Telemedizin hat sich bei der Mitversorgung von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz bewährt. Allerdings kann ein einzelnes Telemedizinzentrum bislang nicht mehr als 500 Patienten mitbetreuen. Künstliche Intelligenz (KI) soll bald dabei helfen, die Kapazität telemedizinischer Angebote zu erhöhen.
Allein in Deutschland leiden rund 2,5 Millionen Menschen an einer chronischen Herzinsuffizienz, jährlich kommen rund 300.000 Neuerkrankungen hinzu. Diese großen Patientengruppen können mit den aktuellen Kapazitäten eines Telemedizinzentrums nicht adäquat betreut werden. Das jetzt gestartete Projekt Telemed5000 zielt daher darauf ab, ein intelligentes System zur telemedizinischen Mitbetreuung von mehreren tausend kardiologischen Risikopatienten zu entwickeln. Die Leitung des deutsch-österreichischen Projektes mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft übernimmt die Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die fünfjährigen Fontane-Studie der Charité hatte erstmals nachgewiesen, dass die telemedizinische Mitbetreuung das Leben von Herzpatienten verlängern kann und die Betroffenen weniger Tage im Krankenhaus verbringen müssen. Das Projekt Telemed5000 wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie für drei Jahre mit rund 4,5 Millionen Euro gefördert.
Herausforderung große Patientenzahlen
Mithilfe der Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI), wie etwa Deep-Learning sowie dem Internet of Things (IoT) soll im Rahmen des Projektes eine Systemlösung entwickelt werden, die das Management großer Patientenzahlen in der Regelversorgung technisch ermöglicht. „Bisher fehlt es allerdings an technischen Innovationen, um den rund 200.000 betroffenen Risikopatienten in Deutschland eine telemedizinische Mitbetreuung anbieten zu können. Wir haben das in der Fontane-Studie mal hochgerechnet: Es müssten allein in Deutschland 200 Telemedizinzentren aufgebaut werden, die im 24/7 Betrieb arbeiten, um pro Zentrum 500 bis 750 Patienten täglich klinisch zu bewerten. Das ist finanziell und personell ein unrealistisches Umsetzungsszenario“, sagt Prof. Dr. Friedrich Köhler, Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre Telemedizin und Leiter der Fontane-Studie.
KI als Mitarbeiter in der Telemedizin
Die täglich im Telemedizinzentrum eingehenden Vitaldaten sollen mithilfe von KI „vorverarbeitet“ werden, um damit das medizinische Personal in seinen Entscheidungen zu unterstützen. Auch bei den Messgeräten der Patienten zu Hause soll es Verbesserungen geben: Dazu kommen zusätzlich zu medizinisch und technisch bewährten Messgeräten, wie Waage und Blutdruckmessgerät, Smartphones und Wearables zum Einsatz. Diese Geräte zeichnen neue Vitalparameter auf, wie zum Beispiel die Stimme des Patienten sowie dessen körperliche Aktivität. Diese Sensorik wird in das Gesamtsystem integriert. Die Auswertung der Parameter durch Algorithmen soll dazu beitragen eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes frühzeitig zu erkennen. Zudem soll ein KI-basierter Analyzer die „Vorverarbeitung“ des vom Patienten zu Hause durchgeführten EKGs übernehmen.
Datenschutz wichtig
Da der Datenschutz und die datenschutzkonforme Verarbeitung bei KI-Projekten wichtig sind, sollen sie bei der Entwicklung und Anwendung der Innovationen kontinuierlich berücksichtigt werden. So sollen zu jedem Zeitpunkt des Projektes die Datenschutzgrundsätze gewährleistet und die Rechte der Personen geschützt werden.