KZBV kritisiert Gematik

Viele Zahnärzte sehen in der Digitalisierung des Gesundheitswesens Chancen für Patienten und Praxen. (Foto: © Siarhei Lenets /123rf.com)

Die meisten Zahnärzte sehen in der Digitalisierung des Gesundheitswesens Chancen für Patienten und Praxen. Das betont die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) anlässlich des aktuellen Umsetzungsstandes der Telematikinfrastruktur (TI). Zugleich kritisiert sie das Vorgehen der für die TI verantwortlichen Gematik, deren Mehrheitsgesellschafter seit 2019 das Bundesministerium für Gesundheit ist.

„Mangelhafte Kommunikation seitens der Gematik und auch kürzlich die VSDM-Störung machen es uns schwer, Akzeptanz für die TI im Berufsstand zu fördern“, sagt Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellv. Vorstandsvorsitzender der KZBV. Er ergänzt: „Da wir als handelnder Akteur diese hochkomplexe Infrastruktur aber weiter voranbringen wollen, weisen wir auf immanente Risiken und Fehlentwicklungen hin. “ Die Unzufriedenheit der Zahnärzteschaft sei extrem hoch und nehme noch zu, falls Deutschlands größtes Gesundheitsnetz weiter als kostentreibendes Ärgernis wahrgenommen werde. Nach Ansicht der KZBV sollten Zahnärzte endlich den versprochenen Mehrwert der TI erleben. „Dies wird mit den Anwendungen Elektronischer Medikationsplan, Notfalldatenmanagement und dem Kommunikationsdienst KIM sowie später mit der Elektronischen Patientenakte möglich sein.“

Stabilen Betrieb gewährleisten

Um die Mitwirkung der Heilberufe nicht zu verspielen, müsse insbesondere der stabile Betrieb der TI und ihrer medizinischen Anwendungen gewährleistet sein. Die KZBV fordert deshalb, dass künftig ausschließlich ausreichend unter Praxisbedingungen getestete Anwendungen in die Fläche gehen dürfen. Diese Anwendungen solltenstabil und sicher laufen. Erst dann könne die maßvolle Einführung neuer Anwendungen angegangen werden. Als kontraproduktiv bewerten die Zahnärzte hingegen die Reduktion von Feldtests bei wichtigen Komponenten und Diensten. „Schnelligkeit um jeden Preis vor Praktikabilität und Zuverlässigkeit darf nicht das Mittel der Wahl sein, um unrealistische gesetzliche Fristen zu halten”, mahnt Pochhammer.

So hatten von der KZBV geforderte Feldtests von KIM und der qualifizierten elektronischen Signatur mittlerweile behobene Fehler offenbart. Labortests von Gematik und Herstellern konnten diese Fehler nicht identifizieren . „Ohne den Einsatz der Test-Praxen und Test-KZVen würde es einmal mehr viel Unmut beim Ausrollen von KIM geben“, ist Pochhammer überzeugt. 

Die KZBV betont, dass die umsichtige Entwicklung nutzenbringender und nutzerfreundlicher Anwendungen wichtig ist. Ausführliche Tests und Evaluationen seien jedoch ein absolutes Muss, um Akzeptanz für digitale Neuerungen zu schaffen. Hier setze man auch auf die Rückendeckung anderer Gesellschafter und der Gematik gegenüber dem BMG.

TI muss Entlastung bringen

Für Heilberufe sollte die eine positive Ergänzung im Versorgungsalltag sein. „Sie muss zur Entlastung etwa bei Anamnesen und Diagnosen beitragen, sodass Zahnärzte mehr Zeit für Patienten haben, anstatt mühsam relevante Unterlagen anzufordern“, so Pochhammer. Er betont: „Beschlüsse der Gematik werden zu häufig gegen uns gefasst, obwohl wir unverzichtbare Multiplikatoren sind. Auf uns wird es bei Anwendungen wie der ePA ankommen, wenn diese erfolgreich sein sollen.” Anliegen von Praxen sollten von der Gematik ernst genommen und konstruktiv gewürdigt werden.

So dürfe das Erstellen technischer Spezifikationen „am Reißbrett“ nicht losgelöst von aktuellen Ausstattungen der Praxen erfolgen. Stattdessen müssten bestehende Komponenten mit einbezogen werden. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten G0- oder Vorläufer-Karten, zu denen neben dem eZahnarztausweis auch die weit verbreiteten ZOD-Karten zählen. „Diese sollten als bewährter Vorläufer des elektronischen Heilberufeausweises der Stufe G2 ‚per Federstrich‘ zum Auslaufmodell werden! Daher haben wir uns bei gematik und BMG intensiv für einen tragfähigen Kompromiss eingesetzt”, so Pochhammer

Mit Blick auf die Störung des Versichertenstammdatenmanagements und die lange ungeklärte Finanzierung der Kosten mahnte Pochhammer eine verbesserte Kommunikation der Gematik an. Nicht nur bei diesem ärgerlichen Vorfall habe es an erschöpfenden und rechtzeitigen Sprachregelungen für Landesebene und Praxen gemangelt. Angestrebt werden müsse deshalb die schnellere Bearbeitung von Themen, die für berechtigten Frust sorgen.