um sich jederzeit online Rat von Medizinern einholen zu können. „Telemedizin eröffnet Ärzten und Patienten neue Möglichkeiten“, so Berg. Vielerorts seien Arztpraxen überlaufen, Ältere seien nur eingeschränkt mobil – aber auf eine ausreichende medizinische Versorgung angewiesen, auch in abgelegenen Regionen. „Ergänzend zur Regelversorgung können telemedizinische Angebote den Ablauf im Gesundheitswesen erheblich verbessern“, ist Berg überzeugt. „Die Patienten haben dieses Potenzial erkannt – und die technischen Möglichkeiten sind da“, so der Bitkom-Präsident. Nun werde es Zeit, sie konsequent zu nutzen und telemedizinische Angebote in die Regelversorgung einzubinden.