Klinische Studien sind für Unternehmen extrem zeit- und kostenintensiv. Die digitale Plattform Climedo will das ändern. Mit dem Einstieg von Nauta Capital und weiterer Investoren sammelt das Münchner Unternehmen jetzt fünf Millionen Euro ein.
Climedo ist eine digitale Plattform für elektronische Datenerhebung im Rahmen von dezentralen klinischen Studien. Mit der Climedo-Technologie sollen sich Aufwand und Kosten für klinische Studien deutlich reduzieren.
Schnellere und kostengünstigere Zulassungen von Arzneimitteln und Medizinprodukten will das Unternehmen durch die Verwendung einer datenschutzkonformen Telemedizin-Lösung für die Erhebung und Verarbeitung von Echtzeitdaten erreichen. Auch die effiziente Durchführung von Patienten-Follow-ups, etwa in Phase-IV-Studien bzw. Post-Market Clinical Follow-ups (PMCF) wird ermöglicht. Hierfür kommen unter anderem elektronische Patientenbefragungen, sogenannte „electronic patient-reported outcomes” (ePRO), zum Einsatz. Dabei pflegen StudienteilnehmerInnen ein elektronisches Tagebuch, in das alle studienrelevanten Patientendaten (Adhärenz, Symptome und weitere) eingetragen werden.
Für die Nutzung von Climedo ist jedes internetfähige Endgerät geeignet. Eine App-Installation ist nicht erforderlich, wodurch mehr PatientInnen einfacher teilnehmen können. Dezentrale Studien können laut einer Befragung von Informa Connect aus dem Jahr 2021 im Vergleich zu herkömmlichen Studien durchschnittlich knapp drei Monate einsparen.
Vereinfachter Zugang zu klinischen Studien
Nauta Capital Partner Guillem Sagué sieht darin genau den richtigen Weg. „Dies ermöglicht auch kleinen Unternehmen den Zugang zu klinischen Studien. Gleichzeitig lohnt sich die Zulassung von Medikamenten für seltene Erkrankungen aus Kostengründen oftmals nicht – auch dies möchte Climedo ändern. Die Digitalisierung hat das Potenzial, die Abläufe deutlich effizienter zu machen und trägt dadurch zu einer Demokratisierung der Entwicklung von Medikamenten bei.“
Neben dem Einstieg der Risikokapitalgesellschaft Nauta Capital beteiligen sich Westtech Ventures aus Berlin sowie bestehende Business Angels wie Professor Dr. Christian Wallwiener (Gründer und Geschäftsführer der WMC Healthcare) an der Finanzierungsrunde.
Software soll patientenorientierter werden
Climedo will die zusätzlichen Investorengelder für die Expansion innerhalb Europas und für die Weiterentwicklung der Software einsetzen. Die Software soll noch patientenorientierter werden und künftig die komplette Kommunikation zwischen StudienkoordinatorInnen, ÄrztInnen und PatientInnen ermöglichen. Auch mehr Schnittstellen, beispielsweise zur Telemedizin und zu Wearables, sind geplant.
Climedo arbeitete bereits mit Kliniken wie der Berliner Charité, verschiedenen DiGA- und Medizinprodukte-Herstellern wie Rehago und Gelita Medical sowie Auftragsforschungsinstituten wie Ceres und Analyze & Realize zusammen. Das Digital Health Unternehmen wurde 2017 von Sascha Ritz, Dragan Mileski und Veronika Schweighart gegründet und hat seinen Sitz in München. Es beschäftigt derzeit rund 50 Mitarbeitende.