Kinderärzte warnen vor Smartphone-Nutzung

Smartphones, Tablets und Spielekonsolen: Kinderärzte sehen bei Kindern aller Altersgruppen gesundheitliche Probleme, die sie auf die zunehmende Mediennutzung zurückführen. 

Von den negativen Gesundheitsfolgen am stärksten betroffen sind Kinder zwischen zehn und 13 Jahren. Aber auch Kleinkinder leiden erheblich unter der täglichen Beschäftigung mit dem Smartphone, zeigen die Ergebnisse der Studie „Smart Aufwachsen 2019?“ der pronova BKK, für die 100 niedergelassene Kinderärzte befragt wurden.

Drei Viertel der Pädiater geben an, dass vor allem Patientinnen und Patienten zwischen zehn und 13 Jahren gesundheitliche Probleme wie Übergewicht oder Lernschwierigkeiten haben. Die Ärzte sehen das als eine Folge zunehmender Mediennutzung bereits im Kindesalter. „Im Alter zwischen zehn und 13 Jahren bekommen viele Kinder ihr erstes eigenes Smartphone. Die Folgen zeigen sich in den Kinderarztpraxen. Das sollte Eltern, aber auch Lehrer und Erzieher aufrütteln und dazu bewegen, Kinder beim Umgang mit eigenen Geräten eng zu begleiten“, sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt bei der pronova BKK.

Entwicklungsdefizite bei Kleinkindern

Die Schwierigkeiten beginnen bereits im Kleinkinderalter: Ein Drittel der Kinderärzte diagnostiziert bei den unter Dreijährigen Defizite beispielsweise in der motorischen Entwicklung, weil bereits Kinder dieser Altersgruppe Smartphones und Tablets in die Hände bekommen. 95 Prozent der Pädiater sind sich einig: Kinder, die in Folge der Mediennutzung beeinträchtigt sind, werden immer jünger. „Unkontrollierter Medienkonsum von Kleinkindern kann ihrer Entwicklung in vielerlei Hinsicht schaden: Diese Kinder bewegen sich meist zu wenig, sind in ihrer Sprachentwicklung gehemmt und ihre Kreativität kann sich nicht entfalten“, sagt Stella Beck, Gesundheitspädagogin (M. Sc.) von der pronova BKK.

Grafik: pronova BKK

Rund zwei Drittel der Ärzte sehen die Gesundheit von Kindergarten- und Grundschulkindern im Alter zwischen drei und neun Jahren durch die Mediennutzung belastet. Etwas besser scheinen Teenager zwischen 14 und 17 Jahren die Nutzung von Smartphone und Co. wegzustecken: Bei Patienten dieser Altersgruppe diagnostiziert lediglich rund die Hälfte der Kinderärzte gesundheitliche Beeinträchtigungen infolge der Smartphone-Nutzung.

Soziale Auffälligkeiten nehmen zu

Die Pädiater führen einige Krankheitssymptomen auf übermäßigen Medienkonsum zurück. Dazu zählen der Befragung zufolge Übergewicht, soziale Auffälligkeiten, motorische Defizite und Lernentwicklungsstörungen. Die Kinderärzte verzeichnen eine deutliche Zunahme dieser Probleme. So haben 79 Prozent der befragten Ärzte in den vergangenen fünf Jahren verstärkt soziale Auffälligkeiten bei ihren jungen Patienten festgestellt. 75 Prozent geben an, dass mehr Kinder zu viel wiegen. 82 Prozent Mediziner sehen bereits heute eine soziale Isolation des Nachwuchses, für die sie auch die Mediennutzung verantwortlich machen.