Neuer Gesundheitskiosk sorgt für Diskussionsstoff

Mario Heise, Vorstand der Mobil Krankenkasse, bei der Eröffnung des Gesundheitskiosks in Hamburg-Bramfeld
Neues Versorgungsangebot: Mario Heise, Vorstand der Mobil Krankenkasse, bei der Eröffnung des Gesundheitskiosks in Hamburg-Bramfeld. (Foto: Mobil Krankenkasse)

Die Bundesregierung will Gesundheitskioske als Regelversorgung etablieren. Sie sollen sozial Benachteiligten kurze Wege zu medizinischer Hilfe bieten, aber auch die persönliche Gesundheitskompetenz stärken.

Die Neueröffnung eines Gesundheitskiosks in Hamburg-Bramfeld diente vor wenigen Tagen als Podium, um für die breite Etablierung dieses Angebots zu werben. Zum Hintergrund: Mit einem durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderten Projekt startete im Jahr 2017 in Hamburg der Aufbau eines regionalen, integrierten Gesundheitsnetzwerks mit Fokus auf Prävention, Gesundheitsförderung und -erhaltung. Der Gesundheitskiosk ist dabei das Herzstück. Er dient der medizinischen Versorgung und als Sozialraum. Er ist für alle Menschen offen.

Bei der Bundesregierung will man die Gesundheitskioske bundesweit etablieren. BMG-Abteilungsleiter Michael Weller, der aus Berlin online zugeschaltet war, nannte wesentliche Eckpunkte des neu gefassten Referentenentwurfs zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG). „Wir wollen Gesundheitskioske als Regelversorgung etablieren und einen Rechtsanspruch für diese Versorgung für alle Menschen schaffen, unabhängig von ihrem Versichertenstatus.“ Kurzfristig solle der Entwurf in die Ressortabstimmung gehen. „Unser Ziel ist, das Gesetz im April ins Kabinett zu bringen, damit es möglichst im Januar 2025 rechtskräftig ist.“ Bei der Kiosk-Eröffnung in Hamburg appellierten unter anderem die AOK Rheinland/Hamburg und die Mobil Krankenkasse (MKK) an die Politik, die bundesweite Etablierung von Gesundheitskiosken jetzt zügig voranzutreiben.

Leerstelle im Gesundheitssystem füllen

Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, sagte: „Gesundheitskioske füllen erfolgreich eine Leerstelle im Gesundheitssystem, die es mit Blick auf die Versorgung vulnerabler Gruppen unbedingt zu schließen gilt. Denn häufig stehen bei den Klientinnen und Klienten hinter einer akuten Erkrankung weitreichendere Versorgungsprobleme, für deren Lösung andere Sozialleistungsträger einbezogen werden müssen. Im Gesundheitskiosk gelingt es, diese herauszuarbeiten und die richtigen Wege zu bahnen.“ 

Auch Mario Heise, Vorstand der Mobil Krankenkasse (MKK), hob die Notwendigkeit dieses Versorgungsmodells hervor: „Mit den Gesundheitskiosken nehmen wir als Krankenkasse eine aktive Rolle ein und können mit allen Akteuren passgenaue Lösungen vor Ort entwickeln, also genau da, wo Bedarf besteht. Von dem präventiven Ansatz, die persönliche Gesundheitskompetenz zu stärken, profitieren alle und wir sehen darin eine notwendige Unterstützung für unsere Gesellschaft.“

Entlastung von niedergelassenen Ärzten

Zwei anwesende Mediziner – Dr. Gerd Fass als Vorsitzender des Ärztenetz Billstedt-Horn e.V. und Dr. Mike Müller-Glamann als Hausarzt und 2. Vorsitzender des Hamburger Hausärzteverbandes – forderten eine bessere Versorgung für vulnerable Patientengruppen. Dr. Gerd Fass: „Durch den Ausstieg der Ersatzkassen fallen Beratungen durch den Gesundheitskiosk für rund 2.500 Versicherte in Billstedt weg. Das belastet unsere Praxen noch mehr, die ohnehin schon überlastet sind. Vor diesem Hintergrund können wir uns lange Diskussionen über das Gesetz nicht mehr leisten.“

Wie sieht das Angebot im Gesundheitskiosk konkret aus? Im Gesundheitskiosk informieren besonders geschulte Mitarbeitende über Krankheiten, Therapien und einen gesunden Lebensstil – und zwar auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Farsi, Dari, Portugiesisch, Polnisch und Russisch. Ratsuchende bekommen hier Hilfe, die über klassische Gesundheitsthemen hinausgeht – zum Beispiel konkrete Unterstützung bei der Suche nach einem Kitaplatz oder bei der Beantragung einer Haushaltshilfe.