Douglas-Kette wird Online-Apotheker

Flaggschiff-Filiale der Douglas-Parfümerie an der Frankfurter Zeil
Flaggschiff-Filiale der Douglas-Parfümerie an der Frankfurter Zeil (Foto: Parfümerie Douglas GmbH)

Der europäische Marktführer unter den Parfümerieketten steigt durch die Übernahme der niederländischen Disapo.de Apotheke B.V. in den Onlineapothekenmarkt ein. Die Freie Ärzteschaft befürchtet angesichts dieser Akquisition ein Vordringen telemedizinischer Großanbieter zulasten lokaler Arztpraxen.

Mit dem Erwerb des niederländischen Arzneimittelversenders Disapo will Douglas neue Wachstumsbereiche erobern. „Die Märkte für Schönheit und Gesundheit wachsen zunehmend zusammen. Mit dem Einstieg in den Online-Apothekenmarkt werden wir die Wachstumschancen im Gesundheitsmarkt systematisch nutzen“, erklärte Douglas-Chefin Tina Müller.

Durch den Start des E-Rezepts in Deutschland erwartet Müller kräftige Zuwächse im Online-Apothekengeschäft. Douglas will dieses Wachstumspotential nutzen, zumal das Unternehmen allgemein im Online-Geschäft sehr erfolgreich unterwegs ist: Gegenüber der Zeit vor Corona konnte Douglas die Online-Umsätze fast verdoppeln. Noch in der ersten Jahreshälfte will die Parfümerie zunächst in Deutschland rezeptfreie Arzneimittel anbieten. Die Möglichkeit zur Bestellung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln soll auf dem Douglas-Marktplatz, in den Disapo integriert wird, im Laufe des Jahres folgen.

Apotheken in der stationären Parfümerie

Einem Handelsblatt-Bericht zufolge beabsichtigt die Parfümeriekette außerdem, in ihren Flaggschiff-Filialen Apotheken-Counter einzurichten. Hier sollen Apotheker zu Nahrungsergänzungsmitteln und Apothekenkosmetik beraten. Ein Pilotprojekt auf der Frankfurter Einkaufsmeile Zeil werde gut angenommen. Langfristig sollen an den Apotheken-Countern auch Arzneimittelbestellungen abgeholt werden können.

Die Disapo.de Apotheke B.V. ist bislang vor allem in Deutschland und China aktiv. Im Geschäftsjahr 2021 habe das Unternehmen mit rund 200 MitarbeiterInnen einen Umsatz im hohen zweistelligen Millionenbereich erzielt. Douglas hat den Anbieter zu einem Kaufpreis im mittleren zweistelligen Millionenbereich übernommen.

Telemedizin-Anbieter durch die Hintertür?

Der Ärzteverband „Freie Ärzteschaft e.V.“ betrachtet die Übernahme in einer aktuellen Stellungnahme derweil kritisch. „Wie schon andere Mitbewerber warten alle darauf, dass sich in Deutschland das elektronische Rezept für Kassenrezepte durchsetzt, ermöglicht durch in Berlin beschlossene Gesetze“, kommentiert die Vize-Vorsitzende der Freien Ärzteschaft, Dr. Silke Lüder. Die Freie Ärzteschaft befürchtet, dass sich indirekt durch die Online-Versandapotheken zunehmend telemedizinische Großanbieter etablieren und von lokal wirkenden Medizinern Patienten übernehmen.

„Da fast allen Patienten künftig ein großformatiger Papierausdruck mit einem QR-Code mitgegeben wird – zusätzlich zur online Weiterleitung des Rezeptes an den zentralen Server – können die Kassenrezepte direkt über eine App an ausländische Versandapotheken weitergeleitet werden. Diese verweisen teilweise gleich direkt auf Telemedizinfirmen“, führt Lüder aus. Immerhin sei diese Art der Werbung vom Bundesgerichtshof kürzlich allerdings als illegal bewertet worden.

Die Parfümerie Douglas GmbH ist eine 1910 in Hamburg gegründete international tätige Parfümerie-Filialkette mit Hauptsitz in Düsseldorf. Das Unternehmen war Teil der Douglas Holding und gehört seit dem 1. Juni 2015 zu 85 Prozent dem Finanzinvestor CVC Capital Partners und zu 15 Prozent der Familie Kreke, die seit dem Jahr 1969 bei Douglas engagiert ist. Mit rund 2.400 Filialen und einem Umsatz von 3,1 Milliarden Euro ist Douglas europäischer Marktführer.