In einem Pilotprojekt in Hamburg wird jetzt ein digital unterstütztes Rücknahme- und Recyclingsystem für OP-Instrumente getestet.
1,2 Millionen Tonnen Abfall – darunter 8.000 Tonnen Einweginstrumente – produzieren Deutschlands Krankenhäuser jedes Jahr. Diese Abfallmenge insbesondere im OP-Bereich deutlich zu reduzieren ist das erklärte Ziel des gemeinsamen Recyclingprojekts des Asklepios Klinikums Harburg und des Unternehmens Johnson & Johnson (Geschäftsbereich Ethicon).
Bisher keine umweltschonende Wiederverwertung
Ab sofort sammeln die OP-Teams am Asklepios Klinikum in Hamburg-Harburg Einmalinstrumente, die anschließend vom Entsorgungsunternehmen Remondis recycelt und in den Materialkreislauf zurückgeführt werden. „Wir verwenden in unserer Klinik hochtechnisierte High-End-Geräte, die wir aus hygienischen Gründen nach einmaligem Gebrauch entsorgen müssen. Dass es dafür keine umweltfreundliche Wiederverwertungsmöglichkeit gab, ist für uns nicht nachvollziehbar. Wir freuen uns deswegen, dass wir zusammen mit Ethicon, dem Hamburger Recycling-Software Start-Up Resourcify und Remondis ein Projekt starten, das für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Krankenhäusern sorgen wird“, erklärt Dr. Stefan Meierling, Chefarzt der Thoraxchirurgie und Mit-Initiator der Aktion im Asklepios Klinikum Harburg.
Digital und Transparenz im Recycling-Prozess
In dem Harburger Pilotprojekt wird ein digital unterstütztes Rücknahmesystem für recyclingfähige Endocutter und Circular Stapler im OP getestet. Diese Klammernahtinstrumente helfen den Chirurgen etwa in der Schlüssellochchirurgie eine sichere Entfernung oder Verbindung von Geweben und Organen durchzuführen. Ethicon hat – gemeinsam mit dem Entsorger Remondis, sowie dem Start-Up Resourcify – das System entwickelt.
Ab sofort werden die Instrumente nach Gebrauch im OP desinfiziert und gesondert gesammelt. Remondis holt dann die Behälter regelmäßig ab, die Geräte werden in ihren Anlagen sterilisiert, zerlegt und dann dem Recycling zugeführt. Am Klinikum Harburg können durch das Projekt laut Resourcify etwa 2.500 kg CO2 jährlich eingespart werden.
Ein besonderer Fokus liegt bei dem Projekt außerdem darauf, dass das Recycling in Deutschland stattfindet und somit auch nur geringe CO2-Emissionen bei dem Transport anfallen. Die Produkte werden momentan in den meisten Kliniken nach Gebrauch entsorgt und thermisch verwertet, wobei nicht nur Kosten für die Kliniken entstehen, sondern auch CO2-Emissionen und darüber hinaus wertvolle Rohstoffe verloren gehen. Ziel des Projektes ist es, diese Abfälle mehr als zu 80 Prozent zu recyceln und in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen.
OP-Teams speziell geschult
Wesentlich für den Erfolg des Projekts sind die beteiligten Mitarbeiter in der Klinik. Unter dem Motto „Gemeinsam für eine Welt ohne Abfall“” haben die Experten von Resourcify die Teams im OP geschult. Parallel wird der Recyclingprozess durch eine App begleitet, die Resourcify entwickelt hat. So können Umsetzung und Erfolge direkt nachvollzogen werden, etwa in monatlichen Auswertungen.
Das bestätigt auch Chefarzt Dr. Meierling: „Besonders dankbar bin ich unseren OP-Teams: Bei der ersten Vorstellung waren alle begeistert – auch, wenn das Projekt für die Kollegen zunächst mit Umstellung und Mehrarbeit verbunden ist. Das ist ein erster Erfolg, der neben den engagierten Projektbeteiligten auch der Umweltbehörde der Stadt Hamburg zu verdanken ist.”