In vielen Krankenhäusern in Deutschland ist die wirtschaftliche Situation nach wie vor schlecht. Trotzdem müssen die Kliniken vor allem in Digitalisierung, IT und medizinische Innovationen investieren, da sie sonst ihre Zukunftsfähigkeit riskieren. Immer mehr Häuser gehen deshalb Partnerschaften mit Medizintechnikunternehmen ein. Das zeigen die Ergebnisse der „Krankenhausstudie 2018“, für die Roland Berger die 500 größten deutschen Krankenhäuser befragt hat.
Trotz guter Konjunktur und steigender Umsätze konnten 41 Prozent der Kliniken in Deutschland im vergangen Jahr keinen Überschuss erwirtschaften. Fast 30 Prozent schrieben 2017 sogar rote Zahlen. Auch für 2018 ist keine Verbesserung in Sicht. 54 Prozent der deutschen Krankenhäuser geben an, ausreichend zu investieren. Die übrigen nennen als Gründe für mangelnde Investitionstätigkeit, dass die Fördermittel nicht ausreichen und dass sie zu wenige Einnahmen aus dem laufenden Betrieb erwirtschaften. Ausgaben finanzieren viele Kliniken über Kreditaufnahmen. Diese Möglichkeit wird im Vergleich zum Vorjahr als besser eingeschätzt. „Daraus lässt sich schließen, dass Investitionen vor allem über Kredite finanziert werden“, sagt Peter Magunia, Partner von Roland Berger. „Bei den derzeit niedrigen Zinsen ist das naheliegend, aber es verursacht eben auch zukünftige Belastungen. Und wenn das Zinsniveau wieder ansteigt, könnte dies fatale Folgen haben“, warnt Magunia.
Investitionen in Klinik-Digitalisierung unverzichtbar
Krankenhäuser müssen jedoch noch stärker in innovative Lösungen für ihre Patienten investieren, da sie sonst ihre Zukunftsfähigkeit riskieren. „Vor allem beim Thema Digitalisierung der Krankenversorgung sind Investitionen unverzichtbar“, sagt Roland Berger-Partner Oliver Rong. Daneben gebe es andere drängende Baustellen, etwa die veraltete IT-Infrastruktur vieler Häuser. Auch die für die Studie befragten Manager sehen die Chancen der Digitalisierung: Sie zählen das Thema inzwischen zu den drei für sie relevantesten Trends. Zudem berücksichtigen deutlich mehr Krankenhäuser als im Vorjahr (93 Prozent statt 58 Prozent) digitale Themen in ihrer Strategie zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit.
Partnerschaften mit Medizintechnikunternehmen
Eine Möglichkeit für Krankenhausbetreiber, sich Innovationen ins Haus zu holen, ist die Zusammenarbeit mit Medizintechnikunternehmen. 54 Prozent der Befragten sehen solche Firmen als Treiber für Ideen und Innovationen, um moderne Lösungen für die Krankenversorgung zu entwickeln. “Dementsprechend geben auch 70 Prozent an, gezielt mit solchen Kooperationen zu arbeiten, eine sehr positive Entwicklung”, so Rong.
Mehr Digitalisierungs-Projekte
Bei den entsprechenden Projekten haben die Kliniken in den meisten Fällen die Verbesserung der Behandlungsqualität sowie die Steigerung der internen Effizienz im Blick. Die Digitalisierung der Krankenversorgung steht hingegen bislang nur selten bei solchen Kooperationen im Fokus solcher Kooperationen. Dabei gibt es nach Ansicht von Magunia gerade hier ein großes Potential, das Krankenhäuser und Medizintechnikhersteller gemeinsam zum beiderseitigen Nutzen erschließen können. Er geht davon aus, dass die Zahl entsprechender Projekte in Zukunft deutlich zunehmen wird.