In einer Befraung äußern sich 138 Ärztinnen und Ärzte aus deutschen Arztpraxen und Kliniken zu ihrem Corona-Zwischenfazit. Während die Verlässlichkeit von Kollegen und Mitarbeitern positiv bewertet wird, steht der eklatante Mangel an Hygieneprodukten in der Kritik.
Plötzlich war sie da, die Pandemie und mit ihr die größte Herausforderung für das deutsche Gesundheitssystem seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Als Anbieter von Web-Softwarelösungen für die Patientenkommunikation wollte das Berliner Unternehmen Samedi jetzt genauer wissen, wie es Ärzten und dem medizinischen Fachpersonal in den vergangenen Monaten ergangen ist und wie sie den bisherigen Krisenverlauf bewerten.
Die Aussagen der 138 befragten Teilnehmer aus Kliniken und Arztpraxen ergeben ein interessantes Zwischenfazit zur Pandemie-Krise. Auch wenn die Befragung nicht repräsentativ ist, wird deutlich, was sich perspektivisch ändern sollte, damit Deutschland künftig besser vorbereitet ist, falls es erneut zu einer Infektionswelle kommt.
Auf Kollegen ist Verlass
Auf die Frage, was ihnen bislang besonders durch die Corona-Krise geholfen hat, nannte die Mehrheit (51 Prozent), die Hilfe von Kollegen und Mitarbeitern. Mit 41 Prozent folgen darauf Informationen von Politik und Verbänden und mit 38 Prozent Informationen von Medien und sozialen Netzwerken. Dabei wird deutlich, dass der Kampf gegen Corona bisher vor allem auch ein Kampf um die möglichst schnelle Verbreitung neuer Erkenntnisse über das Virus ist. Nach Kollegen und Informationen spielten digitale Tools (Videosprechstunde, Corona-App oder andere) mit 27 Prozent eine wichtige Rolle. Gerade wenn es darum geht überfüllte Wartezimmer zu vermeiden, können digitale Ausweichoptionen den Praxisalltag erleichtern.
Das fordern Ärzte zur Prävention
Gefragt danach, in welche Bereiche im Anschluss an die Corona-Krise besonders investiert werden sollte, landete, das Gesundheitswesen mit 71 Prozent ganz vorne. Dicht gefolgt von der besseren Anerkennung und Bezahlung systemrelevanter Berufe mit 70 Prozent. An dritter Stelle steht mit 55 Prozent die bessere Vernetzung der Behörden untereinander. Für eine Mehrheit von 53 Prozent stellt der Ausbau von Reserven an Betten, Schutzkleidung, Desinfektionsmitteln und Medikamenten einen investitionsbedürftigen Bereich dar.
Zu wenig Masken, schlechte Kinderbetreuung
Gefragt danach, was im Praxisalltag eher schlecht funktionierte, wird an erster Stelle der Mangel an Schutzmasken und Desinfektionsmitteln (45 Prozent) genannt. Zusätzlich machte den hiesigen Kliniken und Arztpraxen die mangelnde Planungssicherheit zu schaffen, was 41 Prozent beklagten. An dritter Stelle wurde mit 26 Prozent die schlecht funktionierende Kinderbetreuung genannt. Ein Thema, das ganz sicher nachbearbeitet werden muss, denn wird der Beruf der Eltern als systemrelevant eingestuft, so müsste die Betreuung der Kinder wohl ebenfalls dieses Label erhalten. Als relativ schlecht funktionierend angegeben wurde zudem die Kommunikation der neuen Verhaltensregeln (23 Prozent).
Weitere Welle wird nicht befürchtet
Samedi wollte auch wissen, wie aktuell die Stimmung in Deutschlands Arztpraxen und Kliniken ist. Die Rückmeldungen zeichnen ein recht positives Bild. Zunächst einmal gaben 80 Prozent an, sich in ihrem Berufsalltag gut vor Covid-19 geschützt zu fühlen. 86 Prozent der Befragten fühlen sich zudem gut informiert. 73 Prozent geben an, dass sich bei ihnen die neue Situation eingespielt hat. Weitere 14,5 Prozent sprechen sogar davon, wieder im Routinebetrieb angekommen zu sein. Mit einer weiteren großen Welle rechnen weniger als ein Prozent der Befragungsteilnehmer.