Mehr Krankenhäuser von Insolvenz bedroht

Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich verschlechtert. Im Jahr 2017 war sie erstmals schlechter als im Vorjahr. Zwölf Prozent der Kliniken waren von Insolvenz bedroht, im Jahr davor waren es erst sieben Prozent der Krankenhäuser.

Nur noch 81 Prozent der Krankenhäuser waren im „grünen Bereich“, im Jahr davor waren es noch 84 Prozent . Die Ertragslage hat sich 2017 ebenfalls verschlechtert: 28 Prozent der Kliniken schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust, 2016 waren es nur 13 Prozent. Das zeigen die Ergebnisse des jetzt vorgestellten 15. „Krankenhaus Rating Report“, der vom RWI und der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit Deloitte und der HIMSS erstellt wurde. Für den Report wurden Jahresabschlüsse aus den Jahren 2016 und 2017 von insgesamt 877 Krankenhäusern mit einem am Umsatz gemessenen Marktanteil von 70 Prozent ausgewertet.

Mehr ambulante Fälle

Ein wichtiger Grund für die schlechtere wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser ist demnach der Rückgang der stationären Fallzahl im Jahr 2017 um 0,5 Prozent. Gründe hierfür sind laut Studie unter anderem die zunehmende Ambulantisierung und der Personalmangel. Auch der bereits hohe Sättigungsgrad etwa bei kardiologischen und orthopädischen Leistungen und intensivere MDK-Prüfungen tragen zu dem Rückgang bei.

Große Krankenhäuser geht es in der Regel besser als kleineren, auch ein hoher Grad an Spezialisierung beeinflusst das Rating positiv. Laut Studie schneiden außerdem Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft besser ab als öffentlich-rechtliche Kliniken.

Laut Report sind die Krankenhausstrukturen in vielen Regionen ungünstig. Das gilt insbesondere durch hohe Standortdichte, viele kleine Einheiten und eine geringe Spezialisierung. Am ist die Lage in Niedersachsen/Bremen, Bayern, Hessen und Baden-Württemberg aus. In Ost-Deutschland ist das Rating wesentlich besser. 

Digitale Technologie gegen Personalmangel

Bei Fortschreibung des Status quo ist bis zum Jahr 2030 erwarten die Studienautoren einen Bedarf an Fachkräften im Gesundheits- und Sozialwesen in Höhe von 4,9 Millionen Vollkräften. Ein deutlicher Personalmangel bei lediglich 3,6 Millionen Vollkräften gegenüber. Um diese Diskrepanz zu schließen, sollte unter anderem die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen gedämpft und die hohe Teilzeitquote im Gesundheits- und Sozialwesen so-wie die steigende Zahl an Frühverrentungen in der Gesamtwirtschaft reduziert werden, so der Vorschlag. Auch qualifizierte Zuwanderung könnte den Fachkräftemangel mindern.

Zudem muss der Pflegeberuf attraktiver werden. Mehr Verantwortung sowie erweiterte Kompetenzen für die Pflegenden könnten laut Studie dafür sorgen. Langfristig empfehlen die Autoren außerdem moderne Technik wie Robotikassistenz und künstliche Intelligenz, um das Personal im Gesundheitswesen zu entlasten. 

Schlechte Perspektive

Die Ambulantisierung der Medizin wird sich nach Einschätzung der Studienautoren beschleunigen. Kurz- und mittelfristig sei kein großes Wachstum der stationären Fallzahl zu erwarten. Langfristig dürfte es jedoch aufgrund der demografischen Entwicklung trotzdem mehr stationäre Fälle geben. Bis zum Jahr 2025 erwarten die Studienautoren eine Zunahme der Fallzahl um etwa fünf Prozent.

40 Prozent der Krankenhäuser gefährdet?

Bei Fortschreibung des Status quo, einer weiterhin hohen Grundlohnrate und einem Wachstum der Löhne wie in der Vergangenheit würde der Anteil der Krankenhäuser im roten Rating-Bereich bis 2025 moderat auf 18 Prozent steigen. Sollten sich die Bedingungen allerdings verschlechtern sind bereits 2025 rund 40 Prozent der Krankenhäuser von der Insolvenz bedroht, so die Prognose. 

Die Studienautoren empfehlen eine Optimierung der Krankenhausstrukturen und Produktivitätsverbesserungen der Krankenhäuse. Zusammen mit einer stärkeren Digitalisierung und mehr Ambulantisierung der Medizin würde das die Situation der Krankenhäuser deutlich verbessern, sodass 2025 demgegenüber nur 21 Prozent der Kliniken von Insolvenz bedroht wären.