Die elektronische Arztvisite (elVi) in Pflegeheimen wird nach einer erfolgreichen Testphase im ostwestfälischen Bünde seit Anfang Juli nun auch sukzessive auf andere Praxisnetzregionen in der Region Westfalen-Lippe ausgeweitet.
Nach einem positiven Pilotprojekt wird die elektronische Arztvisite in Pflegeheimen seit Anfang Juli 2017 in der Region Westfalen-Lippe weiter ausgeweitet. Eine entsprechende Vereinbarung wurde von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe und der AOK Nordwest in Dortmund unterzeichnet.
AOK-Vorstandschef Tom Ackermann ist von elVi überzeugt: „Das Projekt hat großes Potential und wird mit dazu beitragen, die medizinische Versorgungsqualität älterer Menschen weiter zu verbessern.“ Dazu werden in den nächsten Monaten einzelne Arztnetze und Pflegeheime angesprochen. Im weiteren Verlauf sollen dann auch ambulante Pflegedienste eingebunden werden.
KVWL-Vorstandsmitglied Thomas Müller freut sich, dass mit der AOK Nordwest ein bedeutender Partner für dieses Versorgungsprojekt gefunden wurde. „ElVi hat bewiesen, dass telemedizinische Anwendungen in Zeiten einer älter werdenden Gesellschaft Ärzte bei ihrer Arbeit entlasten können – und das bei gleichbleibend hoher Qualität. Deshalb wollen wir elVi jetzt gemeinsam mit der AOK und den Ärztenetzen zum Wohle der Patienten flächendeckend im Zusammenhang mit regionalen Pflegeheimverträgen einführen“, so Müller.
Ärztenetz MuM als Vorreiter
Im Ärztenetz MuM – Medizin und Mehr eG in Bünde wurde elVi erfolgreich getestet. In dem von der KVWL finanzierten Modellprojekt führen die teilnehmenden Arztpraxen auf Anfrage der Pflegekräfte in bislang 13 Pflegeheimen der Region eine elektronische Arztvisite durch. Der niedergelassene Arzt und die verantwortliche Pflegekraft halten dann über ein webbasiertes Videokonferenzsystem per Tablet oder PC eine elektronische Arztvisite ab, um Unklarheiten, Medikationsanfragen, Beurteilungen chronischer Wunden oder Therapievorschläge zu besprechen.
Prüfung der Vitalfunktionen möglich
Dabei gibt es eine Live-Schaltung zwischen der Arztpraxis und der stationären Einrichtung. Die elektronische Visite kann bei Bedarf um die Erfassung von Vitalparametern wie Herzrhythmus, Sauerstoffspannung, Körpertemperatur oder Blutzuckergehalt des Patienten ergänzt werden.
Diese werden in Echtzeit über Messgeräte erhoben und sind dem Arzt sofort zugänglich. Die erforderlichen Datenschutz- und Qualitätsstandards werden dabei erfüllt. Jedoch kann elVi nicht jeden Arztbesuch ersetzen. Aber durch die moderne Technik können die involvierten Ärzte schnell sehen, wie es dem Patienten geht und dann konkret helfen.
Ackermann und Müller sind davon überzeugt, dass die elektronische Visite nicht nur hohes Potenzial in der Versorgung hat, sondern auch zu einer Reduzierung von Krankenhauseinweisungen in der Nacht oder am Wochenende führt. Darüber hinaus könne die Zahl von nicht zwingend erforderlichen Arztbesuchen deutlich reduziert werden, was die niedergelassenen Ärzte entlaste. Das Fazit der beiden Kooperationspartner: Der Arzt spare Zeit und könne gleichzeitig häufiger bei seinen Patienten sein.