Langzeit-Implantat für epileptische Anfälle wird erprobt

Klinik für Neurologie und Neurophysiologie am Universitätsklinikum Freiburg. (Foto: Universitätsklinikum Freiburg)

Im Rahmen einer Studie am Universitätsklinikum Freiburg wird nun die Zuverlässigkeit eines Langzeit-Implantats für epileptische Anfälle untersucht. Der Sensor wird direkt unter der Kopfhaut implantiert und soll für mindestens ein Jahr funktionieren.

Eine neue Sensortechnologie soll es künftig ermöglichen, epileptische Anfälle über lange Zeit zu messen und zu dokumentieren. Das Implantat besteht aus einer dünnen und flexiblen Elektroenzephalografie-Elektrode und einer Sendeeinheit. Ein Jahr lang soll es Zeitpunkt, Ort und Hirnaktivität während eines epileptischen Anfalls automatisiert dokumentieren. Neben dem Universitätsklinikum Freiburg sind die Mayo Clinic Arizona und die University of Philadelphia an der Studie beteiligt. In Freiburg sollen 15 Patientinnen und Patienten mit dem neuen Gerät versorgt werden. Die ersten haben das Implantat bereits erhalten.

„Das objektive Aufzeichnen von epileptischen Anfällen über längere Zeiträume ist eine Zukunftstechnologie. Mit ihr könnten wir die Diagnostik und damit die Behandlung von Epilepsie-Patient*innen grundlegend verbessern“, sagt Prof. Dr. Andreas Schulze-Bonhage, Leiter der Abteilung Prächirurgische Epilepsiediagnostik – Epilepsiezentrum der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Alle drei Monate werden die Daten bei Kontrolluntersuchungen im Krankenhaus ausgelesen.

Hoffnung auf weniger Krankenhausaufenthalte

Bislang hatten Ärzte und Betroffene vor allem zwei Möglichkeiten der Kontrolle. So lässt sich mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) die Hirnaktivität messen. Allerdings erfordert diese Technik einen Aufenthalt im Krankenhaus, teils mehrfach. Zudem ist sie aufwändig und kann nur ein kleines Zeitfenster von Stunden oder Tagen aufzeichnen. Zuhause führen Betroffene oft ein Anfallstagebuch, mit dem sich wiederum nicht die Hirnaktivität selbst aufzeichnen lässt. Weil sich Patientinnen und Patienten jedoch häufig nicht an einen Anfall erinnern können, sind die Aufzeichnungen bislang unvollständig. „Die objektive Erfassung solcher vergessenen Anfälle kann dazu beitragen, dass die Ärzt*innen ein realistischeres Bild von der Anfallskontrolle erhalten – und damit besser die Therapie steuern und sozialmedizinische Entscheidungen treffen können, etwa ob die Eignung zum Führen eines Autos vorliegt“, so Schulze-Bonhage.

Eingesetzt werden die Implantate das Team um Prof. Dr. Volker A. Coenen der Abteilung für Stereotaktische Neurochirurgie der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Freiburg. Während der von dem dänischen Hersteller finanzierten Studie die Sensortechnologie parallel zu regelmäßigen EEG-Untersuchungen und einem Anfallstagebuch eingesetzt. So können die Techniken im Anschluss verglichen werden. „Mit der neuen Technologie wären wir nicht mehr darauf angewiesen, dass ein Anfall während des Krankenhausaufenthalts stattfindet, um ihn zu bewerten. Das käme vor allem all den Patient*innen zugute, die die Epilepsie im Alltag einschränkt, bei denen die Anfälle aber in längeren Abständen auftreten“, sagt Schulze-Bonhage. Die Forscher haben die Hoffnung, dass Betroffenen künftig durch das Implantat einige Krankenhausaufenthalte erspart bleiben könnten.