Patienten befürchten Behandlungsfehler

Ein Drittel der Menschen in Deutschland hält es für, dass es im Krankenhaus oder beim Arzt zu Behandlungsfehlern kommen kann. (Foto: Katarzyna Białasiewicz/123rf.com)

Viele Menschen in Deutschland zeigen sich besorgt, wenn es um das Thema Patientensicherheit geht. Jeder Vierte (27 Prozent) ist davon überzeugt, selbst schon einmal einen Behandlungsfehler erlitten zu haben.

27 Prozent der Bundesbürger halten es für wahrscheinlich, dass Patientinnen und Patienten in Deutschland durch eine medizinische Behandlung im Krankenhaus zu Schaden kommen können. Fast jeder Dritte (32 Prozent) hält es außerdem für möglich, dass Schäden auch in der Arztpraxis vor Ort passieren können, wie eine repräsentative Untersuchung der Techniker Krankenkasse (TK) zum Welttag der Patientensicherheit zeigt.

Vermuteter Behandlungsfehler: Die Mehrheit schweigt

„Risiken und Behandlungsfehler haben offensichtlich eine viel größere Relevanz für Patientinnen und Patienten als offizielle Statistiken nahelegen“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der TK, Thomas Ballast. Die Untersuchung zeigt, dass lediglich 40 Prozent derjenigen, die einen Fehler vermuten, ihren Verdacht auch weiter melden. Die Mehrheit (57 Prozent) schweigen. 

Wenn Patientinnen und Patienten einen vermuteten Fehler weitermelden, sprechen dsie am häufigsten den behandelnden Arzt oder das Krankenhaus (70 Prozent) an. 60 Prozent wenden sich an andere Ärzte und 21 Prozent informieren ihre Krankenkasse. Nur ein Prozent wendet sich in einem solchen Fall an Patientenberatungsstellen.

Krankenkassen ansprechen

„Medizinische Versorgung ist immer komplex. Nicht alles, was aus Patientensicht nicht optimal läuft, hat tatsächlich Einfluss auf das Behandlungsergebnis und ist tatsächlich ein Fehler“, so Ballast weiter. Er rät Betroffenen dazu, die Unterstützung ihrer Krankenkasse in Anspruch zu nehmen.

Bundesweites Never Event-Register erforderlich

Die TK hat außerdem den Umgang mit sehr seltenen, aber schwerwiegenden Behandlungsfehlern untersucht. Solche so genannten „Never Events“ können beispielsweise eine Operation der falschen Körperseite oder die Verwechslung eines Patienten oder einer Patientin sein. Dabei kommen Patienten zu Schaden, obwohl die Fehler als nahezu vollständig vermeidbar gelten, weil entsprechende Präventionsmaßnahmen vorhanden sind und wirksam sein sollten. Zum Beispiel gehört es zur Krankenhausroutine, vor dem Eingriff nach dem Patientennamen zu fragen. 

„Anders als viele vermuten, werden derartige Ereignisse bislang nicht zentral erfasst. Es gibt auch keine routinemäßig vorgeschriebenen Maßnahmen“, so Ballast. Er fordert daher ein bundesweites Never Event-Register mit verlässlicher Datenerhebung, verpflichtender Analyse und transparenter Darstellung der Ergebnisse. Wie in der Luftfahrt Schienenverkehr müsse es selbstverständlich sein, dass der Hergang und die Ursachen seltener, schwerwiegender Sicherheitsvorkommnisse standardmäßig untersucht werden. Es gehe darum, ähnliche Ereignisse in der Zukunft zu verhindern”, so Ballast weiter. 

Aus Fehlern lernen

Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), unterstützt die TK-Forderung nach einem Never Event-Register. Dabei geht es Ihrer Ansicht nicht um Schuldzuweisungen. Health Care Professionals sind Menschen und Menschen machen Fehler und manchmal kommt es zu Patientenschäden. „Es geht darum, offen und ehrlich, mutig mit diesen Dingen umzugehen und aus Fehlern zu lernen, um weitere Schäden von weiteren Patientinnen und Patienten fernzuhalten“, so Hecker. Im angelsächsischen Raum existieren bereits Aufstellungen von typischen Vorfällen. Auch in Deutschland und der Schweiz werden derzeit nationale Definitionen und Ereignis-Listen erarbeitet.