Gemeinsam gegen den Pflegenotstand

Die Johannesbad Gruppe kritisiert Bundesgesundheitsminister Spahn: 8.000 neue Pflegekräfte, wie von Jens Spahn gefordert, reichen nicht. Der Vorstandsvorsitzende der Johannesbad Gruppe fordert vor allem eine bessere Bezahlung und mehr Investitionen in die Ausbildung.

Gesundheitsminister Jens Spahn will Pflegekräfte aus dem Ausland anwerben: ein Vorstoß, den Dr. York Dhein, Vorstandsvorsitzender der Johannesbad Gruppe erst einmal unterstützt. Die Johannesbad Gruppe, eine der größten Reha-Anbieter in Deutschland, akquiriert seit Jahren Mitarbeiter für ihre Fach- und Rehabilitationskliniken im Ausland – mit guten Erfahrungen. Doch übt Dr. York Dhein auch Kritik an den Plänen des neuen Gesundheitsministers: „8.000 neue Pflegekräfte, wie Jens Spahn fordert, reichen bei weitem nicht aus, den Notstand zu beenden – das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: In der Altenpflege, in Akutkrankenhäusern und Rehakliniken fehlen Mitarbeiter. Hier müssen wir schnell und wirksam handeln – nicht nur demonstrativ fordern.“ Seine Aufforderung: „Politik und Dienstleister müssen gemeinsam dem Pflegepersonalmangel entgegenwirken und ihre Aktionen bündeln. Dafür setzen wir uns als Klinikvertreter gerne mit der Bundesregierung an einen Tisch.“

Kostenträger sollen mit einspringen

Dhein macht deutlich, dass es nicht genüge, kurzfristig Pflegekräfte aus dem Ausland anzuwerben. „Denn auch diese Länder leiden bereits unter dem Fachkräftemangel im Gesundheitssektor. Zudem verschärft der demografische Wandel die Situation.“ Der Vorstandsvorsitzende der Johannesbad Gruppe fordert vor allem eine bessere Bezahlung und mehr Investitionen in die Ausbildung. „Das Personal muss mehr verdienen für den harten Job, den sie täglich in der Pflege und in Kliniken leisten“, betont Dhein und ergänzt: „Die höheren Kosten können die Arbeitgeber jedoch nicht alleine schultern, hier müssen die Kostenträger wie Kranken-, Renten- und Pflegeversicherungen mit einspringen.“

Kliniktag zum Preis einer Hotelübernachtung

Für einen Tag in der orthopädischen Anschlussheilbehandlung erhält eine Klinik im Schnitt pro Patient rund 100 Euro. „Damit sind die medizinischen Leistungen, alle Therapien, Essen und Übernachtung abgegolten“, sagt Dr. York Dhein. Man müsse nur einmal bedenken, was eine Hotelübernachtung koste und das in Relation setzen. „Da bleibt nichts mehr übrig, um höhere Löhne zu finanzieren.“

Anerkennung ausländischer Abschlüsse

Die Johannesbad Gruppe wirbt schon heute Mitarbeiter aus Polen, Kroatien, Tschechien und Österreich an. Doch wer im Ausland einen Gesundheitsberuf erlernt hat, muss in Deutschland noch immer sehr lange auf die Anerkennung der erworbenen Abschlüsse warten. „Das muss beschleunigt und vereinfacht werden“, fordert Dhein. „Wir achten auf gute Sprachkenntnisse oder unterstützen sie mit Deutschkursen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Er fügt an: „Gerade in der Therapie am Menschen ist Kommunikation entscheidend.“ Der Gesundheitsdienstleister mit neun Fachkliniken bildet deutschlandweit in vier eigenen Berufsfachschulen selbst aus. Die Gruppe beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete zuletzt einen Gesamtumsatz von 120 Millionen Euro.